„Die enge Zusammenarbeit zwischen dem kirchlichen Arbeitskreis Tikato und dem Land Burkina Faso darf nicht stoppen“. Diesen Appell richtete Botschaftsrat Isidore Taro an die Besucher der Aktion Brückenschlag Wetzlar-Ouagadougou auf der alten Wetzlarer Lahnbrücke. Zum 18. Mal hatte Tikato zu dieser alle zwei Jahre durchgeführten symbolischen Handlung eingeladen. In diesem Jahr stand der Brückenschlag unter dem Eindruck der terroristischen Überfälle durch Islamisten, die das westafrikanische Land verunsichern. Seit Anfang des Jahres hat es auch Anschläge gegen Kirchen gegeben sowie gegen Prozessionen. Zudem werden immer wieder Geistliche entführt. Bisher galt Burkina Faso als beispielhaft für das friedliche Zusammenleben zwischen Religionen und Ethnien.
2500 Euro waren am Ende des Tages zusammen gekommen, die für zwei Projekte der Nahrungssicherung verwendet werden sollen.
Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) lobte bei der Eröffnung das Engagement des Arbeitskreises, das nun schon 45 Jahre andauere. Bislang habe Tikato 190 Projekte in dem von Dürreperioden heimgesuchten Land mit seinen 20 Millionen Einwohnern, das zunehmend auch durch den Klimawandel betroffen ist, unterstützt. Der Oberbürgermeister hatte, wie schon seine Vorgänger, die Schirmherrschaft über den Brückenschlag übernommen. Wagner sagte, es sei ganz wichtig, dass die Menschen in Wetzlar sich nicht nur mit ihrer Stadt und dem Land beschäftigen. Es brauche auch den Blick für die gesamte Welt. Gerade wo es den Menschen in unseren Breiten meist gut gehe, brauche es Bürger, die Verantwortung für ärmere Regionen übernehmen. Die Erfolge des Arbeitskreises zeigten, dass es sich lohne, neue Wege zu gehen und Brücken zu bauen. Insofern sei die Beziehung zu Burkina Faso ein wichtiges Engagement, für das er im Namen der Stadtgesellschaft danke.
Pfarrer Jörg Süß, stellvertretender leitender Geistlicher des Kirchenkreises an Lahn und Dill, verwies auf die Zehn-Euro-Banknote. Auf ihr werden Brücken und Fenster abgebildet. Europa stehe für Völker, die sich früher bekämpften und heute Brücken zueinander bauen. Tikato schlage auch Brücken der Verständigung zu einem Land, das früher durch Europäer ausgebeutet wurde. Auf dem Geldschein sind auch Menschen zu sehen, die sich in die Arme schließen. Die Freundschaft zu Burkina Faso sei besonders wichtig seitdem islamistischer Terror das westafrikanische Land überzieht.
Die Tikato-Vorsitzende Heidi Janina Stiewink legte eine Gedenkminute für die Menschen ein, die durch Gewaltakte in Burkina Faso zu Tode gekommen sind.
Unter den Gästen war auch die Pädagogin und Soziologin Marie-Bernadette Kabré aus der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou, die seit den 80er Jahren immer wieder nach Wetzlar kommt. Sie hatte für den Oberbürgermeister eine Überraschung mitgebracht. Weil Wetzlar als Optikstadt gilt und mit Leica einen namhaften Kamerahersteller in der Stadt hat, überreichte sie Wagner eine Kamera „made in Afrika“. Ein Burkinabe hatte aus Altmaterial einen Kamera-Korpus gebastelt. Diesen überreichte sie mit dem Wunsch, dass der „Fotoapparat“ einen Platz im städtischen Museum finden möge.
Sie sei gerührt über die langjährige Solidarität des deutschen Volkes zu ihrem Heimatland. Zugleich dankte Kabré für die finanzielle Unterstützung, die helfe Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen und die Menschen zu ernähren. Durch die Bemühungen in ihrer Heimat und der Unterstützung aus Mittelhessen wachse eine Brücke zusammen.
Oberbürgermeister Wagner war es als Schirmherren vorbehalten, die ersten Holzbrückteile aneinander zu fügen und auf der Lahnbrücke aufzustellen. Ihm folgten der Botschaftsrat Taro sowie Vertreter von Kirchengemeinden und Einzelpersonen. Für je fünf gespendete Euro gab es ein Brückenteil. Zum Schluss fügten sich fast 500 Brückenteile aneinander.
Die Kirchengemeinden Neukirchen/Bonbaden/Schwalbach, Braunfels und Kölschhausen mit der Frauenhilfe haben enorm zu diesem Ergebnis beigetragen. Zudem hatten Gemeinden Kuchen gespendet und auch der Weltladen Aßlar bot Waren aus Afrika an. Zum Auftakt spielte der Bläserkreis Wetzlar unter der Leitung von Kantor Dietrich Bräutigam.
Im Arbeitskreis engagieren sich rund 15 Christen aus Wetzlar und Umgebung. Jährlich kommen so zwischen 50.000 und 100.000 Euro zusammen, die für Projekte in Burkian Faso verwendet werden.
1974 hatte die Tätigkeit eines Arbeitskreises nach einem Aufruf zur Hilfe für die von Dürre betroffene Region Obervolta durch Brot für die Welt ihren Anfang genommen. 1984 wurde der erste Brückenschlag durchgeführt.
lr
Bild 1: Symbolischer Brückenschlag zwischen Wetzlar und Ouagadougou mit Oberbürgermeister Manfred Wagner und dem Botschaftsrat Isidore Taro sowie Mitgliedern des Arbeitskreises Tikato.Bild 2: Bernadette Kabré hatte eine Kamera als Geschenk mitgebracht.