Weihnachtsbotschaft an Lahn und Dill auch vom Lkw aus:

„So eine Botschaft darf nicht auf dem Hirtenfeld enden, die muss hinaus in die Welt, und heute gerne auf dem Lkw, laut, kernig, wunderbar“, so Pfarrer Siegfried Meier an Heiligabend auf dem Haarplatz vor der Hospitalkirche. Einen mit Bühnenelementen ausgestatteten Lastwagen hatte der Theologe in Zusammenarbeit mit einem Team zur beweglichen Kanzel gemacht, die er jeweils an sechs Orten innerhalb seines Gemeindebezirks „Heilig-Geist“ positionierte und dabei im Schritttempo durch die Stadt fuhr. „Weil Jesus Christus geboren wurde und er als der Sohn Gottes dadurch einen gewaltigen Abstieg hingelegt hat, so macht er dadurch für euch einen gewaltigen Aufstieg, kein Vergleich mit der Bundesliga“, sagte Meier weiter über einen Abschnitt aus dem Galaterbrief, Kapitel 4. „Ihr werdet Kinder Gottes und gehört zur Familie. Egal, was kommt.“ Musikalisch bereicherten den Kurzgottesdienst Joanne Meister und Britta Heller-Meister mit ihrem Gesang und Pfarrer Meier selbst am Keyboard. Miterleben konnten die Andacht auch Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums „Alte Lahnbrücke“ vom Fenster aus.

Weihnachten in Pandemiezeiten: Die Präsenzgottesdienste wegen des hohen Infektionsrisikos absagen? Oder sie gemeinsam feiern, als Hoffnungs- und Trostraum für die Menschen mit ihren Nöten und Ängsten, gerade in dieser besonderen Zeit? Fest steht: Die Leitungsgremien der evangelischen Kirchengemeinden in der Region an Lahn und Dill haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und darüber hinaus viel Zeit und Kraft für überzeugende Alternativangebote investiert. Und so gestaltete sich der Heiligabend in diesem Jahr mit Weihnachtsgottesdiensten mit Anmeldung, an ungewöhnlichen Orten und in kürzerer Form, bis zu sechs Mal hintereinander, mit besonderen Aktionen, im Internet, mit Weihnachtspost in den Briefkästen und Krippenspielen auf der Straße. Streng geachtet wurde dabei auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln sowie der Maskenpflicht, auch draußen.

In Dutenhofen und Münchholzhausen sind die Präsenzgottesdienste zu Weihnachten abgesagt worden. Hier ist die Christvesper mit Pfarrer Michael Philipp seit Heiligabend auf der Homepage zu sehen, so, wie in vielen Gemeinden. Aufnahmen auf CD und DVD wurden zusätzlich in den beiden Dörfern verteilt. Für Senioren gab es Weihnachtspost in Form von mehreren hundert Briefen, für Kinder das Video „KidsNews“. In ärmliche Umstände sei Jesus hineingeboren worden und kurze Zeit später schon als Flüchtlingskind auf dem Weg nach Ägypten gewesen, sagte Pfarrer Philipp in seiner Predigt. So sei die Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium eine echte Krisengeschichte. Die in diesem Jahr abhanden gekommene Weihnachtsgemütlichkeit eröffne damit die Chance, Weihnachten besser zu verstehen. „Gott kommt mitten hinein in unsere Welt, in unser Leben, in die Krisen meines Alltags und den Abgrund der Welt. Das ist die Botschaft des Festes: dass sich der Himmel niederkniet, weil ich zu schwach bin, um hinauf zu kommen“, sagte der Seelsorger und fügte hinzu: „Wir haben auch 2020 allen Grund zum Feiern.“

Ein mit Menschen und Tieren ausgestatteter „Stall von Bethlehem“ fuhr mit zwei Traktoranhängern durch Albshausen und Steindorf. Bei der „Bethlehem-on-tour“-Aktion von Stefan Zeiger und seinem Team erzählte der Diakon die Weihnachtsgeschichte und ließ selbst gestaltete Bilderbücher mit Szenen der biblischen Erzählung, dargestellt von rund 40 Kindern aus Albshausen und Steindorf, an die anwesenden Familien verteilen. Das Bilderbuch kann auch auf der Homepage der Kirchengemeinden angeschaut werden: www.kgas.de

