Neu ausgebildete Ehrenamtliche erhalten Zertifikat:

Sein Jubiläum „25+1 Jahre“ hat der Ambulante Hospizdienst der Diakonie Lahn Dill in den Räumen der Hospitalkirche mit einem Gottesdienst und einem Festvortrag begangen.

Superintendent Dr. Hartmut Sitzler dankte den Verantwortlichen und den vielen Ehrenamtlichen in seiner Begrüßung im Gottesdienst für ihre Arbeit, die oft im Verborgenen geschehe, aber unendlich wertvoll sei. „Alles, was wir haben, auch unser eigenes Leben, ist Geschenk“, erklärte der leitende Theologe vor den rund 160 Besuchern. In seiner Predigt legte er das Pauluswort „Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 4, Vers 7 aus. „Der Wert unseres Lebens ist nicht abhängig davon, was wir leisten“, sagte Hartmut Sitzler. Mit der gegenteiligen Einstellung bliebe auf der Strecke, was das Leben sinnvoll macht. „Dazu gehört zum Beispiel zu musizieren, einen Sonnenuntergang anzuschauen oder mit Kindern zu spielen“, so der Superintendent. Beim Besuch Sterbender müsse man die eigene Überheblichkeit ablegen, im Blick darauf, dass man eines Tages auch auf die Hilfe anderer angewiesen sei: „So können wir lernen, aus der Gnade zu leben.“

Im Gottesdienst erhielten die neu ausgebildeten ehrenamtlichen Hospizbegleiter im Beisein von Dozentin Birgit Kurz von den Koordinatorinnen Uta Grote und Carola Pfeifer ihre Zertifikate. Zu den neu Ausgebildeten gehören: Beate Albrecht (Neukirchen), Iris Büttner (Ballersbach), Michaela Daniel (Oberbiel), Miriam Georg (Greifenstein-Allendorf), Antoun Ghobrial (Wetzlar), Sabine Hedrich (Rechtenbach), Gertie Kneipel (Erda), Claudia Köchel-Baumann (Burgsolms), Dieter Krause (Niederbiel), Barbara Künkel (Dorlar), Eva Maria Loh-Hundhausen (Wetzlar), Nelly van Riesen (Niederweidbach), Ellen Christa Schütze (Braunfels) und Barbara Vogt (Oberbiel).

Musikalisch gestalteten das Veeh-Harfen-Ensemble „KlangErLeben“ unter Leitung von Sandra Köppen sowie Ina Espig (Gesang) und Günter Schwarz (Orgel und E-Piano) den Gottesdienst mit.

„Alte Menschen verSorgen oder entSorgen?“ lautete der Titel des Fachvortrages von Dr. Thomas Sitte, Palliativmediziner aus Fulda. Der Vorstandsvorsitzende und Gründungsstifter der Deutschen Palliativstiftung sprach sich gegen eine aktive Sterbehilfe aus. Der 65-Jährige vertrat die Ansicht, dass die Politik künftig Entscheidungen für eine Sterbehilfe treffen könnte. Seine Sorge sei es, dass der Lebensschutz am Lebensende geschwächt werde. Er plädierte für andere Lösungen auf dem Weg zum Lebensende. Viele Menschen hätten die Sorge vor den Schmerzen vor dem Lebensende. Diese Angst könne den Patienten genommen werden, denn es gebe heute Möglichkeiten durch Leiden und Sterben ohne Schmerzen zu kommen. „Wem die Angst vor den Schmerzen genommen wird, verlangt in der Regel keine Sterbehilfe“, ist Sitte überzeugt.

Thomas Sitte ist in Mittelhessen kein Unbekannter. Er wurde 1958 in Oberlemp geboren und ist in Wetzlar aufgewachsen. Hier legte er das Abitur ab und studierte ab 1979 Medizin an den Universitäten in Bochum, Bonn, Würzburg und Berlin. Seit 2013 hat er einen Lehrauftrag an der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Von 2014 bis 2016 war Thomas Sitte als Palliativmediziner im Hamburger Kinderhospiz Sternenbrücke tätig. Seit 2020 ist er in Teilzeit in einer Arztpraxis angestellt.

