Kreissynode tagt in Hüttenberg:

Zahlreiche richtungsweisende Entscheidungen hatte die Synode im März dieses Jahres getroffen. Der Evangelische Kirchenkreis an Lahn und Dill ist noch im Rückblick auf die Vereinigung der Altkirchenkreise Braunfels und Wetzlar 2019 dabei, seine Arbeit neu zu durchdenken und zu ordnen. Die Umsetzung der Neustrukturierungen in den kreiskirchlichen Arbeitsbereichen war jetzt neben den Jahresberichten, Konzepten und Finanzen Thema der Herbstsynode in den Hüttenberger Bürgerstuben.

„Die Erneuerung der Kirche ist unsere Aufgabe“ hatte Superintendent Dr. Hartmut Sitzler seinen ersten Jahresbericht vor der Synode nach seiner Wahl im Herbst 2020 überschrieben.  Die Erneuerung sei gleichzeitig Gottes Gabe und Aufgabe der Kirche und damit nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine geistliche Frage. „Evangelisch sein heißt: fest im Glauben, offen im Denken, verbindlich im Leben“, sagte Sitzler vor den 97 stimmberechtigten Delegierten. Den Gemeinden und vielfältigen Arbeitsbereichen im Kirchenkreis dankte der leitende Theologe für ihren Einsatz in der Corona-Zeit: „Nennen Sie mir mal eine Institution, die in diesen Monaten mit so viel Engagement, Phantasie und Liebe tausend verschiedene Aktionen für die Menschen organisiert hat“,  betonte er im Blick auf die Arbeit der Kirchengemeinden. Für das kommende Jahr freut sich Sitzler auf unterschiedliche Möglichkeiten des Austausches im Kirchenkreis: für jüngere Presbyter an einem für sie veranstalteten Wochenende oder bei der geplanten Partnerschaftskonsultation im Sommer mit Gästen aus Afrika, Indonesien, Italien und Osteuropa.

„Wovon wollen wir uns verabschieden und was wollen wir uns für die Zukunft vornehmen?“ lautete das Thema der Jahresberichte für die 43 Gemeinden und 38 kreiskirchlichen Arbeitsgebiete. Dass sich Gemeindeglieder in der Pandemiesituation nicht mehr zu ihren Gruppen treffen konnten, führte teilweise dazu, dass manche Gruppen nun gar nicht mehr zusammenkommen. Mit alternativen Gottesdiensten im Internet und im Freien aber auch mit analogen Formen wie mit Andachtspost im Briefkasten und Gesprächen am Telefon ist es den Kirchengemeinden gelungen, den Kontakt zu ihren Gemeindemitgliedern nach ihren Möglichkeiten aufrechtzuerhalten. Als mühsam wurde der digitale Konfirmandenunterricht erlebt. Belastend war für viele auch, dass keine Krankenhausbesuche stattfinden konnten und Bestattungen nur im engsten Familienkreis möglich waren. Die Pandemie wurde andererseits als wohltuende Auszeit von der Dauerbeschäftigung mit Veranstaltungen erlebt. Kirchengemeinden haben sich vorgenommen, eingefahrene Strukturen zu überdenken und sich stärker zu vernetzen, auch mit den Vereinen im Ort und mit den Kommunen. Auf Kirchenkreisebene wird auf Anregung und Organisation einer Gemeinde eine Trauergruppe entstehen. Tauffeste im Freien gab es erstmals an der Dill, am Quembach und am Solmsbach.

Derzeit gibt es noch 4, 25 Funktionspfarrstellen, die direkt beim Kirchenkreis angebunden sind – beispielsweise für Krankenhausseelsorge und für die Arbeit an Schulen. Auf Beschluss der Synode soll dieses Kontingent bis 2030 auf 2,5 Stellen reduziert werden.

Das Rahmenkonzept für Personalplanung, dem die Synode zustimmte, umfasst die kirchlichen Berufe außerhalb des Pfarrdienstes. Ziel ist im Blick auf die zurückgehende Finanzkraft, langfristig eine Vielfalt kirchlicher Berufe in möglichst auskömmlichen Beschäftigungsverhältnissen, beispielsweise für Jugendarbeit oder Verwaltung sicherzustellen. Dabei sind auch Kooperationen innerhalb der acht Regionen im Kirchenkreis möglich und erwünscht, denn sie stärken die Zusammenarbeit der Gemeinden.