„Weihnachten fällt nicht aus!“, erklärt Superintendent Hartmut Sitzler in seiner Weihnachtsbotschaft, aufrufbar auf der Homepage des Kirchenkreises www.evangelisch-an-lahn-und-dill.de. Weihnachten werde aus Freude über die Geburt des Heilands gefeiert. „Es ist interessant, wer im Stall alles versammelt ist: ein Handwerker und seine viel zu junge Verlobte, hart arbeitende Hirten und hochgebildete Weise“, so der Theologe. An der Krippe entstehe eine Gemeinschaft von Menschen, die normalerweise nichts miteinander zu tun hätten. Hier aber sei jeder akzeptiert. „Jeder bekommt eine Würde, die man mit keinem Geld kaufen kann. Und der ist der Größte, der dem anderen dient“, so Hartmut Sitzler.

Vier aufeinander folgende Kurzgottesdienste gab es im Wetzlarer Dom an Heiligabend. Etwa 250 Besucherinnen und Besucher seien insgesamt gekommen, so Küster Bodo Jaekel und damit längst nicht alle, die sich angemeldet hatten. Im vergangenen Jahr hatten rund 1.000 Menschen die Gottesdienste im Dom besucht.

In der Mehrzweckhalle, auf dem Friedhof, draußen auf dem Turnhallenplatz oder auf dem Parkplatz fanden die Weihnachtsgottesdienste statt – und vielfach vor den Kirchen und Gemeindehäusern im Freien.

Jugendmitarbeiterin Pippa Brück hatte in Erda draußen zwischen Kirche und Gemeindehaus in geregeltem Abstand Engel aufgestellt, um die sich Familien zu den drei angebotenen Andachten gruppieren konnten. Nach der kurzen Feier gingen die Teilnehmenden durch die festlich geschmückte Kirche ins Dorf hinunter, bevor die nächste Gruppe von oben über den Parkplatz nachrücken konnte.

In Krofdorf und Gleiberg bot die Kirchengemeinde an Heiligabend statt der Gottesdienste „Offene Kirchen“ an. Musik und Lesungen luden die Menschen zu Stille und Besinnung ein. „Viele Menschen waren aus Vorsicht nicht da“, berichtete Pfarrer Christoph Schaaf dazu, „aber es gab einige, die den festlichen Kirchenraum suchten.“ Darunter sei eine Familie mit vier Kindern gewesen. Das Jüngste hatte an Heiligabend Geburtstag und konnte das von Jugendmitarbeiterin Lea Rompf mit Kindern und Jugendlichen aufgenommene Krippenspiel als Hörspiel erleben.

bkl[vc_gallery interval=”5″ images=”11567,11570,11571,11572,11573,11574,11575″ img_size=”full”]Bild 1: Weihnachts-Kurzgottesdienst vom Lkw: Die musikalische Gestaltung hatten (v.l.) Pfarrer Siegfried Meier am Keyboard und Joanne Meister sowie ihre Mutter Britta Heller-Meister als Sängerinnen übernommen.

Bild 2: Der Eindruck täuscht: Der Altarraum der Hospitalkirche ist lediglich Hintergrundkulisse. Pfarrer Siegfried Meier hält seine Predigt auf einem Lastwagen.

Bild 3: Krippenszene im Traktor-Anhänger: Den Kurzgottesdienst auf dem Parkplatz Tannenhof in Steindorf gestaltete Diakon Stefan Zeiger (Mitte) und Team für junge Familien.

Bild 4: Anna Schmidt und Ronny Hein schlüpften beim Krippenspiel in Steindorf in die Rollen von Maria und Josef.

Bild 5: Im Bilderbuch „Bethlehem on tour“ der Kirchengemeinden Albshausen und Steindorf erscheint auch Oberbürgermeister Manfred Wagner gemeinsam mit Maria und Josef vor dem Wetzlarer Rathaus.

Bild 6: Diese Botschaft macht Mut: Das Banner an der Kirche in Bissenberg hängt auch an den Kirchen in Stockhausen und Biskirchen.

Bild 7: Diese Krippe haben Kinder aus Wißmar gebastelt. Mit Bildern der Krippe und von Kindern, die einzeln im Kostüm fotografiert wurden, haben Diakon Ernest Aguirre und Pfarrerin Alexandra Hans ein Krippenspiel-Video gestaltet, das am 4. Advent in der Kirche aufgeführt wurde und seitdem auf der Homepage der Kirchengemeinde zu sehen ist: https://www.ev-kirche-wissmar.ekir.de/1-krippenspiel.html