Zwei medizinische Projekte von Erfolg gekrönt.

„Ein einziger Finger hebt kein Mehl auf, aber wenn die Finger der Hände zusammenkommen, können Berge aufgerichtet werden“, sagt Dr. Adonija Bazie mit einem alten burkinischen Sprichwort und spricht von partnerschaftlichem Engagement. Und so empfindet das kleine Krankenhaus am Rande der Hauptstadt Ouagadougou die Hilfe aus Mittelhessen. In 2016 hatten die Evangelischen Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar ein Konzert zur rheinischen Ökumene-Aktion „Weite wirkt“ veranstaltet. Dies in der Kreuzkirche von Burkina Faso- Künstlern gemeinsam mit Partnerschaftsvertretern aus Botswana/ Namibia und Indonesien. Geteilt hatte man die Kollekte, und TIKATO hatte zusätzlich noch mit weiteren Spenden aufgestockt. So gingen 2.500 Euro in die Sahelzone; für 500 Euro wurden Zusatzmaterial zu Atemmasken gekauft, die das Deutsche Rote Kreuz Wetzlar der TIKATO -Gruppe für Burkina geschenkt hatte und die an Dr. Donald Yanogo, Facharzt für Diabetes weiter gegeben wurde; zwei Mal 1000 Euro gingen außerdem an Bedürftige mit völlig unterschiedlichem Ziel.

Projekt für alte, mittellose und schwerst Erkrankte

Im Projekt mit- der im Wetzlarer Konzert auch als Sängerin aufgetretenen-  Dr. Adonija Bazie, Allgemeinärztin und angehende Herz-Fachärztin, waren alte, mittellose, schwerst Erkrankte die Zielgruppe. „Wegen ihres Alters begegnen sie Schwierigkeiten aller Art: Armut, Beschäftigungsmangel, Misshandlung, sozialer Ausschluss insbesondere älterer Frauen, erschwerter Zugang zur sozialen Grundversorgung, andauernde Vorurteile ihnen gegenüber“, berichtet Dr Bazie.

Während alte Menschen früher innerhalb der Familie oder der Gemeinschaft integriert und versorgt waren, werde ihre Stellung und Rolle in der Gesellschaft heute infolge des wirtschaftlichen und sozialen Wandels neu und oft zu ihrem Nachteil  definiert.

In Yorgin, 15 Kilometer vom staatlichen Krankenhaus der Hauptstadt entfernt, gibt es kein fließendes Wasser und keinen Strom. Es kamen- nach gemeinsamem Aufruf der politischen, traditionellen und geistlichen Führer- mit 55 Menschen doppelt so viele Menschen wie erwartet zur Untersuchung. Davon waren  76 Prozent Frauen. Sie litten u.a. an Lepra, Herz-, Atem-  und Lungeninsuffizienz, Harn- und Darminfektionen sowie schwerer Arthrose. Alle konnten mit Medikamenten versorgt werden durch die Kollekte aus Wetzlar, einige wurden zusätzlich im Krankenhaus überwacht. Das ärztliche Team hatte zuvor medizinisches Material erworben vom Blutdruckmesser über Thermometer bis hin zu Desinfizierungs- und Arzneimitteln. Das Pflegeteam um die Initiatorin Damoaliga Jokébed bestand aus zwei Ärzten, zwei Pflegern, einer Fachkrankenschwester für psychische Gesundheit, fünf freiwilligen Hilfsschwestern sowie einem Verwalter der Notapotheke.

Nach Abschluss des Projekts dankt ein ganzes Dorf: „ Eure Maßnahme zur Verbesserung der Gesundheit von mittellosen, alten Menschen war hier eine Premiere, aber so sehr erfolgreich. Dankt bitte allen Spendern“.

Förderung der Anmeldung von Geburten in  schwer zugänglichen Regionen Burkinas

Das Auto von Dr. Donald Yanogo blieb im Schlamm stecken, als er in die Gemeinde Bousse, 50 Kilometer von Ouagadougou entfernt auf der Straße nach Ouahigouya, zur Eröffnung des Projekts fahren wollte. Kinder und Jugendliche halfen ihm wieder raus. Die Gegend ist vor allem in der Regenzeit nur schwer zugänglich.

Der von Yanogo gegründete Verein ABBEC (Gemeinnütziger Verein für Wohlergehen) freute sich sehr über die für ihn hohe Summe, mit der er die kommunale Aktion unterstützen konnte. Mit ihr hat Dr. Yanogo und sein Team im Laufe dieses Jahres 500 bedürftigen Menschen zu Geburtsurkunden und 1000 zu Personalausweisen verholfen. Damit haben sie Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung und Pflege, Verbesserung der demografischen Daten zur Planung von Entwicklungsarbeit sowie Zugang zum Bankwesen.

Diese Kampagne  zur Förderung der Erfassung der Bürger in Burkina Faso ist traditionell in der Subsahara etwas Neues. Der Aktion ging eine Sensibilisierungskampagne voraus: Viele Menschen wissen nicht, wir wichtig Ausweispapiere sind, die Urkunden braucht man ebenfalls für Impfkampagnen und: ohne Geburtsurkunde ist kein Schulbesuch mehr möglich. „Nun müssen diese Kinder nicht mehr zu Hause bleiben, wenn das eigentliche Datum der Einschulung naht“, freut sich der Arzt aus der Hauptstadt. „Und für die Jugend und die Frauen in sozial prekärer Lage vor allem ist der Ausweis der Zugang zur Arbeitswelt und zu Krediten.“

Die ganze Region dankt den Spendern in Mittelhessen, in der Kreuzkirchengemeinde, den evangelischen Kirchenkreisen und der TIKATOgruppe für sein Engagement. “Bald werden wir eine von Journalisten begleitete öffentliche Abschlussfeier hier organisieren, damit auch andere Regionen erinnert werden, wie lebenswichtig solche Projekte sind“, so die Verantwortlichen in Burkina Faso.

sti

Bild 1:  Dr. Donald Yanogo (Mitte), inmitten der Wartenden zur Registrierung

Bild 2: Hier ist menpower gefragt…

Bild 3: Vor allem Frauen warten auf eine Behandlung.