Jahresfest der Frauenhilfe und Mirjamsonntag in Oberkleen:

Wie kommt Rahab, eine Frau mit wenig Ansehen, in den Stammbaum Jesu im Neuen Testament? Um diese Frage ging es im diesjährigen Mirjamgottesdienst beim Jahresfest der Evangelischen Frauenhilfe und des Frauenreferates des Kirchenkreises an Lahn und Dill in der Evangelischen Kirche Oberkleen.

„Der Stammbaum Jesu verdeutlicht die Vielfalt unterschiedlichster Herkunftsgeschichten, aus denen Leben entsteht und Zukunft möglich wird“, so Schulpfarrerin Gabriele Hamacher in ihrer Predigt zu dem Sonntag, der in jedem Jahr die Gerechtigkeit zwischen Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft in den Mittelpunkt rückt. Im biblischen Buch Josua wird berichtet, dass die als Prostituierte bezeichnete Rahab den für sie fremden Kundschaftern des Volkes Israel hilft. „Wir sollen uns Zeit nehmen, genauer hinzusehen und die Tiefe eines Menschen zu entdecken“, machte Hamacher deutlich. Hier könne Rahab Menschen die Augen öffnen: „für einen wertfreien Blick auf die obdachlose Frau, den Mann mit der Kippa, das Mädchen im Burkini, den Jungen, der mit seiner Familie auf der Suche nach einem besseren Leben in unserer Stadt angekommen ist.“

Zuvor hatte Dagmar Schwarze-Fiedler (Dorlar) die mehr als 50 Gottesdienstbesucherinnen eingeladen, in die ausgeteilten kleinen Spiegel zu schauen. Sie sollten sich dabei vorstellen, verschiedene Menschen zu sehen und dabei ihren eigenen Blick und ihre Gedanken darüber beobachten. Als Beispiele nannte sie Menschen mit anderer Hautfarbe, mit einer Tätowierung, einen orthodoxen Rabbiner oder eine Pfarrerin im Talar sowie eine Prostituierte. Blicke dürften nicht verletzen oder ausgrenzen.

Erstmals wurde das Jahresfest der Frauenhilfe gemeinsam mit dem Frauenreferat gefeiert, wie Marlene Förster, Vorsitzende des Kreisverbands Wetzlar/Braunfels der Evangelischen Frauenhilfe bei ihrer Begrüßung erläuterte. Frauen des Frauenausschusses mit Frauenreferentin Brigitte Bräutigam hatten das Fest und den Gottesdienst gemeinsam vorbereitet.

Beim geselligen Beisammensein im frisch renovierten Gemeindehaus gab es auch Ehrungen im Rahmen von Jubiläen. So erhielten die Verantwortlichen Irmgard Uhl für 85 Jahre Frauenhilfe in Oberwetz, Eva Gorn für 70 Jahre Frauenhilfe in Rechtenbach und Doris Ruf für 30 Jahre Frauentreff in Oberkleen entsprechende Urkunden und Kerzen vom Vorstand des Kreisverbandes. Hans-Martin Schlöndorf, der im Gottesdienst bereits die Orgel gespielt hatte, begleitete das gemeinsame Singen mit dem E-Piano.

Den Abendsegen sprach Superintendent Dr. Hartmut Sitzler.

bkl

Bild 1: Gestalteten den Gottesdienst zum Mirjamsonntag (v.l.): Gabriele Hamacher, Brigitte Bräutigam, Inge Michel, Marlene Förster und Dagmar Schwarze-Fiedler.

Bild 2: Zum Jubiläum von Frauenhilfe und Frauentreff gratulierten mit Urkunden und Kerzen vom Vorstand des Kreisverbandes Marlene Förster (r.) und Ortrud Mechler (l.) den Verantwortlichen v.l. Irmgard Uhl (Oberwetz, 85 Jahre), Eva Gorn (Rechtenbach, 70 Jahre) und Doris Ruf (Oberkleen, 30 Jahre).

Bild 3: Bei der Nachfeier im Gemeindehaus sorgte Hans-Martin Schlöndorf für die musikalische Begleitung