Christfest in der Region an Lahn und Dill:

Dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, feiern Christen in aller Welt an Weihnachten. Im Mittelpunkt der Gottesdienste steht dabei die biblische Weihnachtsgeschichte aus dem 2. Kapitel des Lukas-Evangeliums. Der Evangelist berichtet, dass Jesus in einem Stall in Bethlehem von Maria zur Welt gebracht wird und wie Engel diese Geburt den Hirten auf dem Feld verkünden. Auch in der Region an Lahn und Dill haben an Heiligabend und den beiden Weihnachtsfeiertagen evangelische Christen in ihren Gottesdiensten mit Christvespern, Andachten, Krippenspielen sowie Chor-, Instrumental- und Musical-Aufführungen die Geburt Christi gefeiert. Dies nach zwei Jahren mehrheitlich ohne pandemiebedingte Einschränkungen.

Um die Weisen aus dem Morgenland, die dem Kind in der Krippe Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen, ging es am zweiten Weihnachtsfeiertag im Wetzlarer Dom. Hier führten unter Leitung von Kantor Dietrich Bräutigam die Kantorei Wetzlar, Solisten und Orchester die Bachkantate „Sie werden aus Saba alle kommen“ auf. Dass es Aufgabe eines Christen sei, dem Gottessohn ebenfalls ein Geschenk zu bringen, nämlich das eigene Herz, wurde in der Ausführung der Kantate deutlich.

Mit musikalischer Begleitung der „Jungen Kirbachtaler“ aus Kraftsolms feierte die Gemeinde im Braunfelser Kurpark Weihnachtsgottesdienst. Die Besucher erhielten dabei zu Beginn das „Friedenslicht von Bethlehem“, eine in einer Laterne angezündete Kerze. Die in der Geburtsgrotte Jesu entzündete Flamme wird in jedem Jahr von Pfadfindern bundesweit weitergegeben, um an Heiligabend und darüber hinaus ein Zeichen des Friedens zu setzen. Während das Gelände vor der Konzertmuschel von rund 350 Friedenslichtern erhellt wurde, ging Pfarrer Sven Seuthe auf den Begriff „Zeitenwende“, das Wort des Jahres 2022, ein. „Zeitenwende ist bereits viel länger ein Begriff für den Moment gewesen, in dem Jesus auf die Welt gekommen ist“, so der Theologe. Was Jesus vorgelebt habe, könnten alle mit Leben füllen. „Ich baue darauf, dass wir etwas zum Frieden in der Welt und miteinander beitragen können.“

„Friede auf Erde kommt von ganz oben und fängt unten an, in Windeln verpackt und in einer Krippe liegend“ griff auch Pfarrer Marcus Brenzinger in seiner Heiligabend-Predigt in Berghausen das aktuelle Thema auf. Zu Weihnachten gehe es darum, von diesem Frieden zu erzählen: „Dass wir anfangen, einander nicht mehr gegenseitig das Fürchten zu lehren, sondern dass wir aufeinander zugehen; dass wir nicht mehr streiten, sondern einander vergeben; dass wir nicht mehr andere verleumden, sondern uns bemühen, einander zu verstehen.“

„Die Welt ist eine große Schaubühne“, sagte Superintendent Hartmut Sitzler in seiner Videoansprache (aufrufbar auf der Homepage des Kirchenkreises www.evangelisch-an-lahn-und-dill.de) zur Bedeutung von Krippenspielen an Weihnachten. Aufgabe der Menschen sei es, ihre Rolle zu verstehen, sie möglichst gut zu spielen und immer neu dazuzulernen. Das Krippenspiel sei dabei ein Herzstück des Welttheaters und mache durch das Knien der Hirten und Weisen vor dem Kind deutlich, wem die Ehre gebührt: „Das Lob gilt nicht dem, der Kriege gewinnt, sondern dem, der Frieden bringt.“

Spannend wurde es für die Gottesdienstbesucher, als 25 Konfirmanden und Grundschulkinder in Katzenfurt und Werdorf den vom Himmel gefallenen Stern von Bethlehem zum Thema machten. Wie soll Weihnachten stattfinden, wenn die Hirten und die Weisen den Weg zur Krippe nicht finden können? Darum ging es im von Gemeindepädagoge Thomas Fricke selbst verfassten und komponierten Musical mit Beteiligung eines Kinderchores und der Band „School of Rock“. Sechs Menschengruppen, darunter Kinder, Blinde, Bettler und ein römischer Hauptmann, suchten gemeinsam mit den Hirten die sechs Zacken des Sterns, um ihn zusammenzufügen und wieder zum Leuchten zu bringen. Gleichzeitig bemühte sich der Geheimdienst Bethlehem, dies im Auftrag von König Herodes auf jede erdenkliche Weise zu verhindern. Schließlich konnten jedoch alle Zacken gefunden und zusammengefügt werden, bevor der Stern selbst am Himmel erschien – eindrucksvoll auf der Bühne im Katzenfurter Gemeindehaus und in der Werdorfer Kirche dargestellt.

Die Spenden aus den evangelischen Weihnachtsgottesdiensten waren wie in jedem Jahr für „Brot für die Welt“ bestimmt. Das Hilfswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland unterstützt arme und ausgegrenzte Menschen dabei, ihre Lebenssituation aus eigener Kraft zu verbessern.

bkl

Bild 1: Spektakuläres Ende des Krippenspiels in Katzenfurt: Nach dem Zusammenfügen der Zacken gab es eine Explosion , der Stern von Bethlehem erschien am Himmel und der Engel verkündigte die Frohe Botschaft.

Bild 2:  Rund 350 Friedenslichter leuchteten am Heiligen Abend im Braunfelser Kurpark, als die Gemeinde dort mit Pfarrer Sven Seuthe Gottesdienst feierte.

Bild 3: Die Bachkantate „Sie werden aus Saba alle kommen“ führten die Kantorei Wetzlar, das Bach-Kollegium und Solisten unter Leitung von Kantor Dietrich Bräutigam im Dom auf.

Bild 4: Friedenstauben sind an der Krippe im Dom zu sehen.