Delegierte aus dem Kirchenkreis an Lahn und Dill setzen sich für Seelsorge ein:
Die Seelsorge zählt sowohl zu den Kernaufgaben als auch zu den Kernkompetenzen von Kirche. Unter dem Leitwort „Was die Seele braucht“ hat sich die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) ausführlich mit einem Aufgabenfeld befasst, das meist abseits der Öffentlichkeit, im Stillen geschieht und dort Hilfe und Begleitung in Lebens- und Glaubensfragen bietet.
Mit Rolf Bastian (Dutenhofen), Rita Broermann-Becker (Wetzlar), Pfarrerin Alexandra Hans (Wißmar) und Superintendent Dr. Hartmut Sitzler (Kröffelbach) nahmen an der fünftägigen Synode auch die Abgeordneten des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill teil. Angesichts der Pandemielage tagte die Synode bereits zum zweiten Mal digital. So verfolgten die Delegierten des heimischen Kirchenkreises einen großen Teil der Sitzungen vor dem PC im Wetzlarer Kirchenamt.
Grundlage der Beratungen der insgesamt 199 stimmberechtigten Abgeordneten bildete die Perspektivschrift „Zur Zukunft der SEELSORGE in der Evangelischen Kirche im Rheinland“, die von der Synode verabschiedet wurde. So versteht sich die EKiR selbst als seelsorgliche Kirche, „nah am Wort Gottes und nah an den Menschen“. Der rheinischen Kirche geht es unabhängig von der Kirchenmitgliedschaft um die Botschaft: „Wer Du auch bist, was Du auch erlebst, was Du auch durchmachst: wir sind für Dich da!“ Dabei ist ihr wichtig, den betroffenen Menschen mit einer wertschätzenden geistlichen Haltung zu begegnen. Die kirchlichen Leitungsgremien sollen Strukturen für ehrenamtlich Mitarbeitende in der Seelsorge entwickeln sowie Modelle der Zusammenarbeit im jeweiligen Sozialraum, inklusive konkreter Vereinbarungen mit Partnerinstitutionen wie der Diakonie und den weltweiten Partnerkirchen. Zudem soll der Erwerb interreligiöser Kompetenzen ermöglicht und darüber hinaus die Gestaltung von Seelsorge im Internet und in den Sozialen Medien mit Leben gefüllt werden. Dies alles im Rahmen eines Prozesses, der auch vor dem Hintergrund sinkender Pfarrstellenzahlen von der pfarramtlichen Versorgungskirche hin zu einer gabenorientierten Beteiligungskirche führt.
„Seelsorge wird in den Gemeinden und funktionalen Diensten im Kirchenkreis an Lahn und Dill von vielen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden gemeinsam mit Pfarrerinnen und Pfarrern geleistet“, so Pfarrerin Alexandra Hans. „Das Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Gehörlosenseelsorge aus anderen Regionen unserer Landeskirche auf der Synode bestärkt mich in der Unterstützung dieses Seelsorgefeldes für unseren Kirchenkreis. Es ist gut, dass sich eine Kollegin in Gebärdensprache ausbilden lassen kann, um als Seelsorgerin für gehörlose und schwerhörige Menschen in unserer Region tätig zu werden.“
„Wir erleben in unserem Kirchenkreis, wie wichtig es ist, dass Notfallseelsorge oder Krankenhausseelsorge geleistet werden“, spricht Rolf Bastian zwei weitere Seelsorgefelder an. „Seelsorge ist, wie es der Präses bezeichnet, die Muttersprache unserer Kirche und gelebter Glaube. Diese Arbeit, sowohl als spezielles Seelsorgefeld als auch Seelsorge in informeller persönlicher Zuwendung, muss aufrechterhalten werden, nicht zuletzt in Zeiten der Pandemie oder in Ereignissen wie der Flutkatastrophe an der Ahr. Auch aus unserem Kirchenkreis stellten sich Menschen seelsorglich und helfend den betroffenen Opfern zur Seite.“
