Ostergottesdienste an Lahn und Dill:

„Christ ist erstanden!“, klang es am Ostersonntagmorgen triumphierend vom Turm der Wetzlarer Gnadenkirche, als dort Pfarrer Christian Silbernagel seine Posaune blies. Zahlreiche Christen in der Region sangen und spielten den alten Osterchoral auch an vielen anderen Orten wie auf Balkonen, Terrassen, in Gärten, aus dem offenen Fenster oder mit Blasinstrumenten auf Friedhöfen allein oder zu zweit: „Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.“ Sie haben damit ein Zeichen für den Sieg des Lebens über den Tod gesetzt. Vielfältiges Glockengeläut der Kirchen als Zeichen für die Auferweckung Jesu Christi von den Toten lud die Gemeindeglieder zum Gebet ein.

Die gewohnten Gemeindegottesdienste durften an diesem Osterfest wegen der Corona-Pandemie nicht gefeiert werden. Dies war nur über das Internet möglich. Hier konnten die Gemeindeglieder Predigten, Andachten und Gottesdienste verfolgen und mitsingen und -beten.

So präsentierte die Kirchengemeinde Wetzlar einen Ostergottesdienst aus der Hospitalkirche. „Was für ein Bild: ‚Ich habe die Schlüssel des Todes und der Hölle‘“, zitierte Pfarrer Dr. Siegfried Meier in seiner Predigt den Bibeltext aus der Johannesapokalypse Kapitel 1, Verse 17 und 18. Wenn Jesus Christus zuschlösse, dann bleibe der Tod drin. Schließe er auf, kämen alle aus dem Reich des Todes, die der Tod dann nicht mehr halten könne. Angesichts alles Unberechenbaren und Dämonischen, das der Tod und sein Reich verkörpere, gelte, dass der Auferstandene die Macht habe: „Christus ist der Auferstandene, der tot war und lebendig ist, der sich uns segnend zuwendet.“

Mit dem Aufblühen des Lebens in der Natur verglich Holger Zirk, Pfarrer der Kirchengemeinde Altenkirchen, in seiner Predigt über den 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Verse 19 bis 28, das Geschehen an Ostern: „Christi Auferstehung ist der Startschuss einer neuen Welt, so wie die Blume im Garten auch in diesem Jahr wieder den Startschuss für den Frühling abgefeuert hat.“ In dieser neuen Welt werde der Tod sein letztes Spiel verloren haben: „Hoffnungslosigkeit ist jedenfalls keine Option mehr, und wir dürfen schon mal anfangen zu träumen von dem, was ‚danach‘ sein könnte“, sagte der Theologe.

„Das Kreuz habe ich gemalt, weil es traurig ist, dass Jesus gestorben ist“, erzählte die zehnjährige Lea Henß über ihren Stein, den sie unter ein Kreuz vor der evangelischen Kirche in Niederbiel abgelegt hat. „Und die vielen Farben drumherum habe ich gemalt, weil ich toll finde, dass Jesus auferstanden ist.“ Gemeinsam mit ihren Schwestern Emilia (7) und Clara (4) hatte sie sich an der Hoffnungsstein-Aktion der Kirchengemeinde beteiligt. „Der Stein vor dem Grab Jesu ist weggerollt“, erklärte Pfarrer Frankjörn Pack dazu. „Das ist das Zeichen, dass Gottes Liebe stärker ist als der Tod und die Ohnmacht zur Hoffnung wird.“ Über die Botschaft auf den Steinen gelinge es, ohne direkten Kontakt mit Menschen in den Dialog zu kommen und auf diese Weise das österliche Geschehen weiterzutragen.

Die Licht-Feier über verschiedene Stationen durch die Kasematten in die Katharinenkapelle bis zur Osterandacht in der Greifensteiner Barockkirche gestalteten in diesem Jahr Gemeindepädagoge Christoph Buskies und Pfarrer Dr. Armin Kistenbrügge allein. „Wir zünden hier am Sandkreuz in der Katharinenkapelle für euch Lichter an, weil ihr selber nicht da sein könnt“, sagte Buskies. „Aber eins von den Lichtern soll deins sein und du kannst in der Stille für einen Menschen beten, der gerade das Licht der Hoffnung braucht.“ Gemeindeglieder konnten ein entsprechendes Video zu diesem Ostergottesdienst im Internet verfolgen.

Viele Menschen fanden ermutigende Grüße ihrer Kirchengemeinde in unterschiedlicher Form in ihren Briefkästen vor. In Werdorf hatten Kindergottesdienstkinder und Mitarbeiterin Sonja Lotz 180 Papierblumen für die Bewohner des Seniorenzentrums Schönbachtal gebastelt, die die Mitarbeiter des Hauses verteilen konnten. Ostertüten konnten Gemeindeglieder sich in den Kirchengemeinden Hochelheim-Hörnsheim und Aßlar abholen. Hier gab es neben kleinen süßen Überraschungen ein biblisches Bilderbuch für Kinder und eine Andacht mit Gebet und Ostersegen sowie eine CD mit Orgelmusik für die Erwachsenen. In Niederwetz verschenkte die Kirchengemeinde Osterglocken, verbunden mit einem Segenswort.

bkl

 [vc_gallery interval=”5″ images=”9897,9898,9899″ img_size=”full”]Bild 1: Die gute Nachricht vom Sieg des Lebens über den Tod haben auch Lea Henß (l.) und ihre Schwestern Emilia (Mitte) und Clara (r.) mit der Osterstein-Aktion in Niederbiel verbreitet.

Bild 2: „Christ ist erstanden“ spielte Pfarrer Christian Silbernagel mit der Posaune auf dem Turm der Wetzlarer Gnadenkirche.

Bild 3: Über den auferstandenen Jesus Christus, der mit den Schlüsseln des Todes und der Hölle die entscheidende Macht hat, predigte Pfarrer Siegfried Meier im Online-Gottesdienst in der Hospitalkirche.