Konfirmanden gehen Stolpersteinweg in Biskirchen:

Acht Konfirmandinnen und Konfirmanden der Evangelischen Kirchengemeinde Biskirchen waren im alten Dorfkern Biskirchens auf einem „Stolpersteinrundgang“ unterwegs. Angeleitet wurden sie von Matthias Diehl, dem Vorsitzenden des Heimatkundlichen Arbeitskreises. Pfarrerin Cornelia Heynen-Rust hatte das Thema „Jüdisches Leben“ zuvor ausführlich im Unterricht behandelt, auch im Zusammenhang mit dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Seit 2013, als der Künstler Gunter Demnig 18 Stolpersteine in Biskirchen verlegte, finden diese etwa zweistündigen Rundgänge für Jugendliche vor der Konfirmation statt.

Beginn war am Ehrenmal im Kirchgarten, wo eine Konfirmandin die erste Rose für den mit 20 Jahren gefallenen jüdischen Soldaten Jakob Jacob niederlegte. Diehl verteilte weitere mit Namen und Lebensdaten beschrifteten Rosen an die Jugendlichen. Vor den Häusern, in denen die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ehemals wohnten und wo jetzt die Stolpersteine platziert sind, legten die Konfirmanden ihre Rosen als Zeichen des Gedenkens ab.

Sie erfuhren beispielsweise vom Schicksal der Familie Neter. Sie wohnte in der Schulstraße 5, wo bereits die Familie Heymann Viehhandel und eine Metzgerei betrieb. Nur der Vater überlebte das Konzentrationslager, während die Mutter und ihre beiden erst drei Jahre und zwei Monate alten Kinder sterben mussten. Andere wanderten nach Amerika aus und mussten später den Tod ihrer Familienangehörigen, die in Biskirchen geblieben waren, verkraften.

Wegstationen waren auch die ehemalige Synagoge in der Wilhelmstraße 4 und der erste jüdische Friedhof bei der Bushaltestelle am Bornweg.

Im Rahmen der Besichtigung einer Ausstellung in der evangelischen Kirche gab es zum Schluss noch einmal eine Zusammenfassung zum jüdischen Leben in Biskirchen während der Zeit des Nationalsozialismus. „Wem sollte man das heute sonst erzählen als eurer Generation?“ fragte Matthias Diehl die Jugendlichen und bezeichnete diesbezüglich Erinnerung und Achtsamkeit als entscheidende Aufgaben.

Darum wird es auch in der darauffolgenden Woche noch einmal gehen, wenn die Konfirmandinnen und Konfirmanden den neuen jüdischen Friedhof in Biskirchen besuchen.

 

Info: Stolpersteine

Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln. Sie bestehen aus einem würfelförmigen Pflasterstein mit Messingauflage und erinnern an das Leid der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat seit 1992 bereits mehr als 75.000 Stolpersteine in Deutschland und weiteren 26 europäischen Staaten verlegt. Die Steine werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnstätten der NS-Opfer in den Boden eingelassen. Die Aufschrift enthält den Namen und die Geburts- und Sterbedaten. Wer die Inschrift lesen möchte, muss sich herabbeugen – so, als ob er sich vor diesem Menschen verbeugt. „Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen“, sagt Demnig zu seinem Projekt, mit dem er die Namen der Opfer in der Öffentlichkeit dauerhaft sichtbar machen möchte.

bkl

 

Bild 1: Ein Konfirmand legt eine Rose am Stolperstein für Jakob Heymann nieder.

Bild 2: Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Biskirchen, Bissenberg und Stockhausen mit Pfarrern Cornelia Heynen-Rust (r.) erlebten mit Matthias Diehl vom Heimatkundlichen Arbeitskreis eine Führung zum jüdischen Leben in Biskirchen,.

Bild 3: Beim Gang durch den Ort legten die Jugendlichen Rosen mit den Namen und Lebensdaten der verfolgten und ermordeten jüdischen Menschen an den Stolpersteinen ab.

Bild 4: Diese Rose für den gefallenen jüdischen Soldaten Jakob Jacob legte eine Konfirmandin vor das Ehrenmal im Kirchgarten.