Die 23-jährige Studentin Tara Josina Matthäus aus Greifenstein war für ein Dreivierteljahr in Afrika. Mit einem Buch unter dem Titel „Ein Ball aus Bananenblättern“ hat sie das Leben von jungen Menschen in Uganda festgehalten. Ungewöhnlich ist, dass sie ihre Erlebnisse nicht einfach niederschrieb. „Ich habe mich mit zwei Jugendlichen unterhalten und erzähle ihre Geschichte“, sagt die Studentin, die an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) derzeit Eventmanagement und – technik studiert. „Nach dem Abitur bin ich für sechs Monate nach Uganda gereist, um das Leben der Kinder und Jugendlichen kennenzulernen“, schildert Matthäus ihre Zeit als Volontärin. Dann ist sie noch drei Mal für jeweils drei Wochen nach Afrika gereist, um ihr 107 Seiten umfassendes Buch zu schreiben. Es sei ein schwieriges Unterfangen gewesen, die beiden Schüler Grace (11 Jahre) und Elijah (15 Jahre) zum Reden zu bringen. „Ugandische Kinder erzählen im ersten Moment nicht so viel und auch nicht so phantasievoll“, weiß die Greifensteinerin zu berichten.
Aus drei Monaten wurden sechs
Mit 19 Jahren hat sie sich das erste Mal nach Uganda aufgemacht. Den Wunsch dazu hegte sie aber schon viele Jahre. „Mit zehn Jahren erlebte ich das Konzert eines ugandischen Kinderchores. Sofort war mir klar: Eines Tages möchte ich nach Uganda reisen“. Aus zunächst geplanten drei Monaten wurden sechs Monate, „so sehr war ich beeindruckt von den Menschen, von Land und Lebensweise“, schreibt die Autorin in ihrem Buch.
In mühevoller Fragearbeit hat sie die beiden Schüler dazu gebracht, ihr Leben und ihren Alltag, ihre Träume und Lebensziele zu schildern und dann in eine literarische Form gebracht. „Dieses Buch soll helfen, Kinder aus Uganda besser zu verstehen“.
Dodgeball mit Ball aus Bananenblättern
Grace geht auf die Glory Christian School, eine kirchliche Einrichtung, wo Matthäus ihr während des Volontariats begegnet ist. Dort sei sie ihr in den Pausen aufgefallen. Zuhause hat Grace noch neun Geschwister. Sie möchte einmal Ärztin werden. Im heimischen Haushalt gibt es für sie viel zu tun: Kochen, Kleidung waschen, putzen, kehren, die Babys waschen und Wasser von einer Quelle holen. Sie wird von einem Paten aus Deutschland unterstützt.
Elijah besucht die Insula Christian Highschool und möchte einmal Pilot oder Professor werden. Er sei unwahrscheinlich aufgeweckt und sehr offen gewesen. Matthäus hat ihm Ukulele-Unterricht in der Kirchengemeinde erteilt. Zuhause bei den fünf Geschwistern hat Elijah Geschirr abzuwaschen. Er erledigt Gartenarbeit, muss Wasser holen, Feuerholz sammeln, putzen und Besorgungen im Ort machen. Elija hat das Privileg nicht, dass er über eine Patenschaft gefördert wird.
Die Kinder spielen gerne Dodgeball, ähnlich dem Völkerball, bei dem man die andere Mannschaft abwerfen muss. Weil viele Familien sich keinen Ball aus dem Geschäft leisten können, wird dieser einfach aus getrockneten Bananenblättern hergestellt. Bananen wachsen dort hinter jedem Haus. Fast jeden Tag steht Bananenbrei auf der Speisekarte.
Hilfsverein in Greifenstein gegründet
Tara Josina Matthäus lernt ein ganz anderes Leben in Afrika kennen. Da gibt es Kinder, die dürfen zur Schule gehen und andere nicht. Einige sind bereits 15 Jahre alt und erst in der fünften Klasse. Den Familien fehlt schlicht das Geld. Umso hilfreicher ist es, dass das Hilfswerk „Celebration Hope Ministries“ den Familien unter die Arme greift. Über Patenschaften wird nicht nur den Kindern geholfen. Im Laufe der acht Jahre andauernden Patenschaft werden die Familien geschult in Fragen der Landwirtschaft. Sie erhalten 300 Setzlinge für Kaffeepflanzen, die sie in ihrem Garten oder auf dem Feld anbauen und am Ende der Patenschaft so viel erwirtschaften, dass sie in der Lage sind, sich selbst zu versorgen. In Greifenstein hat sich ein Hilfsverein gebildet, „Celebrate Hope Germany“. Seit 2016 fördert er Schüler und ihre Familien mit monatlich 30 Euro über Patenschaften. Inzwischen betreut der Greifensteiner Verein 400 Kinder und ihre Familien.
„Am beeindruckendsten ist die Lebensfreude der Menschen, egal ob sie in einem kleinen, mittelgroßen oder großem Haus wohnen“, fasst Matthäus ihre Eindrücke zusammen.
Erlös des Buchs geht an die beiden Kinder
Wichtig sei ihr nicht selber durch den Verkauf des Buches je 10 Euro reich zu werden. Sie will mit dem Erlös die beiden Kinder in Uganda unterstützen beim Besuch der Highschool oder der Universität. „Dies soll ein Dankeschön sein für ihre Mitarbeit. So will ich etwas an Grace und Elijah zurückgeben. Das Buch ist zu bestellen unter www.promikon.de/bananenblaetter oder per Mail bananenblaetter@gmail.com
Red.
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