Feier der 40-jährigen Partnerschaft mit der GKPA:

HORAS

40 Jahre besteht die Partnerschaft des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill mit der GKPA („Gereja Kristen Protestan Angola“), der Christlich-Protestantischen Angkola-Batakkirche auf Sumatra. Aus diesem Anlass reisten die Mitglieder des kreiskirchlichen Partnerschaftsausschusses Carlotta Jakob aus Wetzlar, Dirk Jakob aus Aßlar und Alice Kahn aus Daubhausen nach Indonesien.

Nach der Ankunft in Padangsidimpuan auf Sumatra, wo sich die Hauptverwaltung der GKPA befindet, begannen zweieinhalb Wochen, in denen Besuche verschiedener Kirchengemeinden und Einrichtungen der GKPA auf dem Programm standen. Unter anderem besuchte die Delegation des Kirchenkreises die Krankenstation der GKPA in Muara Sipongi, die vor einigen Jahren durch ein Erdbeben zerstört und wieder neu aufgebaut wurde. Die Krankenstation steht allen Menschen der umliegenden Dörfer ungeachtet ihrer Religion offen und wird pro Tag von 13 bis 20 Menschen aufgesucht, die hier Hilfe bei den Krankenschwestern finden. Einmal im Monat kommt ein Arzt aus dem eine Stunde entfernten Krankenhaus zur Sprechstunde.

Den Mitgliedern des Partnerschaftsausschusses liegt auch das Waisenhaus Deborah in Sipirok am Herzen. Nach dem letzten Besuch 2016 wurden Spenden für Renovierungsmaßnahmen gesammelt. Diese Spenden wurden jetzt im Rahmen des Besuches übergeben. Hier leben derzeit 22 Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren, denen die GKPA ein Heim und eine christliche Erziehung bietet. Nicht alle Kinder und Jugendlichen sind Waisen, sie stammen zum Teil aus prekären Familienverhältnissen. Wenn man mit den Kindern ins Gespräch kommt, ist manches anders als bei Jugendlichen in Deutschland. Gefragt danach, wohin sie denn als erstes reisen würden, wenn sie ganz viel Geld hätten, würde man als Antwort New York, Disneyland oder Europa erwarten. Doch für viele der Kinder ist Jerusalem mit seinen heiligen Stätten das Traumziel.

Dass die GKPA ein sehr viel ganzheitlicheres Konzept verfolgt, wurde einmal mehr deutlich, als mit großem Stolz das neueste Projekt auf Sumatra vorgestellt wurde. Die GKPA baut in einem Gebiet, das nahezu zu 100 Prozent von Christen bewohnt wird, eine Schweinezucht auf. Die Bauern aus der Umgegend liefern Futter und Einstreu und nehmen die Gülle als Dünger ab. Es entstehen zunächst drei Arbeitsplätze in einer strukturschwachen ländlichen Region.

Die Schule der GKPA besuchen etwa 100 Kinder, die von zehn Lehrern unterrichtet werden. Viele Schüler haben einen weiten Weg zur Schule. Deshalb beginnt der Unterricht erst um 12 Uhr mittags und geht bis 17 Uhr. Gerade erst wurde sichergestellt, dass die Schule mit sauberem Wasser versorgt wird. Ein weiteres Projekt ist die Anbindung der Schule durch einen mit PKW befahrbaren Weg. Derzeit gibt es nur einen steilen Fußweg zur Schule. Aus wirtschaftlichen Gründen ziehen jedoch immer mehr Menschen in die Hauptstadt von Nordsumatra, Medan, oder auch nach Jakarta und in andere Städte Sumatras und Javas. So gibt es GKPA-Gemeinden in Medan, Pekanbaru und in und um die indonesische Hauptstadt Jakarta. Wollen die Eltern eine gute Schulbildung für ihre Kinder, müssen auch sie in größere Städte ziehen und kommen bei Verwandten oder Kirchengemeindemitgliedern unter. Nur dort gibt es weiterführende Schulen.

Nach einer dreizehnstündigen Fahrt von Padangsidimpuan erreichten die Mitglieder des Partnerschaftsausschusses Pekanbaru. Fahrten dauern allein deshalb lange, weil das Straßennetz nicht gut ausgebaut ist und die Straßen größtenteils in schlechtem Zustand sind.

Beeindruckend war der Besuch eines „Evangelism Post“ mitten im Nirgendwo bei Pekanbaru, den man nach einer etwa einstündigen Fahrt durch riesige Palmölplantagen erreicht. Ein Unterstand aus ein paar Holzbalken, abgedeckt mit Wellblech zum Schutz vor Sonne und Regen, markiert dort den ersten Schritt zur Entstehung einer neuen Kirchengemeinde. Die Mitglieder der Gemeinde schaffen sich einen Ort, zum Beten, Singen und Gottesdienst feiern. Zurzeit werden sieben solcher in der Entstehung begriffenen Gemeinden von der GKPA unterstützt.

