Lee Bayram-Bach singt und liest in der Wetzlarer Kulturstation:

„Wer die Wahrheit sagt, ist ein Sonderling.“ Mit diesem Satz eröffnete Lee Bach-Bayram ihre Ausführungen über einen frühen Atomwaffengegner. Unter der Überschrift „Aktiv gegen Atomwaffen“ hatten der Wetzlarer Friedenstreff und der Arbeitskreis Frieden in den Evangelischen Kirchenkreisen Braunfels und Wetzlar die Deutsch-Französin mit britischem Pass in die Kulturstation Wetzlar eingeladen. Mit Texten aus ihrer Autobiographie und Liedern, die sie in französischer, englischer, deutscher und einer indischen Sprache vortrug,  hielt sie eine Rückschau auf fünfundvierzig Jahre Erfahrungen in der Friedensarbeit und besonders im Kampf gegen eine auf Atomwaffen gründende Sicherheitspolitik. Ein zweiter Schwerpunkt ihrer Ausführungen war der indische Aktivist Satish Kumar. Ausgestattet mit „zwei Waffen“, nämlich als Vegetarier zu leben und kein Geld bei sich zu tragen, schilderte Lee Bach-Bayram dessen abenteuerliche Weltreise als Botschafter für Frieden und als Warner gegen die Gefahren der atomaren Verstrahlung. Der letzte Teil ihrer Ausführungen bezog sich auf die Aktionen der Anti- Atomkraftbewegung seit den 80er Jahren vorwiegend in Deutschland. Dabei nahm die Beschreibung des Widerstandes gegen das NATO-Munitionsdepot in Bellersdorf im nördlichen Lahn-Dill-Kreis den größten Raum ein. Bellersdorf ist der Nachbarort der Vortragenden. Lange Jahre war die Lagerung von atomarer Munition, die anders als die Mittelstreckenraketen in Süddeutschland und im Hunsrück für den Nahbereich bestimmt waren, das heißt für mögliche Kampfhandlungen im Bereich der Bundesrepublik, der DDR und Teilen der Tschechoslowakei, geheim gehalten. Im Zuge der Vereinigung der beiden Teile Deutschlands wurde diese Munition abgezogen. Pastor Ernst von der Recke vom Arbeitskreis Frieden unterstrich in seiner Begrüßung, dass es Hoffnungszeichen im Kampf gegen Atomwaffen gebe wie den Beschluss zu einem Atomwaffenverbots-Vertrag der UNO vom Juli diesen Jahres oder die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Internationale Kampagne zur Abschaffung der Nuklearwaffen (ICAN). Unter den 468 Partnerorganisationen von ICAN gibt es sechs Einrichtungen, die sich in Deutschland für den Abzug der Atomwaffen aus dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel einsetzen. Doch das Ziel der Vernichtung aller Atomwaffen sei noch in weiter Ferne. Allein dass die Mitgliedsstaaten der NATO sich gemeinsam zu einem Verzicht auf die Androhung des Einsatzes von atomaren Massenvernichtungswaffen einigen könnten und ihre Sicherheitsdoktrin entsprechend überarbeiten, schiene zur Zeit undenkbar. Das Misstrauen, das mittlerweile auch unter den Mitgliedsstaaten der NATO wachse, mache eine Einigung noch schwieriger. Vor diesem Hintergrund empfanden es die Teilnehmenden als wohltuend, den Texten und Liedern von Lee Bach-Bayram zuzuhören. „Es braucht langen Atem und einen festen Glauben an die frei machend Kraft der Wahrheit, um Humor und Lebensfreude nicht zu verlieren“, so Ernst von der Recke.

von der Recke[vc_single_image image=”4101″ img_size=”full”]Lee Bayram-Bach las und spielte in der Wetzlarer Kulturstation zum Thema “Aktiv gegen Atomwaffen”.