Gottesdienste und Aktionen an Gründonnerstag und Karfreitag:

Ohne Jesu Tod am Kreuz gibt es keine Auferstehung. Deshalb gehören Ostern, Karfreitag und auch der Gründonnerstag zusammen. Gottesdienste mit Abendmahl, Aktionen und musikalische Darbietungen haben für evangelische Christen in der Region den Karfreitag und den Gründonnerstag geprägt. Diese beiden Tage sind gemeinsam mit dem Karsamstag besondere Zeiten der Stille und Besinnung auf das Leiden und Sterben Jesu Christi.

Ganz im Zeichen der Trauer stand dabei der Karfreitag als Tag der Erinnerung an das, was Jesu Sterben am Kreuz bedeutet.

Auf Einladung des synodalen Arbeitskreises Frieden und des Laurentiuskonventes Laufdorf  hatten sich rund 50 Menschen am Hofgut Magdalenenhausen in Wetzlar versammelt, um ein großes Kreuz über den Weinberg zu tragen. Dabei ließen sie sich vom neutestamentlichen Vaterunser-Gebet und dem Psalmvers „Gott, du machst die Herzen weit“ (119, 32) leiten. Sie verbanden dies mit Stationen des Kreuzweges Jesu und Situationen der Menschen heute. Das Kreuz wurde dabei an den sieben Stationen mit aufblühenden Forsythienzweigen versehen, sodass am Ende ein Strahlenkranz entstand. Kurze Gesänge und Gebete begleiteten den gemeinsamen Weg mit dem Kreuz. „Die Vaterunser-Bitten führen in eine Weite, die die Enge durchbricht und  das Leben vor Gott öffnet“, sagte Pfarrer Stephan Hünninger vom Laurentiuskonvent. Die Zweige am Kreuz seien ein Zeichen der Hoffnung.

„Jesus will keine Bewunderer, sondern Nachfolger“, lautete die Kernaussage der Predigt von Pfarrer Jürgen Schlingensiepen in Dillheim. Mit „Es ist vollbracht“ habe Jesus eine andere Überschrift über das Kreuz gesetzt als Pilatus, der hatte schreiben lassen „Jesus von Nazareth, König der Juden“, machte der Theologe deutlich. Dies sei entscheidend im Spannungsfeld zwischen Politik und Religion, Militärpolizei, Familie und Freunden und Jesu mörderischen Durst. Die Geschichte von Christi Kreuzigung und Tod nach dem Johannesevangelium (Kapitel 19, Verse 16 bis 30) diente ihm dabei als Grundlage.

„War Jesus auf dem Holzweg?“ Diese Frage stellten sich Christen im „Bilder-Musical-Gottesdienst“ in Niederkleen mit Liedern und Texten von Pfarrer Reiner Wagner und der Jugendband „Unicum“. Anschließend war die Gemeinde zum traditionellen Kreuzkuchenessen eingeladen. Dabei konnten Stücke aus Sandkuchen in Kastenform verspeist werden, die zuvor zu einem großen Kreuz zusammengelegt worden waren.

Gott solidarisiere sich im Leiden Jesu mit den Opfern dieser Welt, erklärte Pfarrer Wolfgang Grieb (Hermannstein) in seiner Karfreitagspredigt zu den Versen 15 bis 28 aus dem 9. Kapitel des Hebräerbriefes. Jesu freiwilliger Opfergang ermutige dazu, wie er aus Liebe und dem Willen, andere zu retten, alles zu geben.“ Als Beispiel nannte er unter anderem den französischen Polizisten Arnaud Beltrame, der kürzlich sein Leben bei einem islamistischen Attentat für das Leben einer Geisel opferte. „Es ist der stellvertretende Tod des Gottessohnes aus Liebe für diese Welt, der dem Hass, der Gottesferne, der Sünde ein für alle mal die Macht nimmt und uns in der Nähe Gottes für immer leben lässt“, sagte Grieb.

An das letzte Mahl, das Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern feierte, denkt die Kirche am Gründonnerstag.

42 Christen haben dies im evangelischen Dom-Gemeindehaus mit der Feier eines Sederabends getan und damit eine biblische Tradition aufgenommen: Am ersten Abend des Passahfestes versammeln sich jüdische Familien zu einem festlichen Essen. Die Mahlzeit ist eingerahmt von einer festen „Ordnung“ (hebräisch „Seder“), die Gebete, Lesungen, symbolische Speisen, Getränke und bestimmte Handlungen umfasst und an die Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten erinnert. „Unsere Gedanken und Gebete sind auch bei denen, die heute ihre Heimat verloren haben und die in Kriegsgebieten um ihr Leben fürchten. Wir wissen: Gott ist ein Helfer und Fürsprecher der Flüchtlinge und Kriegsopfer“, sagte Pfarrer Björn Heymer. „Wir wollen mit der Feier des Sederabends die Quellen des christlichen Glaubens neu entdecken und verstehen“, erläuterte der Theologe zudem. Laut Neuem Testament ist das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, ein Passahmahl gewesen. Als Zeichen des Willkommens und der besonderen Zuwendung hatte Heymer den Gästen zu Beginn die Hände gewaschen und damit zugleich daran erinnert, dass Jesus beim letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße wusch.

bkl

Fotos: bkl / Marie-Noëlle von der Recke

 

[vc_gallery interval=”5″ images=”4909,4910,4911,4914,4915″ img_size=”full”]Bild 1: Ein großes Kreuz haben Christen am Karfreitag über den „Weinberg“ beim Hofgut Magdalenenhausen getragen. Die einzelnen Stationen, an denen sie Halt machten, erinnerten an den Kreuzweg Jesu.

Bild 2: Aus den aufblühenden Forsythienzweigen, die bei den Wegstationen in die Kreuzesmitte gesteckt wurden, entstand ein Kranz der Hoffnung.

Bild 3 : Nicht die Füße, wie Jesus seinen Jüngern, aber die Hände hat Pfarrer Björn Heymer seinen Gästen als Zeichen der Zuwendung zu Beginn des Sederabends am Gründonnerstag gewaschen.