Sechs Notfallseelsorger eingeführt:

Sie werden gerufen, wenn sich ein schwerer Verkehrsunfall ereignet, um sich Unfallopfern, Angehörigen oder den Hilfskräften zu widmen. Auch bei Unglücken im häuslichen Umfeld sind sie gefragt. Die Rede ist von den Notfallseelsorgern.

Jetzt wurden sechs neue ehrenamtliche Helfer in einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Katzenfurt eingeführt. Mitglieder der ökumenischen Notfallseelsorge, Mitglieder der Feuerwehren, der Malteser, des Roten Kreuzes, von THW und DLRG sowie der Polizei waren zu diesem Ereignis gekommen.

Zu den sechs neuen Notfallseelsorgern, die rund um die Uhr abrufbereit sind, gehört der 36-jährige André Grupe aus Braunfels. „Im Rahmen einer Messe über Bestattungskultur in Gießen bin ich mit dem Thema Notfallseelsorge in Berührung gekommen“, erzählt der Key Account Manager. Die Wetzlarerin Lissy Enseroth hat bereits acht Jahre Erfahrungen gesammelt bei der Feuerwehr. „Bei mir entstand der Wunsch, auch dann noch den Menschen beizustehen, wenn die Hilfskräfte abrücken“, begründet sie ihren Schritt. „Ich möchte näher an die Menschen heran, um ihnen zu helfen“. Die 25-Jährige arbeitet im Personalwesen bei Leica. In den letzten Monaten haben auch Anke Bedenbender (Dillenburg), Daniela Georg (Haiger), Barbara Herr (Eschenburg-Hirzenhain) und Svenja Siegel aus Hohenahr-Hohensolms die Ausbildung für die nicht immer leichte Aufgabe absolviert.

Am Ende dieser Ausbildung stand nun der Einführungsgottesdienst, den der katholische Diakon und Bezirksreferent Norbert Hark eröffnete. Die sechs „Neuen“ wurden von Dekan Andree Best (Herborn) vom Evangelischen Dekanat an der Dill sowie von Superintendent Dr. Hartmut Sitzler (Waldsolms) vom Kirchenkreis an Lahn und Dill für ihre Ämter eingesegnet.

Zwei Seelsorger stehen im Lahn-Dill-Kreis 24 Stunden in Rufbereitschaft – einer für den Süd- und einer für den Nordkreis. Alarmiert werden sie über die Leitstelle oder direkt vom Einsatzleiter vor Ort. Dieses Alarmierungssystem ermöglicht den schnellen Einsatz eines Seelsorgers am Ort des Krisengeschehens.

Die Notfallseelsorge Lahn-Dill ist ein seit 1999, also seit 25 Jahren, bestehendes Rufbereitschaftssystem zur seelsorglichen Begleitung von Menschen in einer akuten Notsituation.

Aktuell verfügt die ökumenische Notfallseelsorge nach Angaben ihres Koordinators Christian Reifert über 49 Mitglieder. Im Rahmen des Jahresgottesdienstes hat Reifert die Pastorin Uta Barnikol-Lübeck, Pressereferentin des Kirchenkreises an Lahn und Dill, verabschiedet. Sie wird im Herbst in die passive Phase der Altersteilzeit gehen und scheidet dann auch bei der Notfallseelsorge aus. „Danke für all die Jahre, die du als Notfallseelsorgerin tätig warst“, sagte Reifert.

Im vergangenen Jahr leisteten die Notfallseelsorger nach seinen Angaben 88 Mal „Erste Hilfe für die Seele“. Das Team suche Verstärkung von Menschen ab dem Alter von 25 Jahren. Im April starte ein neuer Kurs, der 116 Stunden Ausbildung umfasst. Zu der Ausbildung in der psychosozialen Notfallversorgung für Betroffene kommt ein Erste-Hilfe-Kurs. Außerdem sind Praktika bei Polizei und Rettungsdienst Teil der Ausbildung. Die Hilfskräfte benötigen eine Fahrerlaubnis und ein Fahrzeug. Um eingesetzt werden zu können, ist ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis nötig.

Superintendent Sitzler ermutigte die neuen Helfer in einer Predigt für den Dienst. Dazu zitierte er einen Satz aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kapitel 16, Vers 14: „Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen“. Dabei sollten die Notfallseelsorger nicht alleine auf ihre Liebe zu den Menschen setzen sondern vielmehr darauf vertrauen: „Die Liebe Gottes ist schon da. Seine Liebe ist wie ein Raum, in dem ich mich bewege. Ich bin immer in der Liebe Gottes“. Dies habe ihm persönlich schon oft in der Notfallseelsorge geholfen.

Dekan Best sagte: „Sie können nicht ermessen, wie ihr Dienst auf die Menschen wirkt. Ich wünsche ihnen, dass Sie sich nicht alleine fühlen, sondern mitgetragen sind von anderen im Rettungsdienst“.

Der Jahresgottesdienst wurde musikalisch mitgestaltet von Jan Paul an der Orgel sowie der Band „Rockpool two“ um den Katzenfurter Gemeindepädagogen Thomas Fricke. Die Band spielte zum Abschluss den Song „Lean on me“ des amerikanischen Sängers Bill Withers aus dem Jahr 1972. Darin heißt es: „Lehn dich an mich, wenn du nicht stark bist. Und ich will dein Freund sein. Ich helfe dir weiterzumachen“.

red

Bild 1: Die neuen Notfallseelsorger Barbara Herr, Daniela Georg, Anke Bedenbender, Lissy Enseroth, André Gruppe und Svenja Siegel mit der verabschiedeten Pastorin Uta Barnikol-Lübeck und der Koordinator des Dienstes Christian Reifert. 

Bild 2: Superintendent Hartmut Sitzler und Dekan Andree Best (l.) führten die neuen Notfallseelsorger ein.

Bild 3: Die Band Rockpool two mit Gemeindepädagoge Thomas Fricke spielte unter anderem „Lean on me“.

Zum Video von Holger Becker-von Wolff: https://www.youtube.com/watch?v=PCCCVEiR69I