Harald Würges wird verabschiedet:

Mit seinem Appell, Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, Nationalitäten und Religionen „in die Mitte zu nehmen“ und dem Anliegen, Kirchengemeinde als „Herberge“ zu gestalten, hat er evangelische Kirche regelmäßig deutlich in der Öffentlichkeit positioniert. Am Sonntag, 31. März, verabschiedet sich die Evangelische Kirchengemeinde Niedergirmes mit einem Festgottesdienst von Harald Würges, der im Februar 65 Jahre alt geworden ist.

Zahlreiche kirchlich-soziale Projekte hat der über die Region hinaus bekannte und engagierte Diakon initiiert. Zentrales Anliegen war ihm dabei die Arbeit mit Flüchtlingen, beginnend in den 90er Jahren mit der Betreuung der Zuflucht Suchenden aus Bosnien und seit 2015 der vielen geflüchteten Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten. Auch der Aufbau und die Leitung der Wetzlarer Tafel „Mahlzeit“ gehört mit zu den Schwerpunkten seines Wirkens. Dabei gelang es ihm immer wieder, Menschen und Institutionen als Förderer und Unterstützer für seine Projekte zu gewinnen.

Sei es die Kindertafel „Ra-ta-tui“, der gleichnamige Kinderchor, das Stadtteil-Projekt „Zeit mit Kindern“ oder das Nachmittagsprogramm für Kinder – die Arbeit mit kleinen Menschen lag Harald Würges sehr am Herzen. Im Arbeitskreis Frieden des Kirchenkreises Braunfels, im Christlich-islamischen Arbeitskreis und als Synodalbeauftragter für Migration und Integration (früher „Ausländer- und Flüchtlingsarbeit“) der Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar engagierte er sich gegen Rechtsextremismus und trat für Zivilcourage und ein tolerantes Miteinander ein. Dies auch in regelmäßiger Zusammenarbeit mit der Stadt Wetzlar und dem Lahn-Dill-Kreis.

Über mehrere Auszeichnungen seiner Arbeit konnte Harald Würges sich freuen: Der Willy Robert Pitzer-Preis für die Kindertafel der Kirchengemeinde Niedergirmes 2015 gehört dazu. Die Wetzlarer SPD verlieh ihm 2011 für seinen Einsatz für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge sowie den Aufbau der Tafelarbeit den Lina-Muders-Preis. Zuletzt konnte der Diakon den im Juni 2016 dem Arbeitskreis Flüchtlingshilfe verliehenen Julius-Rumpf-Preis nicht mehr entgegen nehmen. Andere taten es an seiner Stelle und erinnerten dabei an den Dienst eines Mannes, der zuletzt tatkräftig die Arbeit des Wetzlarer Flüchtlingscamps unterstützt hat und Berater und Ansprechpartner für die Flüchtlingsarbeit von rund 40 Kirchengemeinden in der Region war. „Für meine Arbeit war mir immer wichtig, die Menschen einzubeziehen, um die es ging“, sagt Harald Würges im Rückblick. „Das hieß für mich, nicht nur für sie, sondern auch mit ihnen zu arbeiten.“

1954 in Wetzlar geboren, absolvierte Harald Würges zunächst eine Ausbildung als Industriekaufmann und war anschließend zwei Jahre als Buchhalter bei Buderus beschäftigt. Die Grundlage für seine Ausbildung als Diakon erwarb er in der Evangelistenschule „Johanneum“ in Wuppertal. Als Jugendmitarbeiter war er von 1978 an insgesamt elf Jahre in den Evangelischen Kirchengemeinden Hösel (Düsseldorf) und Heiligenhaus (Kreis Mettmann) tätig. In den Jahren 1989 bis 1992 war Harald Würges Jugendbildungsreferent im Kirchenkreis Wetzlar und arbeitete im Anschluss als Pädagogischer Mitarbeiter beim Diakonischen Werk. Seit April 2009 wirkte er als Mitarbeiter in der Evangelischen Kirchengemeinde Niedergirmes, in der er seit 2004 bis zum Beginn der Freistellungsphase 2014 auch Presbyter war. Im September 2009 hat Superintendent Roland Rust Harald Würges zum Prädikanten ordiniert.

Harald Würges ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn und eine erwachsene Tochter.

Mit dem Ende der passiven Phase seiner Altersteilzeit wird der schwer erkrankte Diakon, der in Wetzlar wohnt, mit einem Festgottesdienst in der Niedergirmeser Christuskirche (Kirchstr. 9) verabschiedet. Beginn ist am Sonntag, 31. März, um 14 Uhr. Anschließend lädt die Kirchengemeinde zu einer kleinen Abschiedsfeier für Harald Würges bei Kaffee und Kuchen in den unteren Räumen der Kirche ein.

bkl