Yoseph Mubarki berichtet über Kooperationen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn:

„Für mich ist es eine große Herausforderung, als Mitglied einer Minderheit in dem 1948 neu gegründeten Land zu leben“, so Yoseph Mubarki über seine Erfahrungen in Israel. Der palästinensische Israeli aus Nes Ammim, einem christlichen Kibbuz im Norden Israels, der sich für Dialog und Friedensarbeit einsetzt, hat im Evangelischen Gemeindehaus Hermannstein einen Vortrag zum Thema „Israel und seine arabischen Nachbarn“ gehalten. Dabei sieht sich der Nahostexperte, der Geschichte und Politik an der Universität Haifa unterrichtet, als Brückenbauer zwischen arabischen und jüdischen Menschen. Es gebe zu viel Hass zwischen beiden Gruppen, erklärte Mubarki. Er selbst organisiert Treffen zwischen arabischen und jüdischen Studenten um das Vertrauen zwischen beiden Seiten aufzubauen und zu stärken.

Anhand einer Landkarte stellte der Referent die politische Situation Israels als einziges demokratisches Land inmitten von 22 arabischen Ländern dar. Die Geschichte des Konfliktes Israels mit diesen Ländern seit 1948 skizzierte er anhand mehrerer Kriege sowie der immer wieder erfolgten Friedensbemühungen und der diplomatischen Kontakte zwischen Israel und seinen Nachbarländern. Diese Kontakte hätten oft jahrelang im Verborgenen stattgefunden, erklärte Mubarki. Doch es gab auch starke öffentliche Zeichen. So habe der Besuch des ägyptischen Präsidenten   Anwar el- Sadat 1978 in Jerusalem bei vielen Menschen Freudentränen ausgelöst. Anlass zur Hoffnung habe auch das Oslo-Friedensabkommen in den 90er Jahren zwischen der Palästinenserorganisation PLO und Israel gegeben. Geendet hätte der Friedensprozess jedoch durch die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin.

Ausführlich stellte Yoseph Mubarki auch das sogenannte „Abraham-Abkommen“ von 2020 vor, einen Friedensvertrag zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel, der durch die Vermittlung der USA zustande kam. Um den Frieden im Nahen Osten und der ganzen Welt geht es hier, um das Verständnis für andere Kulturen, Menschenwürde und Religionsfreiheit. Dabei steht „Abraham“ für den gemeinsamen Ahnvater, der Juden, Christen und Muslime miteinander verbindet. Das Abkommen zielt auch auf eine gegenseitige Unterstützung in Wissenschaft, Medizin und Künsten. Allen Kindern soll eine bessere Zukunft ermöglicht werden.

Doch auch andere Länder, die das Abraham-Abkommen nicht unterschrieben haben, pflegen inzwischen gute Beziehungen zu Israel. So gebe es beispielsweise viele wirtschaftliche Verflechtungen mit Katar. Und in Dubai gibt es zahlreiche Geschäfte mit israelischen Inhabern.

Darüber hinaus ging der Referent auf die aktuelle politische Situation in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen ein. Die arabische Bevölkerung nehme ihr Wahlrecht nicht genügend in Anspruch, sagte Mubarki. So könne es nicht zu einer Änderung in der Regierung kommen, die aktuell rechtsgerichet ist. „Die jetzige Situation in der Regierung passt weder zur arabischen Bevölkerung noch zu einem großen Teil der israelischen“, hielt Mubarki fest. Die Regierung sei aber dennoch demokratisch gewählt. „Es gibt kaum Vertrauen zwischen Juden und Palästinensern. Viele Menschen haben die Hoffnung verloren.“

Die gemeinsame Erziehung von jüdischen und arabischen Kindern in Kindergärten und Schulen müsse ausgebaut werden. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Kinder Abrahams sind. In den drei Religionen Judentum, Christentum und Islam spielt der Begriff ‚Frieden‘ eine wichtige Rolle.“

Die Veranstaltung, die Pfarrer Wolfgang Grieb, evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar, moderierte, endete mit dem Gebet „Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens“, das Yoseph Mubarki sprach.

Wiederholt wird der Vortrag am Mittwoch, 15. März, um 19.30 Uhr in der Jüdischen Gemeinde Gießen (Burggraben 6).

bkl

Bild 1: Der palästinensische Israeli Yoseph Mubarki möchte Brückenbauer zwischen arabischen und jüdischen Menschen sein.

Bild 2: In seinem Vortrag stellte Mubarki auch das 2020 zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten geschlossene Abraham-Abkommen vor.