Großes Kirchenmusikfest in Wetzlar:

Einen ganzen Tag lang gemeinsam singen und musizieren – dazu hatten die Teilnehmenden am Musikfest des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill im Wetzlarer Dom, im Domgemeindehaus und in der Hospitalkirche Gelegenheit.  „Wir schauen voller Dankbarkeit auf diese Welt und freuen uns an Gottes Schöpfung“, begründete Kreiskantor Dietrich Bräutigam sein Engagement für diesen Tag. Und so konnten jüngere und ältere Menschen unter dem Motto „Schau auf die Welt“ ihre musikalischen Gaben ausprobieren und einbringen. Dies beim Proben im Gesangschor, im Bläserchor, den Christian Reinstädtler dirigierte oder im „BAND“-Workshop unter Leitung von Thomas Fricke. Und natürlich beim großen Abschlusskonzert im Dom. Da begleiteten Jens Amend aus Staufenberg und Chorleiter Jochen Stankewitz die Chöre an der Orgel und am Flügel. Als Vertreter der Stadt war Kulturdezernent Jörg Kratkey gekommen.

Klassisch, traditionell oder zeitgemäß war das Notenmaterial, das den Musikern zur Verfügung stand. So sang der Chor unter Leitung von Dietrich Bräutigam „Verleih uns Frieden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) und „Schau auf die Welt“ von John Rutter (*1945). „Bei der Auswahl der Kompositionen und der zugehörigen Texte habe ich an das anstehende Erntedankfest und an die aktuelle politische Situation gedacht“, so der Kreiskantor. Damit stellte der Tag auch ein musikalisches Statement für die Bewahrung der Schöpfung und die Bitte um den Frieden dar.

Text und Melodie der Mendelssohnschen Chorkantate „Verleih uns Frieden“ stammen ursprünglich von Martin Luther (1483-1546), der mittelalterlichen Hymne „Da pacem Domine“ nachempfunden, die wiederum auf dem Bibeltext 2. Könige 20,19 basiert. Text und Melodie sind heute unter der Nummer 421 im Evangelischen Gesangbuch zu finden: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine.“ Inhaltlich geht es also um einen politisch-sozialen Frieden, den nur Gott herstellen kann. Die Komposition trugen der Bläserchor unter Leitung von Kreisposaunenwart Christian Reinstädtler (Waldgirmes) und der Gesangschor, den Dietrich Bräutigam (Wetzlar) dirigierte, gemeinsam vor. Als Gemeinschaftsprojekt sangen und spielten die beiden Chöre und die Band, zum Teil im Wechsel mit den Konzertbesuchern, zudem „Nun jauchzt dem Herren, alle Welt“ und „Morning has broken“.

Der Brite John Rutter, dessen Werke weltweit aufgeführt werden, gilt vielen als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten von Kirchen- und Chormusik. Sein vierstimmiges Werk „Schau auf die Welt“ beschreibt die Wunder der Schöpfung und ruft dazu auf, diese dankbar wahrzunehmen, sich an ihnen zu freuen und Gott als den Schöpfer zu loben.

Band-Leiter Thomas Fricke aus Katzenfurt übte Pop- und Rocksongs der letzten 40 Jahre mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein. Peer Reis aus Wetzlar erzählte, dass er gern Musik macht. „Ich spiele seit mehr als drei Jahren Bass und sehe hier die Gelegenheit, Neues zu lernen“, so der 18-Jährige auf die Frage nach seiner Motivation. Geprobt wurden im BAND-Workshop „We are the world“ von Michael Jackson, das Joan Osborne-Lied „One of uns“ und die Filmmusik zu „The Greatest Showman“ : „A million dreams“. Eindrucksvoll war auch die Präsentation des Liedes „Wozu sind Kriege da?“ von Udo Lindenberg. Aus der Perspektive eines Kindes fragt der Text nach der Notwendigkeit von Kriegen. Die Rolle des Kindes übernahmen Anni und Lucie aus Werdorf als Sängerinnen, beide acht Jahre alt.

Mit „Fanfare and Tune“ von Benjamin Eibach (*1984) hatte der Bläserchor das Abschlusskonzert eröffnet. Zum Repertoire der Musiker gehörten neben dem „Allegro“ von Traugott Fünfgeld (*1971) auch das schottische Traditional „Loch Lomond“ und die Suite in F-Dur von Georg Philipp Telemann (1681-1767).

„Jeder von uns kann seinen Beitrag in die große Sinfonie Gottes einbringen“, hatte Superintendent Dr. Hartmut Sitzler mit einer Orgelpfeife in der Hand die Anwesenden zu Beginn der Proben begrüßt. „Wir sind Instrumente in Gottes Hand und dazu bestimmt, ihm die Ehre zu geben“, sagte der leitende Geistliche, der selbst im Chor mitsang.

Am Ende des Konzertes gab es reichlich Applaus – auch als kleine Anerkennung für die intensive und professionelle Probenarbeit der Musiker und Chorleiter aus Kirchengemeinden von Erda bis Waldsolms und von Ulm bis Hüttenberg. Zudem wurden die tatkräftigen Helfer mit viel Beifall bedacht sowie Kreiskantor Dietrich Bräutigam als Organisator des Musikfestes.

Eine Aufzeichnung des Konzertes von Achim Hartmann ist über diesen Link aufrufbar:

https://youtu.be/5vYeFs4b97E

 

Bild 1: Sänger und Bläser konzertierten gemeinsam: hinter dem Altar die Chorsänger mit Dirigent Dietrich Bräutigam, vor dem Altar der Bläserchor, den Christian Reinstädtler leitete.

Bild 2:  Anni und Lucie (v.l.) aus Werdorf sangen mit der Band von Thomas Fricke „Wozu sind Kriege da?“ von Udo Lindenberg.

Bild 3: Das Abschlusskonzert des Musikfestes im Dom fand viel Beifall des Publikums.

Bild 4: Zwei Chöre und eine Band fanden Platz im Altarraum des Doms beim Abschlusskonzert des Musikfestes.

Bild 5: Superintendent Dr. Hartmut Sitzler hatte die Musiker mit einer Orgelpfeife in der Hand begrüßt.