Evangelischer Kirchenkreis an Lahn und Dill bildet Ehrenamtliche zu Seelsorgern aus:

„Ich bin schon öfter als Gesprächspartnerin für seelsorgliche Anliegen angesprochen worden“, sagt Anja Schuller aus Leun. Die 46-Jährige hat sich vorgenommen, die Seelsorge professioneller anzugehen und sich das entsprechende Rüstzeug zuzulegen. Da kam ihr der Kurs für Ehrenamtliche in der Seelsorge, den der Kirchenkreis an Lahn und Dill in diesem Jahr angeboten hat, gerade recht.

Auch Tom Genz, der in Hohenahr-Altenkirchen wohnt, ist die Seelsorge ein wichtiges Anliegen. Der 61-jährige Ruheständler hat als ehemaliger Begleiter für Alte und Demenzkranke sowie als Palliativbegleiter bereits viel berufliche Erfahrung mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen. „Jetzt kommt der Glaube dazu“, sagt der Presbyter der Kirchengemeinde Altenkirchen. „Ich weiß um die Not der Menschen. Der Kurs für Ehrenamtliche in der Seelsorge macht für mich die Sache rund.“

Anja Schuller und Tom Genz haben am ersten kreiskirchlichen Ausbildungskurs „Wege begleiten“ für Ehrenamtliche in der Seelsorge teilgenommen. Insgesamt 100 Theorie- Unterrichtseinheiten haben sie gemeinsam mit sechs weiteren Frauen und Männern zwischen 42 und 68 Jahren aus der Region an Lahn und Dill an Abenden und Wochenenden in diesem Jahr absolviert. Es geht darum, Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen, wie zum Beispiel im Alter, bei Krankheit und in existenziellen Fragen beizustehen, ihnen wertschätzend zu begegnen und ihnen einen geschützten Raum zu bieten. Mögliche Einsatzgebiete für den ehrenamtlichen Dienst sind dabei Kirchengemeinden, Kliniken sowie Alten- und Pflegeheime.

„Seelsorge ist die ‚Muttersprache‘ der Kirche“, hält der ehemalige Krankenhauspfarrer Hans-Dieter Dörr fest. „Eine Mutter hat ein offenes Ohr, kann sich einfühlen, berät und tröstet. Menschen mit der entsprechenden Begabung, die sich ehrenamtlich ausbilden lassen, die brauchen wir!“ Dörr hat gemeinsam mit Pfarrer i.R. Eberhard Hoppe, dem ehemaligen Koordinator der Notfallseelsorge Lahn-Dill, und Pastorin Birgit Meier den ersten Kurs geleitet.

Anja Schuller und Tom Genz machen jetzt ihre ersten eigenen Schritte in der Praxis. Beide erzählen von positiven Erfahrungen: „Viele Menschen, die wir besuchen, sind einsam. Sie sind dankbar für die Zeit, die wir ihnen schenken und freuen sich, dass wir ihnen zuhören.“ Solche Begegnungen erleben die ehrenamtlichen Seelsorger selbst als innerlich bereichernd.

Eingesetzt ist Tom Genz im Pflegeheim „Haus Königsberg an der Lahn Wetzlar“ der Königsberger Diakonie. Wenn es gewünscht wird, spricht er gern auch ein Gebet oder einen Segen bei seinen Besuchen. Die Mentorin von Tom Genz, Pastorin Birgit Meier, hat unter anderem Erfahrung als Seelsorgerin in der Königsberger Diakonie sowie im Hospiz Haus Emmaus. Anja Schuller wird ihre Begabung in der Kirchengemeinde Am Solmsbach einsetzen. Die ausgebildete Bankkauffrau arbeitet in Niederbiel nebenberuflich als Sekretärin der Kirchengemeinde und als ehrenamtliche Küsterin. Sie möchte bei ihren Seelsorgebesuchen an ihren Erfahrungen in der Gemeindearbeit gern anknüpfen und dabei auch für Jüngere zur Verfügung stehen. Ihr Mentor, Gemeindepfarrer Michael Perko aus Burgsolms, hat eine Klinische Seelsorgeausbildung absolviert und ist seit vielen Jahren im Kuratorium der Telefonseelsorge aktiv. Zu den Aufgaben der Mentoren gehört es, den Kontakt zwischen den Verantwortlichen des jeweiligen Arbeitsfeldes und den Ehrenamtlichen herzustellen und zu begleiten sowie Reflexionsgespräche zu führen.

Der Ausbildungskurs schließt Ende Oktober mit einem Kolloquium (Abschlussgespräch) und einem Gottesdienst, in dem die Ehrenamtlichen für ihren Dienst in der Seelsorge offiziell vom Superintendenten beauftragt werden. Aktuell wird dies der Gottesdienst zur Herbstsynode am Freitag, 1. November, um 16 Uhr in der evangelischen Kirche Hochelheim (Hauptstraße 54) sein.

2023 hatte die Synode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill eine Konzeption für die Ausbildung Ehrenamtlicher in der Seelsorge beschlossen. „So wie es seit Jahren bereits für die Notfall- und die Telefonseelsorge guter Brauch ist, bieten wir nun zum ersten Mal auch für andere Seelsorgebereiche eine hochwertige Qualifizierung für Ehrenamtliche an“, erklärt Dr. Hartmut Sitzler. Der Superintendent sieht darin eine Chance beispielsweise für die Gemeinden, für die aufgrund des Pfarrermangels immer weniger Hauptamtliche zur Verfügung stehen, ebenso wie für die Absolventen des Kurses: „Sie haben eine sinnerfüllende Aufgabe.“

Wer Interesse hat und sich beteiligen möchte: Am Freitag und Samstag, 24. und 25. Januar 2025 startet der nächste Kurs „Wege begleiten“ für Ehrenamtliche in der Seelsorge. Einen diesbezüglichen Informationsabend gibt es am Freitag, 22. November, in der Zeit von 18 bis 19.30 Uhr im Gemeindesaal der Hospitalkirche (Langgasse 3) in Wetzlar. Krankenhauspfarrerin Friederike Fleck und Pastorin Birgit Meier stellen die Ausbildung vor und beantworten Fragen rund um den Kurs. Anmeldeschluss ist der 29. November.

Kontakt: Friederike Fleck, Tel. 0176 5221 5462 oder Birgit Meier, E-Mail: birgit.meier@ekir.de

Hier geht es zum Flyer mit weiteren Informationen zum neuen Seelsorgekurs „Wege begleiten“: Ehrenamtliche Seelsorge_Flyer

 

bkl

Anja Schuller und Tom Genz freuen sich auf ihren Einsatz als Ehrenamtliche in der Seelsorge in Kirchengemeinde und Pflegeheim.