Am Sonntag, den 31. August 2025, wurde Christin Jeworrek in einem festlichen Gottesdienst in der Evangelischen Kirche in Leun offiziell in ihr Amt als Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinden Leun und Tiefenbach eingeführt. Als um 14 Uhr die Glocken läuteten und das Kirchenschiff bis auf den letzten Platz gefüllt war, war die Freude der Gemeinde deutlich spürbar.
Mit der Einführung ging eine lange Zeit der Vakanz zu Ende. Superintendent Hartmut Sitzler erinnerte in seiner Ansprache an das Bild des Apostels Paulus aus 1. Korinther 12: Die Kirche sei ein „Leib mit vielen Gliedern“. So wie der Mensch aus vielen lebendigen Zellen bestehe, setze sich auch der Kirchenkreis aus lebendigen Gemeinden zusammen. „Die Kirche ist schon voll von Lebendigkeit“, betonte er und hob hervor: „Im Zentrum steht das Evangelium. Um diese frohe Botschaft zu verkünden, sind die Pfarrpersonen da.“ Die Zukunft der Kirche, so Sitzler, liege jedoch nicht allein in den Händen von Pfarrpersonen, sondern wachse immer wieder neu aus den Gemeinden selbst.
Predigt und musikalische Gestaltung
Im Anschluss daran wurde Christin Jeworrek offiziell als neue Pfarrerin eingeführt. Nach vielen Segenswünschen begann sie ihre Predigt mit einem Bezug auf das Buch „Anweisung an einen Unterteufel“ von C.S. Lewis. In diesem Werk wird in Form von Briefen beschrieben, wie ein erfahrener Teufel einem jüngeren Lehrling Ratschläge gibt, Menschen vom Glauben abzuhalten – nicht durch große Sünden, sondern durch kleine Ablenkungen, Gleichgültigkeit und die Fixierung auf Vergangenheit oder Zukunft.
Von dort schlug sie den Bogen zur biblischen Lesung aus dem Lukasevangelium (Lk 4,16–21), in der Jesus im Gottesdienst seiner Heimatgemeinde Nazareth aus dem Propheten Jesaja vorliest und anschließend verkündet: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“ Jeworrek machte deutlich: Gott begegnet uns nicht in der Vergangenheit und auch nicht in einer unbestimmten Zukunft, sondern immer in der Gegenwart. „Der Wind von gestern treibt die Mühle nicht an“, so die Pfarrerin. Das wichtigste Menschenrecht sei es deshalb, allen zu verkünden, dass es für jeden einen Retter gibt.
Musikalisch wurde der Gottesdienst festlich umrahmt von Kreiskantor Dietrich Bräutigam (Orgel und Klavier), dem Kirchenchor und dem Posaunenchor Leun, die der Feier eine besondere Atmosphäre verliehen.
Geprägt durch internationale Erfahrungen
Christin Jeworrek wurde 1991 in Soest geboren. Bereits früh entwickelte sie ihr Interesse an Kirche und Glauben. Ein Internationaler Jugendfreiwilligendienst in Jerusalem prägte ihr Verständnis von gelebtem Glauben nachhaltig.
Anschließend studierte sie Evangelische Theologie in Marburg, Jerusalem und Münster. Nach ihrem ersten theologischen Examen 2019 folgten das Vikariat in Hiddenhausen und 2022 das zweite Examen. Ein Sondervikariat führte sie in die deutschsprachige St.-Gertrud-Gemeinde nach Stockholm. Seit Mai 2022 ist sie ordiniert und war seither im Probedienst tätig – unter anderem in der Kirchengemeinde Wetzlar und als Vakanzvertreterin bereits auch in Leun und Tiefenbach. Zum 1. August 2025 trat sie ihre Pfarrstelle in den beiden Gemeinden offiziell an.
Glauben teilen – Gemeinschaft leben
„Der christliche Glaube hat mir schon viel Kraft und Orientierung für mein Leben gegeben. Ich hoffe, dass er auch in Leun und Tiefenbach seine Kreise zieht, sodass viele Menschen seine befreiende und heilende Kraft erfahren“, so Christin Jeworrek.
Besonders wichtig ist ihr, den Dienst nicht als Einzelaufgabe zu verstehen, sondern in enger Gemeinschaft zu gestalten. „Ich möchte meinen Dienst in die schon bestehende Dienstgemeinschaft meiner künftigen Kirchengemeinden einbringen. Außerdem ist es mir wichtig, Menschen zu ermutigen, ihren Glauben praktisch zu leben, ihn ins Gespräch mit anderen zu bringen und alltägliches Leben miteinander zu teilen.“
Christin Jeworrek legt Wert auf eine beziehungsorientierte Arbeit und freut sich darauf, in den kommenden Monaten viele Gemeindeglieder persönlich kennenzulernen.
Mit Zuversicht in das neue Amt
Mit der Einführung in Leun beginnt für Christin Jeworrek ein neuer Abschnitt. Sie bringt vielfältige Erfahrungen aus Studium, Vikariat und Ausland mit und die Überzeugung, dass Kirche dort lebendig wird, wo Menschen im Glauben und Leben miteinander verbunden sind.
Die Evangelischen Kirchengemeinden Leun und Tiefenbach wünschen ihr alles Gute und Gottes Segen für das neue Amt – in der Gewissheit, dass nun eine segensreiche gemeinsame Zeit beginnen darf.
Melina Ilge und Jan-Christopher Krämer
FOTOS: Jan-Christopher Krämer und Foto Sircoulomb Wetzlar
FOTO 1: Pfarrerin Christin Jeworrek umgeben von ihren Presbyterien sowie allen Pfarrpersonen, die an Ihrem Einführungsgottesdienst beteiligt waren.