Seit drei Jahren ist der Terror über das westafrikanische Land Burkina Faso hereingebrochen. Das beunruhigt nicht nur die 20 Millionen Einwohner des Landes sondern auch den mittelhessischen „Arbeitskreis Brot für die Welt-TIKATO“ im Kirchenkreis an Lahn und Dill. Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in den nördlichen und westlichen Landesteil. „Für uns war es im Januar noch möglich, das Staudammprojekt am Tikatosee zu besuchen“, berichteten Heidi Janina Stiewink und Dr. Wilhelm Wilmers bei einem Vortrag im Rahmen der Interkulturellen Woche im Gemeindehaus an der Hospitalkirche von ihrer letzten Reise in das Land an der Sahelzone. Mit Spenden- und Kollekten-Geldern vor allem aus den beiden Kirchenkreisen werde derzeit der von der Sonne ausgetrocknete Staudamm mittels Steinen befestigt. Die Arbeiten erledigten die Burkinabe ehrenamtlich.
1974 hatte die Tätigkeit des Arbeitskreises nach einem Aufruf zur Hilfe für die von Dürre betroffene Region Obervolta durch die kirchliche Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ ihren Anfang genommen. Mithilfe von Brot für die Welt und dem Arbeitskreis Tikato entstand damals ein Regenwasser-Rückhaltebecken bei Pissila im Nordosten des Landes, das nun in einem Unruhegebiet liegt.
In 46 Jahren hat Tikato über 185 Projekte gefördert. Vor allem Projekte zur Bildung und Ernährungssicherheit werden voran getrieben, damit die Menschen im Land bleiben.
Partner ist das kirchliche Entwicklungsbüro ODE, so Stiewink. Regelmäßig besucht die Vorsitzende des Arbeitskreises mit weiteren Mitgliedern die Projekte. Der einstige Geologe Wilmers, der bereits den Bau des Stausees begleitete, erläuterte den Zuhörern die sichtbaren Anzeichen des Klimawandels. Die mittlere Temperatur in Burkina Faso sei um 1,5 Grad angestiegen. Die Niederschläge sind so gering, dass die Ernten geringer ausfallen.
Stiewink und Wilmers erläuterten, dass das Projekt keine Einbahnstraße ist. Immer wieder kommt es zu Begegnungen auch in Wetzlar. Partner aus Burkina Faso besuchen Tikato und berichten in Kirchengemeinden aus Projekten in ihrer Heimat. So entstehe ein interkultureller Austausch.
Die beiden Tikato-Verantwortlichen zeigten ihre Besuche bei verschiedenen Projekten. So zeigten sie eine Kirche, deren Dach die Evangelische Kirchengemeinde Wetzlar mit 6000 Euro finanziert hat. Ebenfalls hatte die Kirchengemeinde den Bau einer Entbindungsstation unterstützt. Stiewink konnte an der Einweihung eines Erweiterungsbaus für den Kindergarten in Tiguendalgue teilnehmen, der durch Spenden aus Mittelhessen möglich gemacht wurde.
Ferner zeigten sie ihren Besuch bei einem Projekt von Michael Yanogo, der seit den 80er Jahren eine Werkstatt für Seifenherstellung begleitete. In der Frauenkooperative sind heute 95 Frauen beschäftigt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf von Mangos in Wetzlar und Umgebung konnten Schulbänke für 160 Mädchen und Jungen angeschafft werden. Ein erfolgreiches Beispiel einer besonderen Maßnahme hatten sie im Gepäck: Ghislain Kougorpoa war aus Burkina Faso für ein Praktikum bei Rittal eingeladen worden. Seine hier gewonnenen Erfahrungen haben ihn dazu befähigt, nun als technischer Direktor eines Wasserunternehmens mit 64 Mitarbeitern tätig zu sein.
Derzeit unterstütze Tikato das Projekt Gassan – Sougourbila. Dabei geht es um Gemüsegärten mit Brunnenbewässerung. Das Projekt habe eine beachtliche Größe, denn es bezieht 46 Dörfer mit 57.000 Einwohnern ein.
Ein Besuch führte auch zum deutschen Botschafter in der Hauptstadt Quagadougou und Stiewink begegnete auch dem Alternativen Nobelpreisträger Yacouba Sawadogo, den Tikato für sein Projekt „Pflanzen gegen die Wüste“ unterstützt hat.
lr