„Das war großartig“, „Und auf so hohem Niveau“. Die Kommentare am Ausgang der Stadthalle waren ausnahmslos voll des Lobes für das Pop-Oratorium „Credo – das Vermächtnis“.

Mit 1000 Besuchern konnte der Veranstalter, der Verein „Kunst & Glaube“ (Greifenstein), ein ausverkauftes Haus melden.

In drei Stunden führte das von Jochen Rieger komponierte und dirigierte Werk durch die Kirchen- und Menschheitsgeschichte. Ein komprimierter Religionsunterricht in moderner Popmusik.

Der Aufwand für diese begeisternde Aufführung war enorm. 150 Akteure auf der Bühne: Chorsänger, Solisten, Tänzer und Instrumentalisten sorgten für eine Reise vom Paradies bis in die Gegenwart. Kerntruppe der Credo-Akteure war der von Rieger aus 70 Sängerinnen und Sängern geformte Lahn-Dill-Worship- und Gospelchor, 2006 brachte er die gleichnamige CD heraus.

In diesem Frühjahr begannen die Proben für das Werk, das eine so große Publikumsresonanz gefunden hat. Unter den Akteuren war die 54-Jährige Nicola Gocke aus Waldsolms-Griedelbach. „Mich fasziniert, dass der christliche Glaube nicht ein „ich glaube an“, sondern vielmehr ein „ich glaube dir“ ist. Durch die ganze Geschichte hindurch haben Menschen das erlebt und sind so in ihrem Handeln und Schaffen inspiriert und durchgetragen worden. Credo führt schlaglichtartig durch diese Geschichte der Beziehung zwischen Menschen und Gott. Ich habe große Hochachtung vor der musikalischen und szenischen Kreativität Jochen Riegers, der am Leitfaden des apostolischen Glaubensbekenntnisses entlang die Kirchengeschichte abwechslungsreich zu einem großen Ganzen komponiert hat“.

Damit diese Arbeit bei den Zuschauern ankam, sparte die Technik nicht an Licht und Effekten. Stephan Steinseifer, Dozent an der Theologischen Hochschule Ewersbach und Radioredakteur führte das Publikum mit historischen Fakten durch die Zeitreise. Immer wieder machten Spielszenen in historischer Kleidung die Geschichte lebendig. So traten Adam und Eva auf, die von der Schlange umgarnt wurden, bis Adam endlich in den Apfel biss. Die Schlange als Symbol des Bösen kam auch wieder vor, als es um die Berichte aus dem Neuen Testament und in der Gegenwart vor.

Pfarrer Joachim Grubert (56), Seelsorger in den vier pfarramtlich verbundenen Gemeinden Volpertshausen-Weidenhausen, Vollnkirchen, Reiskirchen und Niederwetz war als Paulus zu sehen, seine Frau Angelika sang im Chor mit. „Mich begeistert die Idee, das Credo, unserer Glaubensbekenntnis, musikalisch darzustellen. Noch mehr fasziniert mich, dass auf multimediale Weise deutlich wird, wie das Evangelium von Jesus Christus die Geschichte Europas prägt und Werte schuf, die für das Zusammenleben der Menschen unabdingbar sind: Die Menschenwürde und Menschenrechte gründen in der Gottebenbildlichkeit des Menschen, unser Gesundheitswesen wurzelt in der christlichen Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Der vom technischem Fortschritt bestimmte Alltag setzt eine Wertschätzung der Vernunft und eine Zukunftsorientierung voraus, die auf dem Boden des jüdisch-christlichen Weltbildes gedeihen konnte“, sagte Grubert zu seinem Engagement bei der Aufführung.

Martin Luther, Johann Sebastian Bach, der Liederdichter Paul Gerhardt, Dietrich Bonhoeffer, der von den Nationalsozialisten im Dritten Reich ermordet wurde, Kaiser Konstantin, der den Sonntag als Feiertag im Jahr 321 nach Christus einführte, Bonifatius und viele Zeitzeugen der Kirchengeschichte betraten die Bühne und erklärten dabei, was sie mit dem christlichen Glauben verbindet.
Steinseifer erwähnte die ersten Christenverfolgungen unter Kaiser Nero und schlug den Bogen in die Gegenwart, in der Christen als die größte verfolgte Religion weltweit gelten. Aber auch dunkle Stunden in der Kirchengeschichte verschwieg er nicht, etwa die Kreuzzüge im Mittelalter, die Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich, die Verfolgung der Waldenser in Italien, den 30-jährigen Krieg oder die Tatsache, dass

25 Lieder, alle in moderne Musik verpackt, versicherten die anwesenden Christen ihres Glaubens. Bei den Liedtexten haben zahlreiche Autoren mitgewirkt. „Befiehl du deine Wege“ von Paul Gerhardt, „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Martin Luther oder „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Bonhoeffer, dessen Gedicht der Allendorfer Musiker Siegfried Fietz in Liedzeilen gefasst hat, gehörten dazu. Aber auch Texte heutiger Autoren waren zu hören, so von dem Braunfelser Buchautor Eckart zur Nieden und dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von ERF Medien, Jürgen Werth.

Die Aufführung mündete in dem Rieger-Song „Credo“, der dem gesamten Projekt den Namen gab. Beim großen Finale sparte das Publikum nicht an Lob durch reichlich Applaus und erklatschte sich schließlich eine Zugabe.

lr[vc_gallery interval=”5″ images=”6104,6106,6105″ img_size=”full”]Bild 1: Chor und Instrumentalisten bei der Aufführung des Pop-Oratoriums Credo in der Stadthalle.

Bild 2: Jesus und seine Jünger

Bild 3: Großes Finale bei „Credo – das Vermächtnis“.