1800 Menschen kommen zur Krippenausstellung in die Untere Stadtkirche:

„Ist hier der Jesus auch?“ fragte ein dreijähriger Junge und freute sich jedes Mal, wenn er das Christuskind in jeder neuen Krippenszene in der Ausstellung in der Unteren Stadtkirche gefunden hatte. Eltern und Großeltern erklärten ihren Kindern die Weihnachtsgeschichte von dem Christuskind, das arm in einem Stall geboren und zum Retter der Welt wurde. Besucher erzählten von ihren Krippen, die teils seit mehreren Generationen jedes Jahr wieder aufgebaut werden. Manche  setzten sich auch einfach nur in die Kirchenbänke, um die ruhige Advents-Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Am zweiten Adventssonntag ist die diesjährige Aktion „Kirche draußen im Advent“  mit adventlicher Musik, Kirchenstand und Schwerpunkt auf der elftägigen Krippenausstellung zu Ende gegangen.

Von der Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill in Kooperation mit der kreiskirchlichen Frauenarbeit und der Bildungsarbeit organisiert, waren in der Unteren Stadtkirche mehr als 70 Krippen aus vielen Erdteilen zu sehen. Diesmal wurden zudem digitale Bilder präsentiert: aus der Ausstellung auf der kreiskirchlichen Homepage in den Corona-Jahren und vom Krippenweg in Fellingshausen.

Dabei haben insgesamt 1.800 Menschen die Präsentation in der Zeit vom Donnerstag vor dem 1. Advent bis einschließlich 2. Advent besucht. Auch eine Gruppe mit aus der Ukraine Geflüchteten hatte viel Freude an den unterschiedlichen Krippenszenen. „Danke denen, die ihre wunderschönen Krippen für die Ausstellung zur Verfügung stellen“, hat jemand ins Gästebuch geschrieben. 18 Frauen und ein Mann, die die Schau ehrenamtlich begleiteten, beantworteten Fragen der Besucher und sorgten für eine besinnliche Atmosphäre.

Die evangelische Religionslehrerin Marion Giersbach-Schmidt und der katholische Kaplan Lucas Weiss waren mit weiteren Lehrkräften und 80 Schülerinnnen und Schülern der dritten und vierten Schuljahre der Wetzlarer Lotte-Schule in der Krippenausstellung. Besonders gut habe den meisten Kindern die große alpenländische Krippe im Altarraum gefallen, berichtet Giersbach-Schmidt. Die alltäglichen Szenen wie Holzhacken wirkten auf die Schüler sehr lebensecht. „So, als kämen gleich alle wieder aus dem Stall und die Arbeit ginge weiter.“ Diese Krippe hat Schnitzer Heribert Wenzel der Kirchengemeinde Wetzlar in diesem Jahr zum Geschenk gemacht. Ein Geschwisterpaar habe sich gleich am Nachmittag daran gemacht, eine eigene Krippe zu basteln, erzählt Giersbach-Schmidt weiter. Manche wollten die Ausstellung gemeinsam mit den Eltern noch einmal besuchen.

Zwei ganze Wochenenden lang war Krippenschnitzer Wenzel aus Kirburg im Kreuzgang der Unteren Stadtkirche mit seiner Schnitzwerkstatt vor Ort und präsentierte seine Kunst. Aus Wenzels Arbeit sind zwei beeindruckende Kokosnuss-Krippen entstanden. Auch Kindern hat er seine Arbeit erklärt. So beispielsweise den Enkeltöchtern von Rita und Peter Gümbel aus Oberquembach, die gemeinsam in die Untere Stadtkirche gekommen waren. „Wenn du Holzbildhauerin werden willst, musst du erst einmal lernen zu zeichnen“, erklärte der Künstler der elfjährigen Cecilia und zeigte ihr, wie man eine Landschaft mit Bäumen zeichnet. Und Youna, vier Jahre alt, freute sich über die kleine Kokosnusskrippe, für die Wenzel winzige Figuren schnitzte und bemalte.  „Die passt überall hin, wenn man nicht viel Platz hat, auch auf die Fensterbank“, so der Schnitzer, der für diese besondere Arbeit eine Pinzette benutzte.

Orgelmusik von Kreiskantor Dietrich Bräutigam und Kirchenmusikdirektor Joachim Eichhorn erfreute die Besucher. Darüber hinaus gab es auch spontane musikalische Einsätze: Noemi Domokos aus Braunfels bereicherte die Anwesenden mit Orgelklängen.

„Die Besucherinnen und Besucher waren sehr angetan von der Ausstellung“, resümiert Marlene Förster von der kreiskirchlichen Frauenarbeit. Sie hatte die „Krippenwacht“ organisiert. Es habe viel Lob gegeben im Sinne von „Schön, dass es das wieder gibt“, auch von Menschen, die von außerhalb kamen. „Die Krippenausstellung ist gut angekommen und kann wieder stattfinden“, ist Marlene Förster überzeugt.

„Zusätzlich zu den vielen Leuten, die bewusst gekommen sind, war eine Menge Laufkundschaft da“, berichtet die Vorsitzende des Arbeitskreises „Brot für die Welt-Tikato“, Heidi Janina Stiewink, über den Kirchenstand der Tikato-Gruppe an der Lahnbrücke. Die Menschen seien wegen der selbstgebackenen Mangokekse und des burkinischen Kunsthandwerks wie Leder- und Schnitzarbeiten gekommen. „Wir haben viel verkauft zugunsten burkinischer Binnenflüchtlinge.“

Auch die Musik im Freien erfreute sich wieder großer Beliebtheit. Das Alphornbläser-Trio „TreAlp“ spielte mit viel Publikum auf dem Eisenmarkt alpenländisches sowie adventliches Liedgut. Während der Gospelchor Aßlar seine Aufführung im illuminierten Heidenhof des Doms krankheitsbedingt absagen musste, können Musikliebhaber am 14. Dezember dort um 17 Uhr den Bläserkreis Dutenhofen hören. Zur musikalischen Vesper vor Weihnachten sind Interessierte jeweils freitags um 18 Uhr, am 15. und am 22. Dezember, herzlich in die Untere Stadtkirche eingeladen.

bkl

Bild 1: Krippenschnitzer Heribert Wenzel erklärt Cecilia (r.), wie man im Vorfeld einer Holzarbeit eine Zeichnung anfertigt. Schwester Youna und Großmutter Rita Gümbel schauen zu.

Bild 2: Um die Figuren für die Kokosnusskrippe zu bemalen, benutzt Heribert Wenzel eine Pinzette.

Bild 3: Viel zu entdecken gab es in der Schnitzwerkstatt im Kreuzgang.

Bild 4: Auch im Altarraum waren zahlreiche Krippen aufgebaut.

Bild 5: Diese Krippe in einer Arche ist eine Leihgabe von Annedore Reinstädtler aus Waldgirmes.

Bild 6: Auch eine Krippenszene aus Kenia war Teil der Ausstellung.

Bild 7: Die Krippe von Klaus Butte hat auch in vergangenen Jahren bereits viele Menschen begeistert.

Bild 8: Neu für die Besucher war auch diese auf einen großen Feldstein aufgezeichnete Krippe.