Christen aus der Region beim Kirchlichen Aktionstag in Büchel:

Bereits zum fünften Mal fand in Büchel in der Eifel ein Kirchlicher Aktionstag statt. In einem bunten Programm mit Musik, Liedern, Gedichten Grußworten und Ansprachen wurde die Sorge um die Bedrohung durch Atomwaffen öffentlich gemacht. Auf Einladung des Arbeitskreises Frieden im Kirchenkreis an Lahn und Dill reisten sieben Personen in einem VW-Bus der Katholischen Gemeinde Braunfels/Schöffengrund dorthin.

„Der Einsatz von Atomwaffen darf nach Gottes Willen nicht sein, weil er die Schöpfung Gottes und menschliches Leben bleibend zerstört“, hatte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, in einem Grußwort betont und darauf hingewiesen, dass es das Verdienst des Kirchlichen Aktionstages gegen Atomwaffen in Büchel sei, dies immer wieder in Erinnerung zu rufen. „Es darf nicht sein, dass sich die Politik und auch die Gesellschaft an die Existenz von Atomwaffen gewöhnen und so blind für ihre Risiken werden“, so der Präses. Darum sei er der Projektgruppe, die diesen Aktionstag seit 2018 organisiere, für dieses Engagement dankbar. „Es ist wichtig, dass immer wieder der Finger in die offene Wunde der Existenz von Atomwaffen gelegt wird, damit keine Gewöhnung eintritt“, so Thorsten Latzel.

Dass durch den Krieg in der Ukraine die Atomgefahr noch größer und gefährlicher geworden sei, unterstrich der Journalist Andreas Zumach, der übers Telefon zu den Teilnehmern des Aktionstages sprach. „Dieser Krieg ist keine Bekräftigung der Notwendigkeit von Abschreckung mit Atomwaffen, sondern genau das Gegenteil. Putin kann Krieg führen, weil er Atomwaffen hat. Und die NATO kann nichts tun, weil ein Atomkrieg dann drohen würde. Atomwaffen ermöglichen erst diesen Krieg“, betonte er.

Am „Ort des höchsten Ausdrucks der Abschreckungslogik“ den Ruf von Jesus Christus zur Feindes- und Nächstenliebe nicht zu überhören, dazu rief der mennonitische Theologe Professor Dr. Fernando Enns (Hamburg) in seiner Predigt auf. Dazu gehöre auch ein neues sicherheitspolitisches Denken und eine friedenslogische Politik, ist Enns überzeugt.

„An diesem Ort hier erfahren wir, wie real die tödliche Gefahr ist, zumal jetzt, da der Einsatz von Atomwaffen auch für jene plötzlich wieder zu einer realen Möglichkeit geworden ist, die, etwas naiv, meinten, man könne diese Waffen zur Massenvernichtung ruhig hier belassen“, so Enns in Büchel. Wenn er heute an diesem Ort stehe und zur Orientierung die Bibel in die Hand nehme, dann würden die Fragen Jesu Christi drängender, echter, ganz real. „Sollen wir Orte wie diese haben, für unsere eigene, vermeintliche Sicherheit? Entspricht das unserem Bekenntnis? Indem wir diesen Ort heute berühren, können wir diesen ernsten Fragen nicht mehr ausweichen oder sie in der Schwebe halten“, machte er nachdrücklich deutlich und verwies auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.

„Sind wir mit unserem diakonischen Engagement und der wichtigen und notwendigen Hilfe für die Menschen in Not auf der richtigen Seite? Natürlich. Das ist gut und richtig. Aber wir dürfen nicht die Leidenden zu Objekten unserer Hilfsbemühungen reduzieren, sondern werden ihnen erst dann zu Nächsten, wenn wir sie ernst nehmen, gemeinsam einen Weg finden aus dem Leid, das der Krieg anrichtet. Das simple Liefern von Waffen an die eine Seite gegen die andere sehe ich in Frage gestellt“, so der mennonitische Theologe, der auch Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) ist.

Und noch eins sei wichtig, hob Enns hervor: „Der Samariter gibt dem, der unter die Räuber gefallen ist, nicht Waffen. Nicht zur Vorsorge, nicht zur Abschreckung. Ist das nicht Thema, was wir hier an diesem Ort nicht überhören dürfen?“, fragte Fernando Enns. Einander Nächste werden, Feinde lieben, Kreativität und Mut und Vertrauen freisetzen, das sei erforderlich. So dass selbst Orte wie Büchel befreit werden könnten von der tödlichen Last ihrer potenziellen Massenvernichtung, so der Theologe. Und er hofft: „Möge die Berührung dieses Ortes auch uns verwandeln, damit wir Christus immer ähnlicher werden.“

Ernst von der Recke/Ulrich Suppus/Foto: Dieter Junker

Auch Ernst von der Recke, Vorsitzender des Arbeitskreises Frieden, war beim 5. Kirchlichen Aktionstag in Büchel dabei (vorne, erste Reihe).