„Bringing Namibia to you“: rhythmische Tänze, kräftige Stimmen und afrikanische Lebensfreude:

Sie haben mit afrikanischer Lebensfreude, kräftigen Stimmen und fröhlich-rhythmischen Tänzen ihr Publikum erfreut: die Bridgewalkers (Die über Brücken Gehenden) aus Namibia gaben drei Konzerte im Kirchenkreis Wetzlar. „The Lion sleeps tonight“ (Der Löwe schläft heut Abend), ein Lied aus Südafrika, das vor allem durch den Disneyfilm „König der Löwen“ bekannt ist, gehörte ebenso zu ihrem Repertoire wie viele traditionelle afrikanische Lieder. Teils präsentierten die 18 Sängerinnen und Sänger um ihren Leiter Johannes Frederick die Lieder in englischer Sprache und in der khoe-khoe Sprache gesungen, die sich durch ihre Klicklaute auszeichnet. Das Konzert unter dem Motto „Bringing Nambia to you“ (wir bringen Namibia zu Ihnen) erreichte voll das Ziel. Der Alltag in der Township und die Hoffnungen für die Zukunft sind genauso Thema wie die tiefe Bedeutung der christlichen Botschaft für die Menschen. Dabei wird spürbar, wie sehr diese Musik im politischen, religiösen und alltäglichen Leben Namibias verwurzelt ist. Das Publikum klatschte mit. Nur die deutsche Nüchternheit hielt die Menschen zurück, ihre Lebensfreude im Tanz auszudrücken. Im ersten Teil sangen die Namibier Gospels ihrer Heimat. Die Volkslieder drückten etwas aus vom Lebensalltag der Menschen im südlichen Afrika, vom Stolz der Frauen, vom Werben der Männer um die Mädchen, vom Verhältnis der Kinder zu ihrer Mutter.
Die Bridgewalkers waren nicht nur Botschafter ihres Landes sondern auch ihrer Kirche. Seit 1980 besteht eine Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Wetzlar und dem Kirchenkreis Windhoek. Im Township Katutura bei Windhoek ist der Chor beheimatet, den Johannes Frederick und Jeremia Doeseb im Jahr 1992 als Jugendchor gründeten. Heute gehören ihm bis zu 70 Sängerinnen und Sänger an.
1993 machte sich eine Auswahl des Chores auf den Weg nach Deutschland. Ein Jahr später rüstete sich ein Chor aus Mittelhessen für einen Gegenbesuch und nannte sich „Bridgewalkers“, so die Vorsitzende der Partnerschaft, Dr. Christiane Esser. Seitdem gab es immer wieder Besuche hin und her. Das Besondere an dem Chor: Er sammelt Straßenkinder aus den Homelands, um ihnen eine Lebensperspektive zu geben. Weil Afrikaner ohne Musik ebenso wenig atmen können wie ein Fisch an Land, war es nur logisch, denen, die Hilfe suchen, die christliche Botschaft durch Gesang und Tanz nahezubringen. Der 50-jährige Chorleiter Frederick steht für die komplette Organisation.
Die diesjährige Reise nach Deutschland ist eine Jubiläumsreise, denn der Chor erinnert an seine jetzt 25-jährige Geschichte. Die Historie ihres Kirchenkreises ist tief mit der rheinischen Kirche verbunden. 1842 kamen die ersten Missionare der Rheinischen Mission, heute Vereinte Evangelische Mission (VEM), im südlichen Afrika an. Die Partnerschaft verschiedener Kirchengemeinden nach Namibia soll auch ein Beitrag sein zur Versöhnung. Die rheinische Kirche mahnt die Bundesrepublik immer wieder an, sich für die Verbrechen zu entschuldigen, die das Deutsche Reiche in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika angerichtet hat. Am 12. Januar 1904 begann der antikoloniale Widerstand gegen die deutsche Zwangsherrschaft. Von 80.000 Herero überlebten nur 15.130 den Völkermord, der 1908 endete, 13.000 von 30.000 Damara und 9.780 von 20.000 Nama. Fachleute bezeichnen den Krieg als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts.
So schwingt in den Besuchen ein ernstes Thema mit. Über die Partnerschaft und die gegenseitigen Besuche wollen die Kirchen die entstandenen Gräben überwinden.

Das scheint in den Konzerten in Wetzlar, Lützellinden und Volpertshausen gelungen. Das Publikum erklatschte sich weitere Zugaben. Zum Abschluss bildeten die Sängerinnen und Sänger ein Spalier an der Kirchentür und verabschiedeten die Besucher persönlich mit weiteren Liedern. Pfarrer Aurel Everling lobte in der Kreuzkirche „Sie haben uns vom ersten Ton an Namibia nahe gebracht“.

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[vc_gallery interval=”5″ images=”5291,5292,5293″ img_size=”full”]Der namibische Chor „Bridgewalkers“ bei seinem Auftritt  in der Kreuzkirche.