Synode erstmals als Videokonferenz:

„Über Jahrhunderte nahmen die Menschen, deren Leben in jedem Alter äußerst bedroht war durch Krankheiten, Zuflucht beim Gekreuzigten“, so Jörg Süß, leitender Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill im Rahmen der Herbstsynode. „Altäre in den Krankensälen zeigten den leidenden und mitleidenden Gott.“ Jesus habe nach Ostern die Jünger in ihrer selbst gewählten Quarantäne besucht und sie nicht allein gelassen. In seinem letzten Jahresbericht vor der Synode gab der Theologe eine Beurteilung zur Corona-Krise, ausgehend von mehreren Bibelversen aus dem Alten und Neuen Testament.  „Es ist keine Frage, wo unser Platz als Kirche in der Frage nach sozialer Gerechtigkeit ist, bei Jesus, an der Seite der Armen“, bekräftigte Süß unter anderem angesichts der Verschärfung der sozialen Probleme durch die Pandemie. „Als seine Kirche haben wir immer die Aufgabe, an Optionen für die Armen zu arbeiten und uns dafür einzusetzen, dass sich ihre Lage verbessert.“

Es war die erste Synode auf dem Gebiet der rheinischen Kirche in Hessen, die als reine Videokonferenz stattfand. Mitarbeitende des Kirchenamtes hatten mit hohem logistischen Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung gesorgt. Bereits die vorherige Synode im September hatte zwar noch als Präsenzzusammenkunft, jedoch aus Sicherheitsgründen unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln und mit dem dafür nötigen Zeit- und Kräfteaufwand stattfinden müssen.

„Kirche in Coronazeiten“ hieß das Jahresthema für die 47 Gemeinden und 37 kreiskirchlichen Arbeitsgebiete, das in den Berichten mit den vielfältigen Belastungen und Chancen für die Gemeindearbeit und die synodalen Arbeitsfelder erörtert wurde. Offensichtlich ist, dass die Seelsorge an Bedeutung gewinnt. So haben die Einsätze der Notfallseelsorge im vergangenen Jahr um zehn Prozent zugenommen, die der Telefonseelsorge um 20 Prozent. Als besonders belastend werden fehlende Besuchsmöglichkeiten bei Sterbenden empfunden, Vereinsamung von Alten und Kranken und die Unsicherheit, wie lange die Pandemie dauern wird.
Als ermutigend wird erlebt, wie gut alternative Gottesdienstideen im Internet und im Freien angenommen werden, aber auch die analogen Formen mit wöchentlicher Andachtspost im Briefkasten und Versenden von „Trost“-Briefen. Konfirmanden schreiben Gebete für die Gemeindehomepage, Kindergruppen gestalten Grußkarten für Menschen in Pflegeheimen. Manche empfinden diese Zeit als „heilsame Unterbrechung“ und eine Gemeinde überlegt gar, ein „Sabbatjahr“ einzulegen, in dem alle Veranstaltungen mit Ausnahme der Gottesdienste und Gebetskreise zurückgefahren werden.

Auf der Tagesordnung standen im Nachgang zur Synode im September Ergänzungswahlen für die Ausschüsse, Arbeitskreise und Synodalbeauftragungen. Die Wahl von Mitgliedern des Kreissynodalvorstandes (KSV) sowie von stellvertretenden Abgeordneten zur Landessynode findet separat als Briefwahl in der Zeit vom 9. bis zum 16. November statt. Diese Wahl betrifft unter anderem die Positionen des Assessors (stellvertretender Superintendent) im KSV, für die Pfarrer Michael Ruf (Ebersgöns) und Pfarrer Christoph Schaaf (Krofdorf-Gleiberg) kandidieren und die Position des Skriba (Schriftführer), um die sich Pfarrer Marcus Brenzinger (Werdorf) bewirbt.

Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf den gemeinsamen Haushalt für den Kirchenkreis an Lahn und Dill und das Kirchenamt. So beläuft sich das erwartete Kirchensteueraufkommen für 2021 auf 17,5 Millionen Euro. Die für das laufende Jahr eingeplanten 18,5 Millionen Euro können aufgrund des erheblichen allgemeinen Kirchensteuerrückgangs in 2020 nicht erreicht werden. Den geplanten Erträgen von 7,7 Millionen Euro stehen für 2021 voraussichtlich Aufwendungen von 7,8 Millionen Euro gegenüber. Hauptgrund für den Fehlbetrag, der aus Rücklagen gedeckt werden kann, ist das Finanzausgleichssystem in unterschiedlicher Ausprägung der beiden Altkirchenkreise Braunfels und Wetzlar, das in Zukunft angepasst werden soll. Aufgrund von Einsparungen in unterschiedlichen Bereichen kann die kreiskirchliche Umlage von 14 Prozent im Vorjahr auf 13,75 Prozent für 2021 gesenkt werden.

Den ausscheidenden Mitgliedern des Bevollmächtigtenausschusses (BVA), der bis zur Einführung des neuen KSV den Kirchenkreis leitet, dankte der leitende Pfarrer Jörg Süß, der künftig auch selbst dem Gremium nicht mehr angehören wird.

Es sind dies Pfarrerin Alexandra Hans (Wißmar), Pfarrer Christian Silbernagel (Wetzlar), Pfarrer Martin Reibis (Aßlar), Horst Henrich (Dreisbach, 16 Jahre im KSV), Angelika Schroetter (Krofdorf-Gleiberg), Thomas Tacke (Hohensolms, 20 Jahre im KSV), Reiner Förster (Aßlar), Christine Schönheim (Leun), Rainer Strack (Rechtenbach), Eva Oettinger (Oberbiel) und Eberhard Peter (Niederlemp). Der Dank galt auch Pfarrer Christoph Schaaf (Krofdorf-Gleiberg) und Dirk Steinmüller (Atzbach), die allerdings im Rahmen der Briefwahl für den neuen KSV kandidieren. Gedankt wurde auch Cornelia Starosta, Pfarrerin der Kirchengemeinde Braunfels, Esther Wagner, Pfarrerin der Kirchengemeinde Launsbach und Udo Ferber, Pfarrer an der Werner-von-Siemens-Schule. Sie gehen im Frühjahr 2021 in den Ruhestand.

Pfarrerin Alexandra Hans, zweite stellvertretende Vorsitzende im BVA, dankte Pfarrer Jörg Süß mit herzlichen Worten für seinen Dienst in den vergangenen Jahren: „Du hast mit deiner Arbeit auf kreiskirchlicher Ebene viel bewegt, hast an die Vereinigung der Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar geglaubt und viel dafür gearbeitet.“

In seiner Andacht zu Kapitel 17, Verse 20 und 21 aus dem Lukasevangelium zum Auftakt der Synode regte Krankenhauspfarrer Hans-Dieter Dörr dazu an, auf Spurensuche nach dem Reich Gottes mitten in der Welt zu gehen und diesen Spuren zu folgen. „Suchen wir die Samen der Hoffnung, die Gott schon im Licht dessen wachsen lässt, was erst daraus entstehen soll“, sagte der Seelsorger. Als Beispiele nannte er, Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen und die Erde als Gottes Schöpfung zu bewahren.

Für die Landeskirche sprach Kirchenrat Volker König ein Grußwort.

bkl

Die Andacht von Pfarrer Hans-Dieter Dörr ist hier zu finden:

Andacht Synode.Dörr

[vc_gallery interval=”5″ images=”10964,10965″ img_size=”full”]Bild 1: Jörg Süß, leitender Pfarrer des Kirchenkreises an Lahn und Dill, moderierte die Synode.

Bild 2: Erstmals als Videokonferenz: die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill.