Superintendent spricht Grußwort zum Jubiläum von „Wetzlar erinnert“:

Der Verein „Wetzlar erinnert“ hat sein zehnjähriges Jubiläum begangen. Den Mitgliedern geht es um eine aktive Erinnerungs- und Gedenkkultur an die NS-Zeit.

An den Feierlichkeiten im Wetzlarer Kulturzentrum FRANZIS, wo sich der Verein vor zehn Jahren gründete, hat sich auch Superintendent Dr. Hartmut Sitzler mit einem Grußwort beteiligt.

Dabei sprach er sehr positiv über die Erinnerungsarbeit des Vereins und unterstrich, wie wichtig ein konkretes Hinschauen auf die tatsächlichen Ereignisse ist. Der leitende Geistliche des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill kritisierte eine „um sich greifende Form des Umgangs mit der NS-Zeit, die sich immer mehr von den realen Ereignissen löst“. Die Nationalsozialisten stünden dann für „das Böse“, die medialen Klischees hätten sich verselbständigt.

„Wenn wir mit einem Herr-der-Ringe-Schema auf die Vergangenheit schauen, dann verstehen wir nichts mehr, und wir lernen auch nichts mehr für heute“, so Sitzler. „Niemand versteht mehr, wie es zu all dem kommen konnte, und niemand sieht mehr, wo sich heute ähnliche Dinge zeigen. Es waren keine Ereignisse von fremden Menschen in einem Fantasy-Land, sondern ganz reale in unseren eigenen Städten und Dörfern.“

Abschließend fragte der Superintendent, was der Beitrag der evangelischen Kirche für ein „Nie wieder“ sein sollte: „Ich hebe einen oft übersehenen Punkt dazu hervor, nämlich, dass ein wesentlicher Faktor für diese katastrophalen Ereignisse die Entwurzelung von Menschen war. Entwurzelte Menschen werden anfällig für Manipulationen. Wenn man sich damit auseinandersetzt, wer Widerstand geleistet hat, dann stößt man nicht zufällig immer wieder auf das Thema der Verwurzelung dieser Menschen. Es gibt heute kaum etwas politisch Wichtigeres als Menschen zu helfen, inneren Halt und Orientierung zu haben.“

bkl