Die Hospitalkirche in der Wetzlarer Langgasse an der Lahn ist ein Sanierungsfall geworden. Wasser dringt ins Gebälk ein und hat auch die Fassade beschädigt. Das berichtet Finanzkirchmeister Jens-Michael Wolf. „Bei einem routinemäßigen Drohnenflug zur Kontrolle des Dachs im letzten Jahr wurden auffallend viele lose Schieferplatten entdeckt“, erläutert Wolf. In Abstimmung mit dem Architekten sei zunächst eine Hubsteiger-Befahrung erfolgt. Dabei wurden weitere Schäden im Traufbereich, also dem unteren Dachbereich, festgestellt.  Zudem ist der Holzüberstand in einigen Bereichen durch in das Dach eingedrungenes Wasser bereits stark verfault. Nachdem ein Gerüst aufgestellt wurde, konnten Ende des letzten Jahres mehrere Schadstellen durch einen Dachdecker genauer untersucht werden. „Nach der ersten Einschätzung scheinen die Schieferplatten bei der Dachsanierung durch die Stadt Wetzlar in den 90er Jahren nicht vorschriftsgemäß angebracht worden zu sein. Zudem hat das Dach im Traufbereich eine zu geringe Neigung“, macht sich Wolf Gedanken über die Ursache der Schäden.

Oberhessisches Kulturdenkmal

Das Kirchengebäude im Rokoko-Stil, in den Jahren 1762 bis 1764 errichtet, war zunächst in städtischem Eigentum. Kollekten unter allen evangelischen Reichsständen ergaben beim Bau Spenden in Höhe von 13.500 Gulden, weiß die Chronik zu berichten. Die restlichen Kosten von 16.500 Gulden trug der Wetzlarer Magistrat, der das Kirchenpatronat (die Schirmherrschaft) innehatte. Auf beiden Seiten der Kanzel sind dreiseitige Logen zu sehen, die durch die Osttüre separat betreten werden konnten. Sie waren einst für die Mitglieder des Reichskammergerichts und des Magistrats eingebaut worden. Damals bestand neben der Kirche ein Bürgerhospital, das aber 1944 abgerissen wurde. An dessen Stelle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das Gemeindehaus errichtet. Der Bauplatz für das Hospital, das schon seit dem 13. Jahrhundert bestand, wurde außerhalb der Stadtmauern in der Langgässer Vorstadt erbaut und lag an der Heerstraße, die von Antwerpen über Köln nach Frankfurt am Main führte.

1964 wurde das Kircheninnere durch den Kirchenrestaurator und Maler Karl Faulstich aus Allendorf an der Lumda begutachtet und anschließend restauriert. Er legte die originale farbige Ausmalung wieder frei. Weitere Bauschäden wurden bis 1995 behoben. 30 Jahre später müssen erneut Arbeiter an das historische Gebäude, das als hessisches Kulturdenkmal gilt. Inzwischen hat die Evangelische Kirchengemeinde die Predigtkirche übernommen.

Wasser läuft bei Starkregen in den Innenbereich

Wegen der fehlenden Neigung im Traufbereich fließe Regenwasser nicht schnell genug ab und könne zwischen den Schieferplatten in das Dach eindringen. Das führt zu Feuchtigkeitsschäden an den Schalbrettern und dem Dachgebälk. Zudem ist die Regenrinne am Dach unterdimensioniert und Wasser läuft bei Starkregen verstärkt in den Innenbereich. „Aus damals nicht dokumentierten Gründen wurde die zunächst geplante vorhängte Regenrinne anders ausgeführt“.  Dem Eindringen des Wassers muss unbedingt Einhalt geboten werden, um die Schäden nicht noch größer werden zu lassen. „Eine erneute Dachsanierung ist zur Sicherung der Kirche unbedingt erforderlich und für 2026 geplant“, erläutert Wolf. Derzeit wird durch das beauftragte Architekturbüro eine detaillierte Kostenschätzung erarbeitet. „Die Kirchengemeinde erwartet einen Betrag im hohen sechsstelligen Bereich“, schätzt der Finanzkirchmeister. Die Finanzierung könne weitgehend aus Rücklagen erfolgen, die die Evangelische Kirchengemeinde Wetzlar jährlich zur Sicherung ihres Gebäudebestands bildet. Diese Rücklage sei aber nach den hohen Kosten für die Dachsanierung der Unteren Stadtkirche und der Sanierung des gotischen Turms sowie des Westportals am Dom eine weitere starke Belastung der kirchlichen Finanzen bei rückläufigem Kirchensteueraufkommen. Deshalb bittet der Förderverein Hospitalkirche um Spenden für die Sanierung.

Auch Außenanstrich in Gefahr

Anlässlich des 250-jährigen Jubiläums der Hospitalkirche im Jahr 2014 erhielt das Gebäude einen neuen Außenanstrich. Auch dieser ist in Gefahr. „Ende 2024 platzen mehrere Quadratmeter des Außenputzes ab“, zählt Wolf die weiteren Schäden auf. Auch hier erfolgte eine Hubsteiger-Befahrung mit Notsicherungsarbeiten und ein Sachverständiger wurde anschließend mit einer umfangreichen Untersuchung des Außenputzes beauftragt. „Vermutlich erfolgte das Anbringen des Außen- auf des Unterputzes nicht sachgemäß und in der Folge beschädigen Regen und Frost die Stabilität des Putzes“. In welchem Umfang eine Sanierung des Putzes erforderlich ist, kann derzeit noch nicht abgesehen werden.

 

TEXT: RED.

FOTOS: RED.

BU 1: Die von 1762 bis 1764 errichtete Wetzlarer Hospitalkirche ist Oberhessisches Kulturdenkmal.

BU 2: Feuchtigkeit hat den Bereich stark beschädigt.

BU 3: Auch der Außenanstrich platzt ab.