Ostern wieder mit Gottesdiensten in Kirchengebäuden und vielen Aktionen gefeiert:

Ostergottesdienste im Kirchengebäude, Familiengottesdienste mit Ostereiersuchen im Anschluss, Osterfeuer vor der Kirche, gemeinsames Frühstück nach der Feier der Osternacht, musikalische Gottesdienstgestaltung – all dies war in diesem Jahr wieder möglich. Auch wenn es oft mit Maskenpflicht, Abendmahl unter strengen Vorsichtsmaßnahmen und Abstandsregeln weiterhin Einschränkungen gab: Für die mehr als 50 evangelischen Kirchengemeinden in der Region an Lahn und Dill war es eine große Freude, das älteste Fest der Christenheit fast wieder so feiern zu können wie vor der Pandemie. Ostern ist Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod. Es erinnert an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz.

So waren vom CVJM-Posaunenchor Rechtenbach am Ostersonntag auf dem Friedhof in Reiskirchen Auferstehungslieder zu hören. Im Wetzlarer Dom erlebten Christen am Ostermontag mit Kantor Dietrich Bräutigam und Pfarrer Siegfried Meier nach zwei Jahren Pause wieder einen fröhlichen Kantatengottesdienst.

„Beim Abendmahl im Ostergottesdienst zünden wir das Friedenslicht an“, so Superintendent Dr. Hartmut Sitzler in der Kröffelbacher Kirche. „Es müsste doch eigentlich Frieden sein an Ostern, Frieden für alle Menschen von Feuerland bis Wladiwostok.“ In seiner Osterbotschaft, die als Video auf der kreiskirchlichen Homepage zu sehen ist, beschäftigt sich der Theologe mit der Geschichte vom „Ungläubigen Thomas“ aus dem Johannesevangelium, Kapitel 20, Verse 24-29. „Je tiefer der Zweifel und die Fragen sind, desto tiefer kann einen dann auch der Auferstandene treffen und berühren“, sagt der Superintendent.

In den Osternächten, entweder in der Nacht zwischen Karsamstag und Ostersonntag oder am frühen Ostermorgen gefeiert, steht der Übergang vom Tod zum Leben, von der Trauer zur Freude, wie es in den biblischen Erzählungen von Jesu Tod und  Auferstehung deutlich wird, im Zentrum der Ansprachen und des Geschehens.

„Schöpfer der Welt, komm und erleuchte uns, damit wir aufstehen aus den Gräbern unserer Mutlosigkeit“, sagte Pfarrer Björn Heymer im Bittgebet der Osternacht im Dom. „Mach hell die Finsternis unserer Herzen. Schaffe uns und alle Welt neu.“ Die Osternacht hatte im Dom mit Lesungen und liturgischen Gesängen der Kantorei in der dunklen Kirche begonnen. Ihren Fortgang nahm die Auferstehungsfeier mit dem Entzünden der Osterkerze. Drei Jugendliche, die im Gottesdienst getauft wurden, trugen das Osterlicht in die Reihen der Gottesdienstbesucher, sodass der Dom schließlich vom Licht der vielen Kerzen ganz hell wurde. Mit den Taufen knüpfte die Gemeinde an die Tradition an, dass in den ersten christlichen Gemeinden Ostern zugleich der Tauftag war. Pfarrer Heymer taufte die drei Mädchen mit Jordanwasser, das er von einer Pilgerreise kürzlich aus Israel mitgebracht hatte.

In Wißmar erlebte die Gemeinde den Übergang vom Dunkel zum Licht nicht nur durch das Osterlicht, das, an der großen Osterkerze entzündet, durch die Reihen gereicht wurde, sondern auch durch den Sonnenaufgang, dessen Licht durch die Kirchenfenster strahlte. Der Abendmahlsgottesdienst hatte um 5.30 Uhr im zu dieser Zeit noch dunklen Kirchenraum begonnen. Ein Posaunenquartett unter Leitung von Andreas Gramm begleitete die traditionellen Auferstehungschoräle.

„Die Ostergeschichte der Emmausjünger ist wichtig für Menschen, die in ihrem Leben einen schlimmen Schlag erlebt haben”, zeigte sich Pfarrerin Alexandras Hans in ihrer Auslegung der Verse 13-35, Kapitel 24, aus dem Lukasevengelium, überzeugt. Das gelte auch für die Menschen der Ukraine. “Diese Ostergeschichte weist nicht den Weg in eine Idylle, sondern den Weg in die Verantwortung. Und der Auferstandene geht mit.“ Nach dem Gottesdienst traf sich die Gemeinde zu einem gemütlichen Osterfrühstück.

Die Osternachtsfeier mit Abendmahl, Lichtaktion und Tauferinnerung in Krofdorf hatte um 22 Uhr am Osterfeuer vor der Margarethenkirche begonnen. Konfirmandinnen lasen einen Text über den Jünger Petrus, der Jesus verleugnete. Nach dem Einzug unter Gebet und Gesang in die Kirche folgten weitere Textlesungen von Pfarrerin Dagmar Krauth-Zirk und Gemeindegliedern sowie musikalische Beiträge mit Flöte, Trompete und Orgel. In seiner Predigt sprach Pfarrer Christoph Schaaf über die neue Zeit, die in der Osternacht angebrochen sei, neues Leben hervorbringe, allen irdischen Mächten die Macht nehme und ein angstfreies Leben möglich mache. Nach dem Gottesdienst gab es draußen am Osterfeuer Tee, selbstgebackenen Osterzopf und Ostereier.

„Weil die Frauen nach der biblischen Geschichte am Ostermorgen zum Grab gegangen sind, haben wir für Ostersonntag früh einen Spaziergang von der Christuskirche auf den Simberg geplant, der aufgehenden Sonne entgegen“, erklärte Ellen Wehrenbrecht, Pfarrerin in Niedergirmes. Oben angekommen las die Seelsorgerin die entsprechenden Bibelverse aus dem Markusevangelium und sang mit der Gemeinde den alten Osterchoral „Christ ist erstanden.“

bkl / Fotos: bkl / Evangelische Kirchengemeinde Krofdorf

 

Bild 1:  Sarah Keiner, Mia Ehlen und Greta Groß (v.l.) hat Pfarrer Björn Heymer während der Osternacht im Dom getauft. Küster Bodo Jaekel (r.) zündete die Osterkerze an. (Foto: bkl)

Bild 2: Liturgische Osternacht im Dom. (Foto: bkl)

Bild 3: Pfarrerin Alexandra Hans trug im Osterfrühgottesdienst in Wißmar die Osterkerze in die Kirche. (Foto:bkl)

Bild 4: „Jesus ist als Licht in die Welt gekommen“, sagte Pfarrerin Ulrike Eidam (r.) beim Osterfeuer vor der Kirche in Berghausen in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag. „Er hat das Dunkel hell gemacht.“ (Foto: bkl)

Bild 5: In Krofdorf traf sich die Gemeinde nach dem Osternachtsgottesdienst noch einmal am Osterfeuer vor der Kirche. (Foto: Kirchengemeinde Krofdorf) (Foto: bkl)

Bild 6: „Das Grab ist leer“ lautet der Titel dieser Station im Atzbacher Kirchgarten. Auf der kleinen Holzkonstruktion rechts kann man Steine ablegen – so entsteht die leere Grabhöhle. (Foto: bkl)

Bild 7: Fröhliche Osterkantate: Kantor Dietrich Bräutigam dirigierte die Wetzlarer Kantorei und das Bach-Collegium mit „Erfreuet euch, ihr Herzen“ von Johann Sebastian Bach. (Foto: bkl)