Benefizkonzert für die Arbeit mit Kindern in der Ukraine:

„Ich fühlte mich oft wie eine leere Batterie. Euer Applaus gibt mir Kraft.“ So bedankte sich die Sängerin Olga Tokar bei den rund 100 Gästen eines Benefizkonzertes in dem mit Blumen pfingstlich geschmückten evangelischen Kirchenzentrum in Braunfels.

Pfarrer Sven Seuthe hatte in seiner Begrüßung erklärt, warum sie und nicht wie angekündigt der Priester und Sänger Oleksandr Klimenko ihre Stimme erklingen ließ. Jener hatte sich am Mittwochabend  telefonisch von der ukrainisch-polnischen Grenze gemeldet. Ukrainische Grenzbeamte hatten ihn aus dem Zug geholt, verhört und auf Grund eines neuen Gesetzes zur Ausreise von wehrfähigen Männern an der Weiterreise gehindert.

Olga Kotar ist spontan eingesprungen. Sie hatte einige Zeit in Deutschland gelebt, kehrte aber der Familie wegen in die Ukraine zurück. Mit elf mal Umsteigen traf sie noch rechtzeitig am Freitag Mittag ein. Mitgebracht hatte sie noch zwei in Deutschland lebende Studentinnen, die Sängerinnen Julia Romanenko und Hanna Mykhalevych, eine Banduraspielerin.

Organisiert hatte das Konzert Kateryna Diatlova. Sie lebt mit ihren Söhnen seit über zwei Jahren in Laufdorf. Sie ist mit orthodoxen ChristInnen in Deutschland wie in der Ukraine gut vernetzt. Mit Unterstützung vom Laurentiuskonvent hat sie eine orthodoxe Gemeinde aufgebaut. Sie kennt sowohl die Zerrissenheit der Geflüchteten wie die Not in der Ukraine. Um zu trösten und ein Stück ukrainischer Kultur für Deutsche erfahrbar zu machen, ergriff sie die Initiative für das Benefizkonzert. Sie sucht finanzielle Unterstützung für Kinder- und Jugendfreizeiten in der Ukraine. Unterstützung bekam sie durch den Arbeitskreis Frieden sowie vom Osteuropa-Ausschuss im Kirchenkreis an Lahn und Dill. Eine große Spende kam von “Hilfe für Osteuropa”, einer vor 30 Jahren eingerichteten Abteilung der Diakonie.

Arbeit mit Kindern ist in der Ukraine gegenwärtig sehr wichtig. Viele Eltern können die Kosten für Freizeiten nicht aufbringen. Zum Teil leben Familien getrennt, manche Väter sind getötet oder Invalide, viele Menschen sind traumatisiert oder behindert.

Der Gesang und die Musik der Künstlerinnen konnte viel Anspannung bei den ZuhörerInnen lösen. Erwachsene ließen Tränen fließen, während Kinder in einer Ecke ruhig malten. 1553 Euro kamen an Spenden beim Konzert zusammen.

Für die Tontechnik sorgten Tobias Bürgel und Kevin Knoch (Sky Church Kölschhausen).

Anschließend gab es einen Imbiss. Die Gespräche drehten sich unter anderem um die Politik der ukrainischen Regierung und um die Rolle der orthodoxen Kirchen bei der Verteidigung gegen Russland.

Ernst von der Recke

Bild 1: Ein bewegendes Benefizkonzert mit unter anderen (v.l.) Julia Romanenko, Iryna Folmann und Julia Romanenko erlebten rund 100 Zuhörende in der evangelischen Friedenskirche in Braunfels. (Foto Ernst von der Recke)

Bild 2: Das Benefizkonzert wurde gestaltet von (v.r.): Kateryna Diatlova, Iryna Folmann, Olga Tokar, Hanna Mykhalevych mit der Bandura und Julia Romanenko. (Foto Marie-Noelle von der Recke)