Demonstration und Kundgebung in Ehringshausen:
„Als Christen bekennen wir uns zu Jesus, dem Juden aus Nazareth“, so Pfarrer Ulrich Ries aus Katzenfurt bei einer Demonstration mit Kundgebung am Sonntag in Ehringshausen. Daher gelte: „Antisemitismus geht gar nicht!“ Zudem gehe es gar nicht, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, erklärte der Theologe, der für die evangelischen Kirchengemeinden sprach, die auch kommunal zu Ehringshausen gehören.
Mit den Kirchengemeinden Ehringshausen-Dillheim und Kölschhausen sowie der Evangelischen Trinitatisgemeinde, zu der die Orte Katzenfurt, Daubhausen und Greifenthal gehören, haben sich auch Mitglieder der evangelischen Kirche bei einer Kundgebung mit rund 450 Teilnehmenden gegen Faschismus in Ehringshausen engagiert. Ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus setzten sie mit dem kreiskirchlichen Banner „Unser Kreuz hat keine Haken“. Auch Vertreter der Diakoniestation Ehringshausen, Altsuperintendent Roland Rust, der ehemalige Gemeindepfarrer Jürgen Schlingensiepen (Ehringshausen), und zahlreiche weitere kirchlich Engagierte waren unter den Anwesenden.
„Der Rabbi aus Nazareth stand immer auf der Seite der Schwachen und Ausgegrenzten“, führte Pfarrer Ries weiter aus. „Menschen, die bei uns Schutz suchen, dürfen nicht ausgewiesen werden.“ Zudem ermutigte er die Anwesenden, zur Wahl zu gehen und einer demokratischen Partei die Stimme zu geben. Hans-Jürgen Kunz (FW) erinnerte an den Mut Pfarrer Friedrich Winters aus Kölschhausen in der Zeit des Nationalsozialismus: „Er hat das Unrecht beim Namen genannt.“ Winter hatte 1938 öffentlich gegen die Pogrome protestiert.
Vertreter von Parteien aller vier Fraktionen des aktuellen Gemeindeparlamentes, DGB und Ortsvereine waren am Parkplatz Tuchbleiche bei der Volkshalle Ehringshausen und am Reitzplatz anwesend und setzten sich mit Redebeiträgen für Demokratie und Menschenwürde ein.
Nach einem Fußmarsch zum Standort der ehemaligen Synagoge in der Ortsmitte an der Bahnhofstraße gab es ein gemeinsames Gedenken an die Opfer des Holocaust. Ernst Richter vom Verein „Wetzlar erinnert“ beschrieb den Terror des Nationalsozialismus in der Zeit von 1933 bis 1945 und entsprechende aktuelle politische Entwicklungen.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ehringshausen sprach Horst Brück vom dortigen Geschichtsverein. Die Bahnhofstraße sei für die 22 letzten Juden im Ort auch die letzte Station vor der Deportation ins Vernichtungslager gewesen, erklärte er. In der Pogromnacht 1938 seien alle männlichen Juden in der Synagoge eingesperrt worden. Wegen der Brandgefahr für die umstehenden Häuser habe man die Synagoge nicht, wie geplant, angezündet, sondern die Männer ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Brück nannte die Namen aller deportierten und ermordeten jüdischen Menschen aus Ehringshausen.
Mit einer Gedenkminute endeten Demonstration und Kundgebung.
Die nächste kirchliche Veranstaltung zum Thema findet am Mittwoch, 21. Februar, um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche in Katzenfurt statt. „Nie wieder ist jetzt!“ heißt es dann beim Feierabendgottesdienst.
bkl /Fotos: bkl/red
Bild 1: Pfarrer Ulrich Ries fand in seiner Rede vor der Volkshalle Ehringshausen deutliche Worte gegen Antisemitismus. (Foto bkl)
Bild 2: Mit dem kreiskirchlichen Banner „Unser Kreuz hat keine Haken“ setzten evangelische Christen aus der Region um Ehringshausen ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus. (Foto bkl)
Bild 3:Ein langer Demonstrationszug führte durch Ehringshausen. (Foto red)
Bild 4: Vertreter der Diakoniestation Ehringshausen setzten mit ihrer Anwesenheit ebenfalls ein Zeichen gegen Rassismus und für Menschenrechte und Vielfalt. (Foto bkl)
Bild 5: Horst Brück vom Geschichtsverein Ehringshausen sprach über die Geschichte der Ehringshäuser Juden. (Foto bkl)
Bild 6: Am Reitzplatz hatten sich die Demonstranten zum Gedenken an die Holocaust-Opfer versammelt. (Foto red)