Notfallseelsorge bietet unabhängigen Beistand in Krisen- und Notfallsituationen:

Der junge Pastor Christoph Kückes besucht Friedel Schmidt in der DRK-Rettungswache. Einig darüber, dass ein weißer Fleck von der Landkarte verschwinden soll, wird der Kontakt zum damaligen Kreisbrandinspektor gesucht. Aus der Begegnung entsteht über Konfessions- und Landeskirchengrenzen hinweg die Notfallseelsorge Lahn-Dill. Das war vor 25 Jahren.

Das besondere Jubiläum der Notfallseelsorge im Lahn-Dill-Kreis wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche Herborn gewürdigt, den Propsteikantor i.R. Karl Peter Chilla an der Walker-Orgel mitgestaltete. Die Notfallseelsorge wird von den evangelischen Kirchen in Hessen-Nassau und dem rheinischen Kirchenkreis an Lahn und Dill sowie von der katholischen Kirche im Bistum Limburg gemeinsam getragen. Seit 2022 ist Religionspädagoge Christian Reifert als Leiter der Notfallseelsorge Lahn-Dill tätig. Zuvor waren es mit halber Stelle Pfarrer i.R. Eberhard Hoppe und noch voll hauptamtlich Pfarrer Bernd Nagel.

Der damalige Kreisbrandinspektor Rupert Heege wollte im Lahn-Dill-Kreis einen unabhängigen psychosozialen Dienst für die Rettungskräfte zur Nachsorge und einen rund um die Uhr abrufbaren Beistand für die Menschen anbieten. Ihm war es wichtig, die christlichen Kirchen ins Boot zu holen. Über Konfessions- und Landeskirchengrenzen hinweg ist so vor 25 Jahren die “Erste Hilfe für die Seele” entstanden.

Ob Beistand für Verletzte oder Sterbende, die Betreuung von Angehörigen nach einem plötzlichen Todesfall, die Überbringung von Todesnachrichten oder die Begleitung von Einsatzkräften bei oder nach besonders belastenden Einsätzen: Rund um die Uhr sind Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger für die betroffenen Menschen da. Und das unabhängig von ihrer Kirchenzugehörigkeit oder Weltanschauung. Den Menschen sehen und helfen, sie in den ersten Stunden zu stabilisieren, das ist Aufgabe der Notfallseelsorger. Das aktuelle Team versammelte sich unter Applaus der Gottesdienstbesucher im Altarraum. „Ein schönes Mut machendes Bild, das zeigt, dass es in den nächsten Jahren weiter die Notfallseelsorge geben wird“, sagte Pfarrer Christoph Kückes, der jetzt im Ruhrgebiet tätig ist.

Das Wirken der Notfallseelsorge im Lahn-Dill-Kreis wurde in den Grußworten mit großer Dankbarkeit und Wertschätzung gewürdigt. Der scheidende Landrat Wolfgang Schuster dankte den vielen Helferinnen und Helfern, die meist ehrenamtlich Menschen betreuen, die akut Hilfe benötigen. Die Helfer werden von der Leitstelle des Rettungsdienstes zu den Einsätzen gerufen. Diese Bereitschaft würdigte Polizeidirektor Joachim Bernhard als Entlastung für die beteiligten Rettungskräfte. Dem schloss sich Marcus Feith vom Feuerwehrverband an. Im Gottesdienst gab es zwei Einführungen und zahlreiche Ehrungen.

