„Ich bin frei! – Das Kind ist aus dem Haus!“

Wetzlar (lr). Mit einem Jubelschrei hat die Hamburger Kabarettistin Andrea Bongers die Bühne in der Hospitalkirche betreten und dem Ausruf: „Ich bin frei! – Das Kind ist aus dem Haus!“ Das Thema „Wenn die Kinder aus dem Haus sind“ zog sich wie ein roter Faden durch den fröhlich, schrägen Kabarettabend, zu dem die Evangelische Kirchengemeinde Wetzlar eingeladen hatte.

Die Kabarettistin, Sängerin und Puppenspielerin Bongers hat bereits in Fernsehsendereihen wie „Hallo Spencer“ oder Sesamstraße mitgewirkt. Ihr Stimme kennt man aus den Rollen als Finchen, Feli Filou und die Raupe Gustav. Auch ist sie ab 2010 vier Jahre gemeinsam mit der Wetzlarer Sängerin und Kabarettistin Katie Freudenschuss mit dem Bühnenprogramm „Schuh Mädchen Report“ unterwegs gewesen. Mit Gerburg Jahnke spielte sie in „Lappen weg“.

Rund 120 Besucher hatten in der Hospitalkirche über eineinhalb Stunden mächtigen Spaß. Ihre Erziehung fasste Bongers mit den Worten zusammen „Ich war wirklich gut. Ich habe einen guten Job gemacht“. Sie habe sich entscheiden müssen. „Mann oder Kind, beides geht nicht“. Nun sei eine neue Zeit angebrochen.

Doch was kommt nach den Kindern? Was fängt frau mit der frei gewordenen Zeit an? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiß Andea Bongers und überlegt in einem melancholisch-wehmütigen Anflug, man könnte ja zum Sohn ziehen, der nun im benachbarten Gießen in einer Studenten-WG wohnt und sicher noch die eine oder andere Unterstützung von der Mutti gebrauchen kann. Sie erzählte vom ersten Date ihres Sohnes im Alter von 13 Jahren, das sie am Nebentisch im Restaurant belauschte. Noch heute halte sie Kontakt zu allen seinen ehemaligen Freundinnen per Telefon oder Whatsapp.
Oder frau schafft sich einen Hund an, denn „Das letzte Kind trägt Fell“ beschreibt es der gleichnamige Refrain, der Bongers dazu einfällt. „Man sagt nur Platz, das ist nicht schwer. Komisch, dass der Mensch das nicht kapiert“, siniert die Kabarettistin und hat erneut die Lacher der Publikums sicher.

Während eine Mutter es schwer hat, den Abschied vom Kind und den neuen Lebensabschnitt einzuläuten, kann „Opa Heinz“ sich darüber freuen, sein Enkelkind ohne ein Erziehungskonzept und vor allem befristet zu genießen. Die quirlige Frau schlüpfte in verschiedene Rollen und ihre Kommunikationspartner sind die unterschiedlichsten Puppen mit ihrer jeweiligen persönlichen Note. Eine davon war Opa Heinz, der den Enkel kurzerhand in seiner Laube versteckt hielt. Der Lehrer Robert von Hohofen etwa ist in der Schule nicht mehr klar gekommen und gibt nun im Wendland „Möh“-Kurse. Und alle Besucher machen plötzlich mit „Möh“.
Ein Schaf mit lockerem Mundwerk berät beim Schuhkauf, eine Therapeuten-Schlange und zum Schluss „Manolo Panik“, der sich in seine Puppenspielerin hoffnungslos verliebt hat. Immer bleibt Bongers bei Ihrem Erziehungsthema. Dabei holt sie Pfarrer Björn Heymer aus dem Publikum, der kurzerhand den Sohn spielen soll, um am Muttertag ein Gedicht und ein Flötenstück vorzutragen.

Mit Gesang, Gitarrenspiel, einem fingierten Telefonat, Puppenspiel und Interaktionen mit dem Publikum hielt Andrea Bongers die Zuschauer bei der Stange und erntete reichlich Lacher und Beifall für ihre Ausführungen über Erziehungsthemen und die Wandlungen, die eine von den Kindern verlassene Mutter mit der Zeit durchläuft. Ein sehr unterhaltsamer Abend, den die Zuschauer sicher nicht ohne Konfrontation mit persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen des Elternseins erlebten.

Foto: Rühl