Die Hochwasserkatastrophe, von der große Teile des Gebietes der EKiR im Sommer 2021 betroffen waren, hat mit dazu beigetragen, dass der Klimaschutz zu einem wichtigen Diskussionspunkt der Synode wurde. Auf Beschluss des Kirchenparlamentes setzt sich die rheinische Kirche zum Ziel, bis 2035 treibhausgasneutral zu werden. Kirchliche Leitungsgremien sollen bis 2027 entscheiden, welche Gebäude sie langfristig erhalten wollen und diese bis 2035 „treibhausgasneutral ertüchtigen“. „In der Vernichtung von Tier- und Pflanzenarten, in der Vermüllung der Meere, in der Abholzung von Regenwäldern, in der Veränderung des Klimas sehen wir, wie grundverkehrt unsere alltägliche Lebensweise ist“, sagte Thorsten Latzel in seinem ersten Präsesbericht vor der Synode. „Unser konsequentes Handeln als Kirche ist notwendig – für uns, für unsere Mitwelt wie für die Glaubwürdigkeit unseres Redens von Gottes Schöpfung.“
Besorgt zeigte sich die Synode über die dramatische humanitäre Notlage Geflüchteter an den EU-Außengrenzen. Bund und Länder sollen sich für ein Bundesaufnahmeprogramm von Menschen aus Afghanistan einsetzen, forderte das Kirchenparlament. Zudem sollten die Evakuierungen fortgesetzt werden und unter anderem hier lebende Afghaninnen und Afghanen eine sichere Aufenthaltsperspektive erhalten.
Auch eine Kirchenleitungswahl stand auf dem Programm: Da Oberkirchenrätin Barbara Rudolph am 1. September dieses Jahres in den Ruhestand tritt, wählte die Synode als Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt Dr. Wibke Janssen, bislang Pfarrerin an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule in Bonn.
Um den Synodalen in diesem Jahr auch ein persönliches Miteinander zu ermöglichen, ist für den Sommer noch einmal eine Begegnungstagung zum Thema „Seelsorge“ geplant.
Weitere Informationen zur Landessynode sind unter www.ekir.de/landessynode zu finden (Livestreams sind ab Ende der Synode zwei Monate lang abrufbar) sowie unter www.seelsorgeistda.de
Eine Übersicht über Themen und Beschlüsse der Synode gibt es hier: synode.info Landessynode 2022
Angebote, die bei den Anforderungen des Alltags Unterstützung leisten und helfen, gut für die Seele zu sorgen, werden im Nachgang zur Landessynode online vorgestellt ab Donnerstag, 27. Januar. Die Teilnahme an der dreiteiligen Reihe der Evangelischen Akademie im Rheinland ist kostenlos. Weitere Informationen: https://termine.ekir.de/d-554060
Hintergrund „Landessynode“
Die in der Regel Anfang Januar und damit als erste aller EKD-Gliedkirchen jährlich tagende Landessynode ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Sie entscheidet über die wichtigsten Belange der Landeskirche. Von den mehr als 2,3 Millionen Mitgliedern der rheinischen Kirche, die zwischen Niederrhein und Saar in 37 Kirchenkreisen mit 643 Kirchengemeinden organisiert sind, gehören knapp 67.800 zu Hessen. Im Kirchenkreis an Lahn und Dill gibt es insgesamt 43 Kirchengemeinden. Oberster Repräsentant der EKiR als der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland ist seit 2021 Präses Dr. Thorsten Latzel. Er steht gleichzeitig der Kirchenleitung vor, die in der Zeit, in der die Landessynode nicht tagt, die Geschäfte führt.
bkl
Bild 1: Vertraten den Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill bei der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland und trafen sich zu den Sitzungen im Wetzlarer Kirchenamt (v.l.): Rolf Bastian. Rita Broermann-Becker, Alexandra Hans und Hartmut Sitzler.
Bild 2: Am Eröffnungsgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche nahmen die Landessynodalen (v.l.:) Rita Broermann-Becker, Rolf Bastian, Alexandra Hans und Hartmut Sitzler) per Video im großen Sitzungssaal des Kirchenamtes teil.