Kirchengemeinde will nicht nur Brot im Ofen backen:

Ein Backhaus entsteht derzeit im „Garten der Sinne“ an der Kreuzkirche in Wetzlar. Das Gebäude auf der Rückseite des Gemeindehauses in der Stoppelberger Hohl soll nach Angaben von Pfarrer Jörg Süß, Ideengeber sowohl für die 4.000 Quadratmeter umfassende Parklandschaft als auch des Backhauses, mit dem Backhaus die Gemeinschaft der Christen in der Evangelischen Kirchengemeinde Wetzlar gestärkt werden.

Aktuell bauen Udo Weide, Armin Janfrüchte und Wolfgang Böhl an dem Projekt. „1,40 mal 1,50 Meter wird der Umfang des Gebäudes sein“, erläutert Böhl, einst Rektor einer Grundschule in Mühltal bei Darmstadt. Seit der Eröffnung des „Gartens der Sinne“ im Mai 2020 steckt der Pensionär viel Zeit in diese Einrichtung. Für das Backhaus hat er sich sofort begeistert, backt er doch selbst seit 40 Jahren Brot und besitzt einen eigenen Backofen dafür. Schon seine Mutter habe zwei oder drei Mal im Monat Brot gebacken, weil der Vater das gekaufte Brot nicht vertragen konnte. Für das Sauerteigbrot wurde der benötigte Sauerteig zuvor von Bekannten oder Verwandten geholt und anschließend vom eigenen Teig  wieder etwas zur Verfügung gestellt, erinnert sich Böhl.

Der Ex-Rektor und Janfrüchte setzen die Schamottsteine, ein bei hohen Temperaturen gebrannten Materialmix aus Ton und Aluminiumoxid, ein. Das ist das Herz des Backofens, der auch noch ein drei Meter hohes Dach mit 2,20 Meter überragende Seitenteile erhält. „An einer Seite wollen wir noch eine Theke anbauen“, schildert Böhl die Pläne.

Für die Maurerarbeiten ist Udo Weide zuständig, Bauingenieur und gelernter Maurer.

Bis etwa Ostern soll das Backhaus fertig sein. Für den 22. und 24. Juni sind Brotbackkurse geplant, bei denen Teams ihr Wissen rund ums Teig zubereiten und Bot herstellen weitergeben werden.

„Das Backhaus kostet mit allem Drum und Dran etwa 10.000 Euro“, weiß Pfarrer Süß zu berichten. Es wird durch ein Ehepaar mit einer großzügigen Spende zum größten Teil finanziert. „Es ist daran gedacht es regelmäßig zu benutzen, damit wir nach dem Gottesdienst gemeinsam essen können“, schildert der Pfarrer, der sich dem Projekt „Garten der Sinne“ leidenschaftlich verschrieben hat. So kümmert er sich beispielsweise auch um die im vergangenen Jahr angeschafften Bienenstöcke.

Etwa 40 Menschen haben bei der Einrichtung des Gartens ehrenamtlich angepackt. 17 Personen kümmern sich um die Pflege.

Doch zurück zum Backhaus. „Man kann 90 Pizzen oder Flammkuchen in einer Stunde fertigstellen oder 28 Kilo Braten oder 28 Brote“, rechnet der Pfarrer vor. Für den benötigten Teil hat die Kirchengemeinde ein über 100 Kilogramm schweres Rührwerk für 20 Kilogramm Teig angeschafft sowie weiteres Zubehör.

Die Schamottsteine wurden als Grundbausatz geliefert und die beiden ehrenamtlichen Helfer brauchen eine Weile, bis sie den Ofen zusammen gesetzt haben. Das Holz für das Anfeuern wird die Kirchengemeinde von Hessen Forst beziehen. Dass sich der bisherige Einsatz für den ungewöhnlichen Garten gelohnt hat, beweist die Tatsache, dass nahezu täglich Interessierte weit über Wetzlar hinaus kommen, um sich inspirieren zu lassen, zu  meditieren, zu entspannen und im Sommer und Herbst auch zu ernten, was das ehrenamtliche Team gesät hat.

red

Wolfgang Böhl und Armin Janfrüchte setzen die Schamottsteine in den neuen Backofen an der Kreuzkirche ein.