Der Fahrradlenker ist schief, das Rad eiert, der Sitz wackelt, die Bremsen greifen nicht mehr richtig oder der Schlauch hält die Luft nicht mehr. Es gibt viele Ursachen, warum das geliebte Fahrrad nicht mehr seinen Dienst versieht. Ehrenamtliche Hilfe haben Wetzlarer in den vergangenen Jahren in der Fahrradwerkstatt in Niedergirmes gefunden. „1995 hat der Internationale Bund eine Fahrradwerkstatt in Wetzlar eröffnet“, erinnert sich Michael Wagner (50). Etwa 2013 übernahm die Diakonie an Lahn und Dill die Werkstatt. Zwei Mal in der Woche konnten Niedergirmeser und Geflüchtete ihr Fahrrad zum Reparieren vorbei bringen. Auch Ersatzteile gab es in der Werkstatt, die in der Sommerzeit geöffnet hatte. Oder es gab auch gespendete Fahrräder, weiß Chantal Meier vom Quartiersmanagement der Diakonie Lahn-Dill.
Mobile Fahrradwerkstatt als Lösung
Doch im September 2023 war die Zeit der Fahrradwerkstatt zu Ende, wurde doch die Nutzung von Grundstück und Räumen durch den Vermieter gekündigt. „Seitdem waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude“, erzählt Meier. Doch es habe sich nichts Passendes gefunden. Es war Michael Wagner, der auf die Idee kam, eine mobile Werkstatt einzurichten. Als junger Mann hat er an Fahrradrennen teilgenommen und hobbymäßig Fahrräder repariert. An seinem Fahrrad hat er einen Anhänger befestigt, auf dem er mit zwei Kisten ankommt. Darin sind Werkzeuge für die Fahrradreparatur und eine begrenzte Anzahl von Ersatzteilen. Für die Idee hat er auch Peter Offermann gewonnen.
Kleinere Reparaturen vor Ort möglich
Vor wenigen Tagen haben die beiden ihre mobile Werkstatt am Nachbarschaftszentrum in Niedergirmes vorgestellt. Sofort kamen einige Radfahrer vorbei und einzelne ließen ihren Drahtesel durchchecken. „Wir können hier kleinere Reparaturen vornehmen, aber bei größeren Schäden muss das Rad in die Werkstatt“, erklärt Wagner. Sein erster Kunde hat ein eierndes Hinterrad und die Anzeige am E-Bike funktioniert nicht. Wagner und Offermann schaffen es, das Rad soweit zu reparieren, dass es wieder verkehrstüchtig ist. Die digitale Anzeige aber braucht einen Einsatz des Fachhändlers.
Hilfe zur Selbsthilfe
„In der stationären Werkstatt hatten wir viele Ersatzteile. Das geht jetzt bei der mobilen nicht, erläutert die Quartiersmanagerin. In Ausnahmefällen könne das Team mit Ersatzteilen aushelfen. „Die Ehrenamtler bieten Hilfe zur Selbsthilfe bei der Reparatur des Fahrrades an“. Deshalb sollen die Fahrradbesitzer während der Reparatur anwesend sein. Die Quartiersmanagerin erinnert sich an das Jahr 2015, also besonders viele Flüchtlinge nach Wetzlar kamen. Damals gab es jede Menge in der Fahrradwerkstatt zu tun, um Geflüchteten einen fahrbaren Untersatz zur Verfügung zu stellen.
„Fahrräder, die bei uns erworben werden können, sind Spendenräder“, erzählt Meier. Diese Räder werden vom Team auf Fahrtauglichkeit geprüft und Mängel ausgebessert. „Zuhause in Werdorf habe ich bereits viele Spendenräder gesammelt. Die müssen aber alle noch durchgecheckt werden“, sagt Wagner.
Ab Frühjahr 2025 geht es los
Ab dem kommenden Frühjahr werden Wagner und Offermann ihre mobile Fahrradwerkstatt zwei Mal in der Woche für einige Stunden öffnen. Derzeit wird noch an einem Konzept gearbeitet und Wagner bemüht sich um eine Genehmigung für ein mobiles Gewerbe, um an verschiedenen Orten den ehrenamtlichen Service anbieten zu können.
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Fotos: RED