Auch Kirchen in Mittelhessen beteiligen sich:

Am heutigen Freitag, 21. September, ist internationaler Friedenstag. Aus Anlass des Europäischen Kulturerbe-Jahres haben Organisationen zu einem europaweiten Glockenläuten aufgerufen.  Kommunen und Kirchengemeinden sind eingeladen, von 18 Uhr bis 18.15 Uhr ihre Glocken in Rathäusern, Kirchen, auf Friedhöfen, an Gedenkstätten oder an Glockenspielen gemeinsam zu läuten. Im Gedenken an den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren und das Ende des Ersten Weltkrieges soll das Läuten ein „starkes Zeichen des Friedens senden”, heißt es von Seiten der kommunalen Spitzenverbände und Kirchen, die die Initiative unterstützen. Dazu zählen unter anderem das Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz. Der Erste Weltkrieg hatte 20 Millionen Tote und 21 Millionen Verletzte gefordert.

„Glocken sind Zeugnisse einer uralten Kulturtradition. Ihr Klang ist gelebtes Erbe. Ihr Ziel: Die Menschen erreichen, verbinden und bewegen”, heißt es auf der Webseite zum Europäischen Kulturerbejahr 2018, das unter dem Motto „Sharing Heritage” (Geteiltes Erbe) begangen wird. ” Glocken waren es, die seit dem Dreißigjährigen Krieg bis zum Ersten Weltkrieg immer wieder zerstört und zu Kanonen eingeschmolzen wurden. Welches Kulturerbe wäre besser geeignet, um 2018 in einem großen Miteinander alle Glocken als gemeinsames starkes Zeichen des Friedens, der Ermunterung und der Identifikation mit unserem reichen gemeinsamen Kulturerbe in und für Europa läuten zu lassen.”

Wie viele Glockenbesitzer sich in der heimischen Region beteiligen, ist nicht bekannt. Die beiden evangelischen Superintendenten Jörg Süß vom Kirchenkreis Wetzlar und Roland Rust vom Kirchenkreis Braunfels befürworten die Teilnahme. Allerdings haben sie die Gemeinden daran erinnert, dass es eine verbindliche Läuteordnung gibt. Danach können die kirchlichen Instrumente nur in Schwingung gebracht werden, wenn sie in eine kirchliche Handlung eingebunden sind. Der rheinische Präses Manfred Rekowski schrieb dazu: „Aus sonstigen Anlässen darf nur auf Anordnung der Kirchenleitung geläutet werden. Eine Anordnung aufgrund politisch oder geschichtlich bedeutsamer Gedenktage oder Ereignisse werde in der Regel nicht erteilt, da durch Ausnahmen die grundsätzliche Privilegierung des kirchlichen Glockenläutens gegenüber den Vorschriften des Bundesimmissionsschutzgesetzes in Frage gestellt werde“.

Deshalb bieten etliche Kirchengemeinden nach dem Läuten eine Andacht oder ein Friedensgebet an. Pünktlich um 18 Uhr werden fast alle Kirchenglocken der evangelischen Kirchengemeinden der Innenstadt läuten. Ausnahme ist die Hospitalkirche. Am Dom beteiligt sich auch die Pfarrei Unsere Liebe Frau. In St. Markus Dalheim und St. Walburgis Niedergirmes findet nach dem Glockenläuten – so wie im Dom – eine kurze Andacht statt, so Pfarrer Peter Kollas. In Braunfels werden die Glocken am Glockenturm der Schlosskirche und in der Kirche St. Georgen geläutet. In der Kirche St. Georgen findet zudem ein Ökumenisches Friedensgebet statt.

Auch die drei Gemeinden, die zum Dekanat Biedenkopf-Gladenbach gehören, also Naunheim, Waldgirmes und Hermannstein, haben sich der Aktion angeschlossen. Der Hermannsteiner Pfarrer Wolfgang Grieb, sieht die Aktion als ein positives Zeichen, „ da es so viele Kriegsherde auch heute gibt, und die zivilen Gesellschaften und Kirchen alle Anstrengungen unternehmen müssen, um Frieden weltweit und innerhalb unsrer Gesellschaft zu fördern. “Das Läuten am Weltfriedenstag der Vereinten Nationen ist ein starkes Zeichen der gemeinsamen Solidarität in diesem Bestreben in Anlehnung an das historische Friedensläuten zum Ende von Konflikten oder zur Mahnung in Konflikten“, so Grieb. Und er ergänzt: „Wir sind natürlich dabei und wollen uns verpflichten, eben auch in der eigenen Region für Frieden zwischen den Gesellschaftsgruppen, den Kulturen und Religionen einzutreten und den weltweiten Frieden anzumahnen.” Als Synodalbeauftragter für den christlich-jüdischen Dialog blickt Grieb sorgenvoll auf die Entwicklung im Nahen Osten: „Natürlich denke ich wenige Tage nach Yom Kippur (Versöhnungstag – dem höchsten jüdischen Feiertag) auch an das Engagement für Frieden im Nahen Osten – wahrlich keine leichte Aufgabe.  Leider können wir in Hermannstein nach dem Läuten keine Andacht oder Aktion anbieten, wie sie unsre Zentrum Ökumene empfiehlt, da ich beim Gospelkirchentag in Karlsruhe bin.

lr

Pfarrer Aurel Everling von der Evangelischen Kirchengemeinde Wetzlar im Turm an der Kreuzkirche, in dem drei Glocken läuten werden.