Für 2022 werden 18 Millionen Euro an Kirchensteueraufkommen in den Haushalt eingestellt (Vorjahr 17,5 Millionen Euro). Damit hat sich die finanzielle Lage positiver entwickelt als zunächst erwartet. Den geplanten Erträgen von 7,5 Millionen Euro stehen für 2021 voraussichtlich Aufwendungen von 7,6 Millionen Euro gegenüber. Hauptgrund für den Fehlbetrag, der aus Rücklagen gedeckt werden kann, ist das Finanzausgleichssystem in unterschiedlicher Ausprägung der beiden Altkirchenkreise Braunfels und Wetzlar, das in Zukunft angepasst werden soll. Aufgrund von Einsparungen in unterschiedlichen Bereichen kann die kreiskirchliche Umlage von 13,75 Prozent im Vorjahr auf 13,5 Prozent für 2022 und damit zum dritten Mal in Folge gesenkt werden.

Auf der Tagesordnung stand auch eine Wahl: Bernd Mack aus Dornholzhausen wurde zum Mitglied im Kreissynodalvorstand (KSV) bestimmt.

Beschlossen wurde zudem das Konzept des Diakonischen Werkes „Diakonie Lahn Dill e.V.“ im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill. Als Teil des Kirchenkreises steht der „Diakonie Lahn Dill e.V.“ Menschen bei, die Rat suchen, die in Lebenskrisen oder als Benachteiligte oder Minderheiten an den Rand der Gesellschaft geraten sind. Hierbei sieht er die aktive Beteiligung an der sozialpolitischen Entwicklung der Region sowie die Vernetzung mit den Gemeinden und den selbständigen diakonischen Einrichtungen im Bereich des Kirchenkreises als wichtigen Teil seiner Aufgaben an.

Darüber hinaus stimmte die Synode einer neuen Visitationsordnung zu. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Assessor Christoph Schaaf hatte sich intensiv mit der Neuaufstellung des jährlichen KSV-Besuches in einer der Gemeinden befasst. Die neue Ordnung ist bereits in diesem Jahr in einer der Gemeinden “getestet” worden, mit positiven Rückmeldungen.

Begonnen hatte die Synode mit einem lebendigen Gottesdienst in der Hochelheimer Kirche, musikalisch gestaltet von Kreiskantor Dietrich Bräutigam an der Orgel und einer „Pfarrerband“. Die Leitung des Gottesdienstes lag bei Assessor Christoph Schaaf, der auch die Koordinierung der Band übernommen hatte. „Kirche, die in die Welt gehört und in der Welt gehört werden will, weil sie etwas zu sagen hat, hat Perspektiven aufzuzeigen“, sagte Ulrike Eidam, Pfarrerin in den Kirchengemeinden Werdorf und Berghausen. Sie hatte Verse aus dem 29. Kapitel des Buches Jeremia zum Mittelpunkt ihrer Predigt gemacht. „Kirche hat davon zu erzählen, was dem Frieden der Menschen und der bedrohten Schöpfung dient“, führte die Theologin aus. Die Synodalen forderte sie auf, gemeinsam danach zu suchen, „was dran ist in der jeweiligen Situation“ und wies auf die Botschaft Jeremias hin: „Die Ansage einer hoffnungsfrohen Zukunft beflügelt die Gegenwart.“

Grüße des Präses und der rheinischen Kirchenleitung überbrachte Landeskirchenrätin Antje Hieronimus.

bkl

Die Predigt von Pfarrerin Ulrike Eidam ist hier zu finden: Predigt im Synodalgottesdienst 5.11.21

 

Bild 1: Jahresberichte, Konzepte und Finanzen standen auf der Tagesordnung der Synode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill.

Bild 2: Dr. Hartmut Sitzler hielt im Rahmen der Synode seinen ersten Jahresbericht als Superintendent.

Bild 3: Zum Mitglied im Kreissynodalvorstand wurde Bernd Mack aus Dornholzhausen gewählt.

Bild 4: Die „Pfarrerband“ spielte im Gottesdienst (v.l.): Thomas Fricke, Michael Perko (am E-Piano im Wechsel mit Dietrich Bräutigam), Hartmut Sitzler, Armin Kistenbrügge und Christian Silbernagel.