Am vergangenen Samstag fand im Gemeindehaus Oberkleen ein besonderes Frauenmahl statt, zu dem der Frauenausschuss des Kirchenkreises an Lahn und Dill und das Bildungsreferat des Kirchenkreises eingeladen hatten. Im Zentrum der Veranstaltung stand das Thema „Resilienz“ – die Fähigkeit, Herausforderungen und Krisen zu überwinden und daran zu wachsen. Als Referentin konnte die erfahrene Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Friederike Fleck gewonnen werden, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen in einem inspirierenden Vortrag teilte.

„Resilienz ist ein Sehnsuchtsort“

Friederike Fleck eröffnete den Abend mit der Frage, was Menschen resilient macht und wie sie Krisen überstehen. Anhand der bekannten „Kauai-Studie“ von Emmy E. Werner, einer Langzeitstudie über die Entwicklung von 698 Kindern auf Hawaii, erläuterte Fleck die Grundlagen der Resilienzforschung. Die Studie zeigt, dass sich Kinder, die widrigen Lebensumständen ausgesetzt waren, oft trotz schwieriger sozialer und medizinischer Faktoren erstaunlich positiv entwickeln. Faktoren wie Selbstwirksamkeit, Zielorientierung und ein starkes Kohärenzgefühl („Das Leben hat einen Sinn“) sowie Unterstützung durch die Gemeinschaft spielen dabei eine wichtige Rolle.

Resilienz als Balanceakt und individuelle Entscheidung

Fleck stellte jedoch auch eine kritische Frage an die Teilnehmerinnen: „Ist es überhaupt erstrebenswert, immer resilienter sein zu wollen?“ Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf Resilienztraining für ihre Mitarbeitenden, doch Pfarrerin Fleck betonte, dass es auch wichtig sei, persönliche Belastungsgrenzen zu erkennen und zu respektieren. Anstatt nur auf Widerstandskraft zu setzen, sprach sie sich für einen „besonderen Umgang mit Stress und Techniken der Resilienz“ aus, die Rücksicht auf individuelle Grenzen nehmen.

„Die Resilienz entwickelt sich oft erst in der Krise“, so Fleck. Menschen, die sich ihren Herausforderungen stellen und diese aushalten, finden oft eine neue innere Stärke. Sie ermutigte die Anwesenden, sich selbst nicht zu überfordern und Krisen auch als Momente der Reflexion und Neuorientierung zu sehen.

Der Glaube als Quelle der Resilienz

Ein wesentlicher Bestandteil von Flecks Vortrag war die Rolle des Glaubens in der Resilienzentwicklung. Sie stellte fest, dass die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema in Deutschland noch begrenzt ist, doch betonte sie die Kraft des Glaubens: „Wer religiös ist, der hat in der Krise einen breiten Horizont mehr.“ Fleck erklärte, dass der christliche Glaube nicht nur für Krisenbewältigung lehrt, sondern auch das Vertrauen in Gottes Hilfe und Unterstützung stärkt. „Die Bibel ist voll an Überwindungsgeschichten. Gott hat eine Schwäche für die Schwachen“, sagte sie und machte damit deutlich, dass der Glaube für viele Menschen eine wichtige Ressource in schweren Zeiten sein kann.

Gemeinschaft und Genuss

Das Frauenmahl bot den Teilnehmerinnen nicht nur inspirierende Inhalte, sondern auch eine wertvolle Gemeinschaftserfahrung. Bei einem leckeren Drei-Gänge-Menü konnten die Frauen den Abend in entspannter Atmosphäre genießen und miteinander ins Gespräch kommen. Für die musikalische Untermalung sorgte die Gruppe „Mehr Licht“ aus Gießen, die den Abend harmonisch abrundete

 

JCK

Fotos JCK:

Bild 1: Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Friederike Fleck referierte zum Thema „Resilienz“.

Bild 2: Bildungsreferent Jochen Gessner vom Kirchenkreis begrüßt die Teilnehmerinnen des Abends.

Bild 3: Inge Michel vom Frauenausschuss des Kirchenkreises eröffnet den Abend.

Bild 4: „Mehr Licht“ sorgten für die musikalischen Highlights.

Bild 5: Genuss und Gemeinschaft beim Frauenmahl in Oberkleen.