Der Kontrast dazu war die Kirchengemeinde in der Hauptstadt Jakarta, wo ebenfalls viele Mitglieder der GKPA leben. Hier hat man eine klimatisierte Kirche mit Flachbildschirmen an den Wänden, die die Lieder und Bibeltexte anzeigen. Die Gottesdienste werden live auf YouTube übertragen als Service für ältere Gläubige.

Sowohl auf Sumatra als auch in Jakarta wurde der 40. Geburtstag der Partnerschaft mit Gottesdiensten gefeiert. Auf Sumatra, in ländlicher Umgebung, war die Feier in das Treffen der Männer der GKPA eingebettet. Bei dem zweitägigen Treffen steht die Gemeinschaft im Mitteilpunkt. Es finden Bibellese-Veranstaltungen statt, daneben mussten die Männer in Wettbewerben wie Kochen (sehr außergewöhnlich für Batak-Männer), Herstellen eines Besens oder eines traditionellen Bataklöffels ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Batak gelten als herausragende Sänger und Musiker. So gehörte auch ein Karaoke- und ein Chorwettbewerb dazu.

Gewöhnungsbedürftig ist die Liebe der Indonesier zum Fotografieren. Nach jeder Veranstaltung und nach jedem Gottesdienst wurden die Handys gezückt und es hieß für uns erst mal “take a picture!“. Einzelpersonen oder ganze Familien, der Chor, die Band, die Jugendgruppe oder das Presbyterium wollten unbedingt ein Bild mit dem Besuch aus Deutschland machen. Auch auf offener Straße wird man von Fremden angesprochen.

Das Volk der Batak gliedert sich in den Toba-, Karo-, Angkola-, Mandailing-, Pakpak- und Simalungun-Stamm, deren ursprüngliches Siedlungsgebiet auf Samosir, der Insel im Tobasee, liegt.

Die größte Gruppe sind die Toba, die um die südliche Hälfte des Tobasees und auf Samosir siedeln. Südlich folgen die Angkola, und die Mandailing weiter südlich bis zur Grenze von Westsumatra.

Der Weg nach Indonesien ist anstrengend. Die Reisezeit beträgt etwa 22 Stunden für 11.000 Kilometer. Im Vergleich zu Deutschland beträgt der Zeitunterschied fünf Stunden. Es herrscht ein tropisches Klima mit 80 bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit bei 30 bis 35 Grad Celsius. Und doch lohnt sich jede Mühe, dieses faszinierende Land mit seiner kulturellen Vielfalt zu besuchen. Besonders natürlich, wenn man auf Freunde trifft, die mit und in ihrer Kirche als kleine Minderheit bei mehr als 87 Prozent muslimischer Bevölkerung großartige Arbeit leisten.

Das Land Indonesien hat man in Europa eher nicht auf dem Schirm, aber es handelt sich mit 273 Millionen (2021) Menschen um das viertbevölkerungsreichste Land der Erde. Die Ausmaße sind enorm, allein die Fläche der Insel Sumatra übertrifft die Deutschlands um das 1,3-fache. Von den 17508 Inseln sind etwa 6000 bewohnt. Die Entfernung vom westlichsten (Sumatra) zum östlichsten Punkt (Papua) Indonesiens beträgt über 5.100 Kilometer, etwa die Entfernung Frankfurt/Main. nach Almaty (Kasachstan).

Der Eingangsgruß „HORAS“  (“Es lebe”) ist der typische Gruß der Batak-Angkola, den man als Begrüßung und als Abschiedsgruß verwendet.

Die Landessprache Bahasa Indonesia basiert auf der malaiischen Sprache. Sie nutzt das lateinische Alphabet, meist wird alles so ausgesprochen wie geschrieben, es gibt nur die Kleinschreibung, Verben werden nicht konjugiert, es gibt keine Artikel, keine Zeitwörter, keine Mehrzahl, beziehungsweise sagt man dann das Wort einfach zweimal (orang = Mensch, orang-orang = Menschen). Durch die Kolonialvergangenheit wurden viele holländische Worte ins Indonesische übernommen wurden, wie zum Beispiel apotek, diskusi, blumkol, gratis, musik, tante oder helm.

HORAS!

Alice Kahn / Fotos: Kahn/GKPA

 

Bild 1: Beim Festgottesdienst anlässlich der 40 Jahre währenden Partnerschaft tragen Alice Kahn (vorne, 3.v.l.), Dirk Jakob (vorne, 3.v.r.) und Carlotta Jakob (vorne, 2.v.r.) die typischen, von Indonesiern handgefertigte Schals.

Bild 2: Auch ein Besuch der Schule der GKPA stand auf dem Programm des Delegations-Besuchs.

Bild 3: Die Schule der GKPA wird mit sauberem Wasser versorgt, wie die Reisenden erfuhren.

Bild 4: Hier entsteht ein “evangelism post”, ein neues Zentrum für eine Kirchengemeinde – als Ort zum Beten, Singen und Gottesdienst feiern.