Ein wolliger Auftritt:

Humor und Tiefgang sind eine Mischung, die den Auftritt der Theaterpädagogin Bianca-Maria Uhl in der Kreuzkirche beschreibt.

„Komme was W(w)olle“ nannte sich das Programm, das die ehemalige Wetzlarerin im Rahmen des Frühstückstreffens für Frauen auf die Bühne brachte. Rund 120 Besucherinnen und auch Besucher erlebten das „Materialtheater“ rund um die Wolle. Uhl war aus Plochingen bei Stuttgart an die Lahn gekommen. Sie erinnerte daran, dass sie einst in der Kreuzkirche getauft, konfirmiert und auch getraut wurde. Ihre Eltern, Schwiegereltern, Verwandte und ehemalige Nachbarn und Freunde waren gekommen, um dem mehr als einstündigen Theaterstück zu folgen. In der Kreuzkirche habe sie auch Glauben gelernt.

Als Kind habe sie gerne aus der Fernsehzeitung vorgelesen. Diese Freude an der Sprache sei es wohl, die sie auf die Bühne gebracht habe. Nach der Schule hat Uhl zunächst den Beruf als Kinderkrankenschwester in Gießen erlernt. Nach Hochzeit und Erziehung von vier Kindern studierte sie in Heidelberg Theaterpädagogik. Sie stehe gerne auf der Bühne, alleine oder mit anderen Akteuren. Zudem leitet sie Chöre und erteilt Unterricht.

Ihre Erfahrung im Spiel mit dem Publikum konnten die Besucher in der Kreuzkirche handgreiflich erleben. Die Bühne war gefüllt mit Wollknäueln und Strickzeug. Mit einem Wollschaf im Arm führte sie ins Thema ein. Das Schaf komme oft vor im täglichen Sprachgebrauch, wenn etwa einer zum anderen sagt „Du Hammel“ oder „Du Schafkopf“. Andere zählen Schafe, wenn sie nicht einschlafen können. Der Pfarrer zähle seine Schäfchen und auch Gott zähle Schafe und wenn eines fehlt, mache er sich auf den Weg, es zu suchen, erinnerte sie an das Gleichnis vom verlorenen Schaf aus dem Lukasevangelium, Kapitel 15.

„Sie werden schnell verwickelt“ kommentierte Uhl als sie mit einem Wollknäuel ins Publikum ging und Besuchern ein Stück der Wolle in die Hand drückte. Von der Wolle kam sie auf Fragen zum Leben, trug Gedichte und Lieder zur Gitarre vor, erzählte von heimischen Netflixen am Fernseher und brachte eine kurze Entschleunigung, in dem sie Seifenblasen in den Kirchenraum blies. Schon war sie beim Thema Sehnsucht. „Bedeutet Erfüllung der Sehnsucht auch Glück oder ist nicht der Weg das Glück?“, fragte sie ihr Publikum. Sehnsucht komme nie ans Ende. In der Bibel werde berichtet, dass Gott sich nach den Menschen sehne.

Uhl berichtete, dass die Mutter ihr einst einen Pullover gestrickt und mit der Post geschickt habe. Doch das Kleidungsstück war zu groß. Sie schickte es zurück mit der Bemerkung, die Mutter möge doch die Größe anpassen. Das Rückpaket brachte einen Pullover zum Vorschein, der nun zu klein war. Erneut gingen Pakete hin und her. Nun endlich passten die Stricksachen. Es war allerdings kein Pullover, sondern ein paar Socken.

Während ihres Programms nahm sie immer wieder Wolle in die Hand, mal einen selbst gestrickten Schal, mal ein unvollendetes Werk, um einige Maschen weiter zu stricken. Vom Wollfusel kam sie auf den Hund, denn das letzte Kind, das habe Fell. Schon konnte sie ihre Erfahrungen mit dem Vierbeiner Rosa, einem Rhodesian Ridgeback, zum Besten geben, unter dem Gelächter der Besucher.
„Lass dich nicht immer mehr verstricken“, gab sie als Rat. Das Geheimnis des Könnens liege im Wollen.

Bianca-Maria Uhl war nicht von ungefähr zu Gast in der Kreuzkirche. Dort feierte das Frauenfrühstück 30-jähriges Bestehen. Etwa acht Mal im Jahr lädt ein Team von 12 Frauen zu dem reichhaltigen Frühstück mit anschließendem Vortrag ein. “Im Mai 1989 haben wir mit dem Thema Brücken bauen die Reihe der Frühstückstreffen begonnen“, erinnerte sich Angela Werth. Dass wenige Monate später die Mauer fiel und viele Brücken von Ost nach West neu gebaut wurden, war damals noch nicht abzusehen.

Das nächste Frauenfrühstück ist erneut ein Jubiläum: Am Donnerstag, 5. September, um 9.30 Uhr, startet das 200. Treffen. Referentin ist Dorothea Hille aus Heilbronn mit dem Thema „Das steht mir gut. Das tut mir gut”.

lr[vc_gallery interval=”5″ images=”7727,7728″ img_size=”full”]Die Theaterpädagogin Bianca-Maria Uhl mit ihrem Programm „Komme was W(w)wolle“.