Seit über drei Jahren Terror und verstärkter Gewalt durch Islamisten nicht nur im Nordwesten des Landes, viele Tote und Verletzte,  fast 900.000 Binnenflüchtlinge in Burkina Faso bei mangelnder Lebensmittelversorgung –und nun auch noch das Corona-Virus.

Der Hauptpartner der TIKATO-Gruppe (AK Brot für die Welt-TIKATO) ist das Entwicklungsbüro der evangelischen Kirchen (ODE) und sein Direktor Etienne Bazie  sind in größter Sorge.” Die Ansteckungsgefahr ist bei uns besonders hoch; wir haben so gut wie  keine Atemmasken, Desinfektionsmittel  oder Handschuhe.  Die ganze Jugend ist betroffen: von Kita über Schulen bis Universitäten sind alle geschlossen. Es gibt keine häusliche Beschulung. “Viele von uns sind sowieso schon geschwächt durch die große Hitze von momentan 42 Grad, durch Dengue-Fieber und andere Infektionen. Viele Menschen haben ja noch nicht einmal Zugang zu sauberem Wasser”, so Bazie am Telefon im Gespräch mit der TIKATO-Vorsitzenden Heidi J. Stiewink. Das ODE-Büro macht teilweise Homeoffice; Etienne Bazie selber ist täglich im Büro und mit seinen Fachleuten  in den Projekten. In den Dörfern ist das Virus bisher nicht aufgetreten. Pissila, die Stadt am TIKATO-Staudamm hat Tausende von Flüchtlingen aus dem Norden aufgenommen. Dort bangt man vor der Gefahr besonders. Wie soll man so viele Menschen schützen ohne entsprechendes hygienisches Material. Das Land Burkina Faso verfügt keinesfalls  über ein funktionierendes Gesundheitssystem. In Dori-der Patenstadt der Stadt Wetzlar – haben der Bürgermeister sowie der Landrat persönlich Besuche an den Stellen gemacht, wo die politischen Regeln gelten sollen. Sie sind sehr dankbar, dass in der Sahelzone selber bisher noch kein Mensch infiziert ist (Quelle lefaso.net)

Dass nicht nur in den Wohnhäusern aus Strommangel die Klimaanlagen ausfallen, sondern auch in den Krankenhäusern  und die Menschen dann nicht nur von den Sauerstoff-Maschinen abgeschaltet sind sondern in den heißen Klinikzimmern entsetzlich leiden, wissen die TIKATO-Verantwortlichen von befreundeten Ärzten in Ouagadougou. Der TIKATO-Freund und Sohn des langjährigen Partners Michael Yanogo,  Dr. Donald Yanogo, Facharzt für gesunde Ernährung aus Ouagadougou hat sich in der Klinik mit dem Corona-Virus angesteckt  und auch seine 4köpfige Familie–alle sind in Quarantäne. Ärztin  Dr. Adonija Bazie, in der Kreuzkirche in Wetzlar schon aufgetretene Kirchenmusikerin anlässlich des 40. TIKATO-Jubiläums, berichtet sorgenvoll:” 48 Stunden müssen wir warten, bis der Test aus dem einzigen Labor in der südlichen Stadt Bobo-Dioulasso feststeht. Das Labor in der Hauptstadt ist noch nicht fertig.  Es gibt kein einziges gutes Beatmungsgerät in Burkina Faso”.

Aus der nördlichen Region um Ouahigouya,  berichtet Loukmane, der Assistent des Alternativen Nobelpreisträgers Yacouba Sawadogo am Telefon, dass auch “die dörfliche Bevölkerung sich streng nach den neuen Regeln verhält. Wir sind froh, dass noch niemand hier vom Virus berührt ist”, ist er dankbar, “aber die Hauptstadt und weitere Städte sind enorm angegriffen davon.” Am 27.März hat die Regierung nun neu verfügt, alle acht vom Virus berührten Städte vorläufig  für 14 Tage unter Quarantäne zu stellen. Niemand darf also seinen Wohn- bzw. momentanen Aufenthaltsort verlassen. Jede neu infizierte Stadt wird isoliert.

Auch die hier in der Region gut bekannte Pädagogin Bernadette Kabre hat ihre privaten Kindergärten bis auf Weiteres schließen müssen. Das bedeutet: Null-Verdienst, auf Wochen hinaus, aber die Kosten bleiben. Es gibt auch keine finanziellen Hilfen des Staates wie  zum Beispiel in Deutschland,  Europa , USA. Wird Afrika und damit Burkina Faso wieder der große Verlierer, auch  im Corona-Fall? Auch sie ist Risiko-Patientin und kann ihr Haus nicht verlassen. Auch der von TIKATO und einer Berliner/ Enger  Gruppe finanzierte Kindergarten in Koudougou und der  TIKATO-Kindergarten in Tiguendalgue mussten schließen. Das von TIKATO und der Inselgemeinde Langeoog unterstützte kirchliche Berufsschulzentrum CET ist ebenfalls außer Dienst gesetzt, schreibt Direktor Thoma Yameogo heute an den TIKATO-vorstand.

