Diakon Jörg Simon tritt in den Ruhestand:

„Als ich 14 Jahre alt war, habe ich jeden Sonntag den Kindergottesdienst in Hohensolms gehalten“, so Jörg Simon im Rückblick auf sein haupt- und ehrenamtliches Engagement in Gemeinde und Kirchenkreis. „Dann hat mich Paulfried Spies, der pädagogische Leiter der Jugendburg Hohensolms, als Mitarbeiter angeworben. Mit ihm zusammen habe ich Konfirmandenseminare veranstaltet und war als Mitarbeiter zu Kinder- und Jugendfreizeiten unterwegs.“ Der Diakon und Jugendreferent des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill tritt zum 1. August nach mehr als 40 Dienstjahren in den Ruhestand.

1957 in Hohensolms geboren, hat Jörg Simon zunächst eine Ausbildung zum Drogisten bei der Drogerie Sircoulomb in Wetzlar absolviert, wo er im Anschluss ein halbes Jahr als Angestellter tätig war. Zwei weitere Berufsabschlüsse kamen hinzu: Simon durchlief eine Ausbildung zum Erzieher und im Anschluss eine Ausbildung als Diakon, beides bei der Hephata Diakonie in Schwalmstadt-Treysa. Seinen Zivildienst verbrachte er in der Burg Hohensolms von 1978 bis 1979. Das Anerkennungsjahr absolvierte Simon ab 1982 im Jugendpfarramt des Evangelischen Kirchenkreises Braunfels. Seit 1983 ist der Diakon im Kirchenkreis als Jugendreferent angestellt, seit 2019 im neu gebildeten Kirchenkreis an Lahn und Dill.

Jörg Simon war viele Jahre lang Abgeordneter zur Landessynode, Mitglied der Kreissynode, Synodalbeauftragter für Wehrpflichtige und Ersatzdienstleistende,  Synodalbeauftragter für Suchthilfe sowie Vorsitzender im Paul-Schneider-Freizeitheim-Ausschuss und im Jugendausschuss. Zusätzlich engagierte er sich ehrenamtlich im Vorstand des Bezirksjugendringes Wetzlar-Land e.V. und als Jugendschöffe am Amtsgericht Wetzlar. Mit seiner Ordination 2005 wurde er offiziell beauftragt, Gottesdienste und Amtshandlungen zu halten wie beispielsweise Trauungen von Ehemaligen aus der Jugendarbeit und Taufen derer Kinder.

Mitinitiiert und begleitet hat Jörg Simon mit viel Leidenschaft die Jugendarbeit in Hohensolms und in den umliegenden Orten. Simon leitete dort zwei Jugendkreise im neu eingerichteten Jugendraum des evangelischen Gemeindehauses. Rund 40 Jugendliche kamen, die Mitarbeitertreffen fanden in allen Orten statt. Eine Tombola im Dorfgemeinschaftshaus in den 70er Jahren brachte mehrere tausend Deutsche Mark für die damalige „Projektgemeinde Tikato.“ Der Erfolg dieser Arbeit machte Mut, Projekte auch auf kreiskirchlicher Ebene zu entwickeln.

So entstand die Theatergruppe, die Jörg Simon 1984 im Kirchenkreis aufbaute. „Fast 500 Mitwirkende, vor und hinter der Bühne, gab es bei den bisherigen Stücken“, resümierte er zehn Jahre später. 187 junge Menschen von 14 bis 27 Jahren waren an den Produktionen beteiligt. „Es waren Jahr für Jahr Theaterstücke, die die Menschen zum Nachdenken, zum Lachen und zum Weinen brachten“, so der Diakon. Angefangen mit Märchen wie „Heulalia und das große Lachen“ oder „Schneewittchen“ führte die Gruppe anlässlich des 50. Jahrestages der Pogromnacht das „Tagebuch der Anne Frank“ in der Goetheschule auf. 2300 Besucherinnen und Besucher kamen und die Theatergruppe erhielt für ihr anspruchsvolles Projekt den Jugendpreis der Stadt Wetzlar. Aber auch andere Stücke mit friedenspolitischem Hintergrund führte die Theatergruppe auf, so Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ oder „Die letzten Kinder von Schewenborn“ von der bekannten Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang, mit der Jörg Simon bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr  freundschaftlich verbunden war. „Für mich seid ihr Hoffnungsträger“, sagte Pausewang über die Theatergruppe und diese Jugendarbeit im Ganzen. Simon lud die Schriftstellerin auch immer wieder zu Vorträgen und Seminaren ins Paul-Schneider-Freizeitheim bei Dornholzhausen und in die Wetzlarer Werner-von Siemens-Schule ein, wo er Religionsunterricht erteilte. Viele Jahre hielt der Diakon gemeinsam mit einem Team auch die Abschlussgottesdienste der jährlichen Friedensdekade am Buß- und Bettag.

Er hatte Leitungsaufgaben im Paul-Schneider-Freizeitheim inne, hat dort zahlreiche Seminare und Fortbildungen für Jugendliche und Mitarbeitende angeboten und Jugendfreizeiten in ganz Europa organisiert.

Mitinitiiert hat Jörg Simon zudem den Konfirmandentag des Kirchenkreises Braunfels, der seit 2008 jedes Jahr, außer – coronabedingt – 2020 auf dem Gelände des Paul-Schneider-Freizeitheims stattfand. Hier feierte der Kirchenkreis auch mehrere „Gottesdienste im Grünen“, organisiert von den Mitarbeitenden des Freizeitheims und gestaltet von den Kirchengemeinden.

Jetzt kann sich Jörg Simon auf seinen wohlverdienten Ruhestand freuen.

Die Verabschiedung findet pandemiebedingt im kleinen Kreis statt.

bkl

Diakon Jörg Simon, langjähriger Jugendreferent des Kirchenkreises Braunfels und zuletzt des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill, tritt zum 1. August in den Ruhestand.