Von Pfarrer Christoph Kückes über Pfarrer Bernd Nagel, über Pfarrer i.R. Eberhard Hoppe und Religionspädagoge Christian Reifert waren alle Leiter seit 1999 gekommen und stellten die Entwicklung der Notfallseelsorge im heimischen Raum von Beginn an dar. Auch vom Gründerteam waren fast alle anwesend: Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin i.R. Renate Wieczorek (sie wohnt heute in Gelsenkirchen), Kreisbrandinspektor i.R. Rupert Heege (Bischoffen) und der ehemalige Synodalbeauftragte Jürgen Ambrosius (Biskirchen) stellten sich in einer „Talkshow“ den Fragen des aktuellen Leiters der Notfallseelsorge, Christian Reifert. Zum Team der Gründung gehörten neben Pfarrer Christoph Kückes (Oberhausen) und Friedel Schmidt aus Katzenfurt auch Pfarrer i.R. Klaus Renfordt aus Braunfels, für den im Nachhinein Besuch von den Seelsorgern angekündigt wurde. Alle erhielten von Klaus Bilstein, dem Referenten im Landespfarramt Notfallseelsorge der rheinischen Kirche, eine Medaille und eine Urkunde. Geehrt wurde anlässlich des Jubiläums ebenfalls das System der Notfallseelsorge als solches. Superintendent Dr. Hartmut Sitzler führte die neue Leiterin und den neuen Leiter der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), Mirko Häuser (Wetzlar-Münchholzhausen) und Natalie Depalma (Wetzlar-Garbenheim) in ihr Amt ein.

Wie Menschen in einer Situation einander unterstützen können, aber auch, was Jesus Christus damit zu tun hat, wurde in der Predigt von Dekan Andree Best über die Geschichte der beiden Jünger deutlich, die nach dem Tod Jesu nach Emmaus wanderten (Lukasevangelium, Kapitel 24, Verse 13-33).

Welche Bedeutung die Notfallseelsorge auch für die Rettungskräfte hat, erfuhren die Besucher nach dem Gottesdienst im Rahmen der Grußworte. Hier erzählte beispielsweise ein Vertreter der Polizei, wie gut es ihm in einer Unfallsituation getan habe, dass die Notfallseelsorger kamen und ihm die Last abnahmen, für einen Menschen da zu sein, der Seelsorge gerade dringend benötigte. Der Polizist musste jedoch in diesem Moment die Unfallstelle absichern und sich um anderes kümmern. Dank für den Einsatz „rund um die Uhr“.

Andreas Mann, der scheidende Pfarrer für Notfallseelsorge in der EKHN, goss etwas Wasser in den Wein und sprach die Kürzungen in der EKHN an. So wurden Pfarrstellen im  Bereich der Notfallseelsorge gestrichen. Im Anschluss gab es Gelegenheit zum Austausch und zur persönlichen Begegnung bei einem gemeinsamen Imbiss im evangelischen Gemeindehaus. Und für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte ging es gleich am nächsten Tag weiter: Da gab es einen Fortbildungstag zum Thema „Kinder in Krisen und Katastrophen begleiten“ mit Professor Harald Karutz im Herborner Johanneum.

Ein Video zum 25-jährigen Jubiläum der Notfallseelsorge ist hier abrufbar: https://youtu.be/yVQSSOzZygA

hjb / bkl / Fotos und Video: Becker-von Wolff

 

Bild 1: Gedeckter Altar mit den Funktionswesten für Natalie Depalma und Diakon Mirko Häuser, den Silbermünzen und Urkunden für das Gründungsteam.

Bild 2: Mutmachendes Bild: Das Team der in der Notfallseelsorge aktiven Helferinnen und Helfer im Altarraum der Evangelischen Stadtkirche Herborn.

Bild 3: Mirko Häuser (im Bild vorne) und Natalie Depalma verstärken das Team um Leiter Christian Reifert.

Bild 4: Ehrung des ehemaligen Synodalbeauftragten Jürgen Ambrosius (v.l.n.r.), der Krankenhausseelsorgerin i.R. Renate Wieczorek, des Pfarrers Christoph Kückes, des Kreisbrandinspektors i.R. Rupert Heege und von Friedel Schmidt. Christian Reifert (3.v.r.) nimmt für Pfarrer i.R. Klaus Renfordt aus Braunfels die Urkunde und Münze entgegen. Alle erhielten von Klaus Bilstein (rechts), dem Referenten im Landespfarramt Notfallseelsorge der rheinischen Kirche, eine Medaille und eine Urkunde.