Dort, wo sich in den Kirchen mindestens einmal wöchentlich bis zu 1000 Menschen zum Gottesdienst versammelten, sind geschlossene Türen. “Wir haben nur mit unseren Familienmitgliedern zu acht unseren Gottesdienst gefeiert. Dabei haben wir auch für Euch, unsere Freunde, für die vielen Infizierten, Eure Bevölkerung gebetet”, bedauert der Etienne Bazie und bittet darum , auch an “uns zu denken”. Auch die Freitagsgebete auf öffentlichen Plätzen und in Moscheen sind verboten.   152  junge und alte Menschen sind  momentan infiziert,  zehn Tote, 7 sind geheilt.

Der Präsident des Landes Roch Kabore, seine Frau und fünf Minister gehören zu den Infizierten. Der 2. Parlamentspräsident ist verstorben. Erst seit drei Wochen ist das Virus auch in Burkina durch zwei Rückreisende aus Frankreich angekommen, dafür aber ist die Infektionsrate schon hoch. “Der Kampf gegen Covid 19 muss Priorität haben” betonte Präsident Kaboré, denn schon die WHO hat den afrikanischen Kontinent aufgefordert, ” sich auf das Schlimmste vorzubereiten”.

Inzwischen sind die Grenzen für Züge, PKW und Busse geschlossen; es ist auch eine Sperre der privaten Reisen innerhalb von Burkina aller Transportmittel-vom Eselkarren bis zum Bus- angeordnet.” Menschen aus Ouagadougou können nicht mehr ihre Eltern in Koudougou besuchen und umgekehrt”,  schreibt Azanja Kabre. Alle Restaurants sind geschlossen. Nur innerburkinische Passagier-Flüge sind erlaubt; der Frachtverkehr bleibt bisher erhalten.

“Die neuen Maßnahmen sind sehr einschneidend für uns alle”, bedauert Bazie: Eine vierwöchige Ausgangssperre wurde verhängt von 19 bis 5 Uhr. Das betrifft nicht nur die Bäcker , die ansonsten ab Mitternacht die in Burkina üblichen Baguettes, Weißbrote backen und die Millionenstadt Ouagadougou und die anderen Regionen versorgen.  Alle großen Märkte und die “wandernden” Märkte sind verboten, geschlossen. Aber die Menschen auf den Märkten  bieten oft das heute an, wovon sie morgen leben, also die Mehrheit lebt von der Hand in den Mund. Auch die Maurer werden als Tagelöhner bezahlt, haben sie heute keine Arbeit, haben sie morgen nichts zu essen. Die Bevölkerung ist verärgert, dass die für besser Verdienende vorbehaltenen Supermärkte geöffnet bleiben, doch die Kauf- und Einkommensquelle “kleiner Leute”, die traditionellen  Märkte verschlossen bleiben.” Das birgt Gefahren und ist unangemessen”, schreibt der Journalist in Net-Afrique: es  könnte Unruhen heraufbeschwören.

ODE hilft, so gut es die kirchliche Organisation es kann.  So hofft der Partner auf das Gelingen der Benefizaktion “Tausche Mangos gegen Schule” im Mai in Wetzlar, Braunfels und Gießen sowie in Böblingen , um wenigstens den Grundschulen zu helfen.  Denn all ihre anderen freien  Mittel sind bisher vor allem den Binnenflüchtlingen zu Gute gekommen. Sie sind nahezu aufgebraucht. Aber: Viele Spenden bleiben inzwischen aus. Auch in Wetzlar, Gießen , Mittelhessen und darüber hinaus in TIKATO-partnerschaftlichen Gemeinden sind die Kirchen geschlossen und dadurch entfallen auch die Kollekten, die in manchen Gemeinden  sogar einmal pro Monat für Burkina Faso gedacht sind—auf unabsehbare Zeit hinaus.

Deshalb bittet der AK TIKATO um Solidarität mit den Menschen in Burkina Faso, die seit 46 Jahren Partner und Freunde geworden sind. Spenden werden erbeten zum Fortbestand der “Projekte zur Nahrungsmittelsicherung “und  zur “Corona-Hilfe für Burkina Faso” . Weitere Information bei info@tikato-burkina-faso.de und 0151 7019 43 75.

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[vc_gallery interval=”5″ images=”9711,9712,9713″ img_size=”full”]Bild 1: Pastor und Agrarökonom Etienne Bazie in großer Sorge

Bild 2: Viele Kinder können schon seit dem Terror nicht mehr die Schule besuchen; nun sind sie landesweit geschlossen.

Bild 3:  Einkaufen  gibt es jetzt nicht mehr: Die Märkte in der Hauptstadt Ouagadougou sind zum größten Teil geschlossen (rechts Etienne Bazie).