Synode verabschiedet Konzeptionen für Pfarrstellen und für Ehrenamtliche in der Seelsorge:

Eine Konzeption für die Ausbildung Ehrenamtlicher in der Seelsorge hat die Synode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill bei zwei Enthaltungen auf ihrer Tagung im Bürgerhof in Katzenfurt beschlossen.  „Immer mehr Menschen brauchen seelsorgliche Begleitung“, so Pfarrer i.R Eberhard Hoppe aus Eschenburg-Eibelshausen, der als Vertreter des Seelsorgeausschusses den 90 Delegierten die Konzeption vorstellte. „Wir wollen Seelsorge als ‚Muttersprache der Kirche‘, wie sie die rheinische Kirche bezeichnet, verstärkt in die Praxis umsetzen.“ Wie bereits in der Notfall- und Telefonseelsorge sollen künftig auch im Bereich der Gemeinde-, Alten- und Klinikseelsorge Dienste von ehrenamtlich Mitarbeitenden übernommen werden. Im Leitbild der Seelsorge im Kirchenkreis heißt es: „Wir handeln nach Jesus Christus indem wir nah bei den Menschen sind und sie begleiten, ermutigen, stärken und trösten auf ihrem Weg des Lebens und Sterbens“. Dazu bedarf es einer entsprechenden Qualifizierung mit Basis- und Aufbaukursen. Erworben werden bei der Ausbildung unter dem Titel „Wege begleiten“ unter anderem kommunikative, ethische und geistliche Kompetenzen. Es wird ein Qualifizierungs- und ein Praxisjahr geben. Für das jeweilige Praxisfeld verantwortliche Mentoren werden die Ausbildung begleiten. Den Abschluss bildet ein Gottesdienst, in dem die Ehrenamtlichen offiziell für ihren Dienst beauftragt werden. „Ein Stellenanteil von 25 Prozent sollte diese Arbeit begleiten“, so Superintendent Dr. Hartmut Sitzler. Der Start der Ausbildung ist unter Leitung von Klinikseelsorge-Pfarrer i.R. Hans-Dieter Dörr und Notfallseelsorge-Pfarrer i.R. Eberhard Hoppe zum Beginn des Jahres 2024 geplant.

Die Situation der Pfarrstellen und der Gliederung der Gemeinden im Kirchenkreis ist im Wandel begriffen. Um diesen in den Blick zu nehmen und entsprechend steuern zu können, hat die Synode mit fünf Enthaltungen eine tragfähige Perspektive bis zum Jahr 2030 beschlossen. Superintendent Sitzler versteht die Pfarrstellenkonzeption als einen zentralen Baustein der organisatorischen Ausrichtung für eine neue Zeit der Kirche. „Das Ziel ist, eine lebendige Gemeindekirche zu ermöglichen“, sagte der leitende Theologe bei seiner Präsentation. Dazu gehören weitere geplante kreiskirchliche Projekte wie die Lektorenausbildung und ein „Freiwilliges Evangelisches Jahr“ (FEJ).

Derzeit ist der Kirchenkreis an Lahn und Dill in acht Regionen mit insgesamt 43 Gemeinden gegliedert. Der Kirchenkreis rechnet für das Jahr 2030 noch mit rund 53.000 Mitgliedern (derzeit 65.000). Die Zahl der Gemeindepfarrstellen soll dementsprechend bis zu diesem Zeitpunkt von derzeit 34,12 auf 17,25 gesenkt werden. Die Zahl der direkt beim Kirchenkreis angebundenen Pfarrstellen wie für Krankenhausseelsorge und Schulreferat soll von 4,12 in 2023 auf 2,37 im Jahr 2030 sinken.

Bei den Überlegungen für den Abbau der Pfarrstellen spielen neben notwendigen Einsparungen auch die hohe Zahl der anstehenden Ruhestände von Pfarrpersonen eine Rolle, verbunden mit einem Personalmangel, der sich bereits jetzt bemerkbar macht. So haben viele Pfarrer entweder die Versorgung von Nachbargemeinden mit übernommen oder eine Vakanzverwaltung für eine frei gewordene Pfarrstelle.

Die acht Regionen werden bis 2030 schrittweise in sogenannte „gemeindliche Einheiten“ übergehen. Diese Einheiten bestehen entweder jeweils aus einer Einzelgemeinde oder einer pfarramtlichen Verbindung von bis zu drei Gemeinden. Es werden sich also weitere Gemeinden vereinigen oder sich mit Nachbargemeinden verbinden, um den Rückgang an Mitgliedern und Pfarrstellen auffangen zu können.

Die Einheiten müssen je mindestens 3000 Gemeindeglieder haben und die regionale Anbindung berücksichtigen. Damit die Aufgaben der Kirchengemeinden angemessen erfüllt werden können, sind für jede Einheit mindestens eine Pfarrstelle, eine Mitarbeitendenstelle, beispielsweise als Diakonin oder Jugendmitarbeiter, sowie eine Verwaltungskraft vorgesehen.

Ziel ist, bis 2030 strukturell, personell und finanziell stabile gemeindliche Einheiten im Kirchenkreis zu bilden.

Über die Form dieser Einheiten wie Vereinigungen von Gemeinden oder  pfarramtliche Verbindungen entscheiden die Kirchengemeinden. Vom Kreissynodalvorstand (KSV) werden sie bei ihren Planungen unterstützt. Im Rahmen ihrer Regionalversammlungen und in den Presbyterien hatten die Gemeinden sich im Vorfeld der Synode bereits eingehend mit den anstehenden Umstrukturierungen beschäftigt. Der KSV nahm in seiner Klausurtagung im Frühjahr diese Überlegungen auf und entwickelte daraus die vorgestellte Konzeption. 2025 wird die Pfarrstellenkonzeption der Synode erneut vorgelegt.

Mit einer Andacht zu Vers 11 aus Psalm 86 von Mirko Häuser (Münchholzhausen) hatte die Synode begonnen. Glaube habe etwas mit dem Unterwegssein zu tun, so der Prädikant: „Menschen bitten Gott um Orientierung und um den richtigen Weg. Sie spüren, dass sie Gottes Hilfe brauchen, damit aus einem Aufbruch ein guter Weg wird.“

 

Die Andacht von Prädikant Mirko Häuser ist hier zu finden:

Andacht zur Kreissynode in Katzenfurt

 

Bild 1: Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill beschloss eine Konzeption für Ehrenamtliche in der Seelsorge sowie eine Pfarrstellenkonzeption.

Bild 2: Die Konzeption für Ehrenamtliche in der Seelsorge stellte Pfarrer i.R. Eberhard Hoppe vor.

Bild 3: Superintendent Hartmut Sitzler präsentierte die Pfarrstellenkonzeption.

Bild 4: Das Leitungsgremium des Kirchenkreises, der Kreissynodalvorstand (KSV) unterstützt die Gemeinden bei ihren Planungen.