Der Mediziner sagte, früher habe man die sterbenden Patienten aus den Vierbettzimmern zum Sterben ins Badezimmer geschoben. Es könnte mehr für die Sterbenden in Pflegeheimen geleistet werden. „Wir brauchen keine Sterbehilfe. Wir müssen Defizite und Würde der alten Menschen achten“, rief er den Besuchern zu. Die Öffentlichkeit meine, dass Töten auf Verlangen kommen muss. Dabei könne man das Leiden der Patienten auf dem letzten Lebensabschnitt gut lindern. Immer stärker werde Töten auf Verlangen erlaubt. Dabei verwies Sitte auf Kanada und die Niederlande. Dort werde vielfach gefragt, was die Pflege kostet. Dies sehe er auch in Deutschland kommen. „Mir graut davor“, warnte Sitte, wenn gerechnet wird, was die Versorgung kostet.

„Was ist unser Leben noch wert, wenn wir Tötungshilfe angeboten bekommen? Unser Leben ist ein Geschenk von Gott“, sagte der Mediziner. „Wir sollten dem Leben seinen Lauf lassen, es nicht wegwerfen und nicht beenden“. Sitte sagte, der Dienst des Ambulanten Hospizdienstes sei noch zu wenig bekannt. Sein Aufruf an die Mitarbeiter: „Bitte klappern Sie, machen Sie Werbung für sich“.

Der Geschäftsführer der Diakonie an Lahn und Dill, Mathias Rau, zu dem der Ambulante Hospizdienst gehört, wies darauf hin, dass in 26 Jahren rund 1000 Menschen in der letzten Lebensphase und beim Sterben begleitet wurden. Es seien etwa 300 Ehrenamtliche als Hospizbegleiter ausgebildet worden. „Es ist uns gelungen, die Themen Tod und Sterben aus der Tabuzone zu holen“, resümierte Rau.

 

Info „Ambulanter Hospizdienst“

Bereits seit 26 Jahren begleiten ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitende des Ambulanten Hospizdienstes im Sinne christlicher Nächstenliebe schwer Kranke und Sterbende sowie die Menschen, die zu ihnen gehören. Auch die Begleitung Hinterbliebener in ihrer Trauer gehört zur Aufgabe des Hospizdienstes. Jedes Jahr finden dazu Qualifizierungskurse statt, die ein halbes Jahr dauern. Die hauptamtlichen Koordinatorinnen Carola Pfeifer und Uta Grote, beide Palliativcare-Pflegefachkräfte, organisieren die Ausbildung der Ehrenamtlichen und beraten und begleiten sie in ihrem Dienst. Zudem bietet Carola Pfeifer gemeinsam mit Ehrenamtlichen seit 2021 einen gern nachgefragten „Letzte-Hilfe-Kurs“ an. Der Ambulante Hospizdienst ist ein Angebot der Diakonie Lahn Dill.

Die Koordinatorinnen Carola Pfeifer und Uta Grote sind telefonisch erreichbar unter 06441 9013-116 / -136 oder per E-Mail: hospizdienst@diakonie-lahn-dill.de

Spenden für den ambulanten Hospizdienst sind über das Spendenkonto der Diakonie Lahn Dill möglich:

IBAN: DE88 5155 0035 0010 0040 00
BIC: HELADEF1WET
Stichwort: „Ambulanter Hospizdienst“

 

bkl / red

 

Bild 1: Die neu ausgebildeten ambulanten Hospizbegleiter erhielten im Jubiläumsgottesdienst von den Koordinatorinnen Uta Grote und Carola Pfeifer im Beisein von Dozentin Birgit Kurz und Superintendent Hartmut Sitzler ihre Zertifikate. Zu den neuen Ehrenamtlichen gehören Beate Albrecht, Iris Büttner, Michaela Daniel, Miriam Georg, Antoun Ghobrial, Sabine Hedrich, Gertie Kneipel, Claudia Köchel-Baumann, Dieter Krause, Barbara Künkel, Eva Maria Loh-Hundhausen, Nelly van Riesen, Ellen Christa Schütze und Barbara Vogt.

Bild 2: Mit zarten harmonischen Klängen begleitete das Veeh-Harfen-Ensemble den Gesang der Gemeinde.

Bild 3: Superintendent Dr. Hartmut Sitzler predigte über das Wort des Apostels Paulus: „Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1.Korinther 4,7)

Bild 4: Dr. Thomas Sitte sprach sich in seinem Vortrag gegen aktive Sterbehilfe aus.

Bild 5: Eine Ausstellung im Haus der Kirche und Diakonie informierte über Vergangenheit und Gegenwart des Ambulanten Hospizdienstes.