Ökumenisches Friedensgebet im Dom:

Gebete, Musik, gemeinsames Singen, eine Zeit des Innehaltens sowie unterschiedliche Eindrücke und Gedanken bildeten eine harmonische Einheit beim Friedensgebet im Wetzlarer Dom. Im Mittelpunkt standen die Trauer um das unermessliche Leid von unzähligen israelischen und palästinensischen Menschen, die Solidarität mit ihnen und die Bitte um Frieden. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar, der Evangelische Kirchenkreis an Lahn und Dill und die Evangelische und die Katholische Kirchengemeinde Wetzlar waren damit dem Aufruf vieler kirchlicher Vertreter gefolgt, nach dem Angriff auf Israel für Frieden in Nahost zu beten.

„Wir bringen das, was uns erschüttert, im Gebet vor Gott“, sagte Superintendent Dr. Hartmut Sitzler in seiner Begrüßung und zitierte aus dem Sacharja-Buch: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“ (Kapitel 4, Vers 6).

Pfarrer Christian Enke, in der Pax-Christi-Region Rhein-Main aktiv, sprach als Vertreter der katholischen Kirche. „Wir sehen in den Nachrichten die um Angehörige weinenden Menschen, wir sehen die Zerstörung der Städte und wir spüren die Sinnlosigkeit dieses weiteren Krieges“, zitierte der Geistliche aus dem Statement der internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi zur Situation in Israel und Palästina. Menschen würden aus ihrem Alltag gerissen, müssten fliehen und mit ansehen, wie alles um sie herum zerstört werde. „Wir trauern mit den Menschen um die vielen Toten und sind solidarisch mit allen Opfern dieses Krieges.“

Über die aktuellen Erfahrungen und Eindrücke seiner Tochter Jana, die in Jerusalem lebt und dort im Friedensdienst tätig ist, berichtete Pfarrer Wolfgang Grieb. Der evangelische Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar hat selbst sechs Jahr lang in Israel gelebt. „Wir haben wieder Krieg“, habe seine Tochter geschrieben. Sie berichtete von einer beängstigenden und unübersichtlichen Situation. Wichtig sei, Projekte der Entwicklungszusammenarbeit aufrechtzuerhalten und die Rechte aller, der Juden wie der Palästinenser, anzuerkennen. „Wir versuchen, unsere Herzen trotz allem allen Menschen offen zu halten und an der Menschlichkeit festzuhalten“, schrieb sie. Die Ausführungen Griebs schlossen mit dem Gebet eines interreligiösen Kindergartens in Tel Aviv: „Wir sind eins, geboren, gemeinsam das Leben zu genießen und jedes göttliche Geschöpf zu respektieren.“

Während einer Zeit stillen Gedenkens legten Besucherinnen und Besucher als Zeichen ihrer Sorge für die Menschen in Israel und in den palästinensischen Gebieten Steine auf den Altar. Um ihrer Hoffnung für den Frieden Ausdruck zu geben, zündeten sie Lichter für die Opfer des Krieges an. „Es gibt viele Formen des Betens“, erklärte der evangelische Dompfarrer Björn Heymer: „Unserer Belastung und unserer Hoffnung können mit Stein und Licht im Gebet Ausdruck gegeben werden.“

Heidi Stiewink (Wetzlar) trug den zum Anlass passenden alttestamentlichen Bibelvers des Tages aus Jesaja, Kapitel 25, Vers 4 vor, der Gott als Zuflucht in der Tyrannei beschreibt.

Die Orgel während des Friedensgebetes, an dem auch Oberbürgermeister Manfred Wagner teilnahm, spielte Michael Dörr. Am Ende der gottesdienstlichen Feier legten die Besucher eine Kollekte für die Friedensarbeit des palästinensisch-israelischen Dorfes Neve Shalom zusammen.

 

Zum Gebet für Frieden nach dem Angriff auf Israel hat auch die Evangelische Kirche im Rheinland Christinnen und Christen aufgerufen:

https://news.ekir.de/meldungen/2023/10/gebet-nach-dem-angriff-auf-israel/

Solidarität und Mitgefühl für die jüdischen Gemeinden im Rheinland zeigt der rheinische Präses, Dr. Thorsten Latzel:

Solidarität und Mitgefühl.Präses Latzel

Hier geht es zur Erklärung von „ImDialog – Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau“ – zum Angriff der Hamas auf Israel am 07.10.2023:

HamasAngriffaufIsrael

Die Stellungnahme der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) zu den aktuellen Entwicklungen im Nahost-Konflikt ist hier zu finden:

https://ems-online.org/info/aktuelles/krieg-soll-nach-gottes-willen-nicht-sein

Das Statement der Katholischen Friedensbewegung Pax Christi ist hier aufrufbar:

https://www.paxchristi.de/meldungen/view/5240262219530240/Trauer%20um%20Friedenshoffnungen

 

bkl

Beteiligten sich an der liturgischen Gestaltung des Friedensgebetes im Dom (v.l.):, Wolfgang Grieb, Christian Enke, Heidi Stiewink, Björn Heymer und Hartmut Sitzler.