Es war ein gewagtes Unternehmen. Doch die Veranstalter haben sich nicht verkalkuliert. 4.500 Besucher und Akteure füllten am Sonntagnachmittag die Buderus Arena, als der Verein „Soli Deo Gloria“ (Hüttenberg) das Musical „Paul und Gretel – kein Märchen“ aufführte. 600 Sängerinnen und Sänger, dazu 17 Instrumentalisten sowie über 50 Mitarbeiter in Technik und Requisite sorgten für ein dreieinhalbstündiges Programm rund um den Hüttenberger Pfarrer Paul Schneider (1897 bis 1939) und dessen Ehefrau Margarete (1904 bis 2002). Der evangelische Theologe war mit den Nationalsozialisten in Streit geraten. Weil er sich nicht beugen wollte, kam er mehrfach ins Gefängnis und wurde schließlich im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar ermordet.
Das Musical erzählt im ersten Teil von Kindheit und Jugend der Pfarrersleute, vom Aufwachsen ihrer sechs Kinder und dem Dienst in Hochelheim und Dornholzhausen. Aber auch von der Geradlinigkeit des Pfarrers, der „Gott mehr gehorchen will als den Menschen“.
Geschrieben hat das Werk der Gießener Arzt und Musiker Peter Menger. Er begleitete die Aufführung am Piano, während seine Frau Rebekka den Gesamtchor leitete.
Martin Pausch schlüpfte in die Rolle von Paul Schneider, als seine Frau Gretel agierte Naemi Wünch auf der Bühne. Eröffnet wurde die Handlung mit einer Szene an einer Bushaltestelle in Dickenschied im Hunsrück, als die alte Margarete Schneider, gespielt von Sigrid Offermann, mit ihren beiden Enkeln einem Besucher (Ernst-Peter Harfst) die Geschichte von Paul Schneider erzählt.
Im zweiten Teil geht es um die Konflikte mit der örtlichen Gauleitung, um die Verhaftungen, Schneiders Einsatz für Mithäftlinge in Buchenwald. Margarete Schneider schrieb später das Buch „Der Prediger von Buchenwald“.
Beim Lied „Wir sind Pilger auf dem Weg in das ewige Land“ wird der 600 Mitglieder zählende Chor auf über 4.000 Sängerinnen und Sänger erweitert, denn die ganze Arena stimmt mit ein. Zum Ende bei der Beerdigung Schneiders marschierten 200 Pfarrer einst hinter seinem Sarg her. In der Buderus Arena kamen 20 Pfarrer und Prädikanten der Region in ihren Talaren auf die Bühne. Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) sagte, das Leben von Paul Schneider, der in einer schweren Zeit Haltung gezeigt habe, könne allen Menschen heute Orientierung geben. Der Stellvertretende Superintendent Christoph Schaaf (Wettenberg), der ab November die Stelle von Paul Schneider in Hochelheim und Dornholzhausen sowie in weiteren Orten einnimmt, erinnerte an einen Leitsatz Schneiders „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“. Schneider sei der erste evangelische Märtyrer geworden. Seine Treue und Entschiedenheit sollten auch heute ein Beispiel sein. Der Verein Soli Deo Gloria mit seinem Vorsitzenden Andreas Haupt hat bereits zwei weitere Aufführungen geplant: am 9. März in der CGM Arena in Koblenz und am 28. September in der Porsche Arena in Stuttgart.
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