Herbstsynode des Kirchenkreises an Lahn und Dill tagt in Katzenfurt:

„In dieser Zeit der Verunsicherung liegt mir eine selbstbewusste evangelische Kirche am Herzen“, fasste Superintendent Dr. Hartmut Sitzler seinen Jahresbericht vor der Synode im Bürgerhof in Katzenfurt zusammen. „Wir brauchen Klarheit in Botschaft und Struktur. Wir sollen nach innen die Presbyterien und Mitarbeiterschaft stärken und nach außen Mut zur Schwerpunktsetzung haben.“ Als Beispiel nannte der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill hier die Kinder- und Jugendarbeit. Am Beginn einer neuen Epoche gelte: „Unsere Aufgabe ist die Erneuerung der Kirche.“ Sitzler hatte Gedanken eines Synodenmitgliedes, dass es zu viel um Verwaltung und zu wenig um Seelsorge gehe und es seitens der Kirchenverwaltung nicht mehr Verwaltung, sondern mehr Kirche brauche, zum Leitfaden seiner Ausführungen gemacht. Seelsorge habe viele Gesichter, erklärte er, ob am Krankenbett oder zu Hause, im Supermarkt, im Festzelt oder im Rahmen der Notfallseelsorge, in der Frauenhilfe und im Pfarramt: „In der Seelsorge wird an der Kirche gebaut.“ Angesichts der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen bedeute Seelsorge auch, aus evangelischer Perspektive Orientierung zu geben, so der Theologe vor den 81 Delegierten. In diesem Sinne müsse Kirche erkennbar sein. Dazu gehöre auch ein klares Nein „zu neuen Diskussionen über wertes und unwertes Leben, Rassismus, Jubel über das Unglück von Feinden und zum abartigen Widerspruch zwischen explodierendem Reichtum und wachsender Armut.“

Jahresberichte

Die Zusammenarbeit mit Kommunen, Vereinen und der Öffentlichkeit war Thema der Jahresberichte für die 43 Gemeinden und 36 kreiskirchlichen Arbeitsgebiete. So stellen zahlreiche Kirchengemeinden ihre Gemeindehäuser für kommunale Veranstaltungen, Familienfeiern und auch für Kita-Gruppen zur Verfügung. Gottesdienste werden anlässlich von Dorf- und Vereinsjubiläen gefeiert, die Veranstaltungstermine mit den Ortsvereinen abgestimmt. Es gibt eine gute Zusammenarbeit im Einsatz für Geflüchtete, in der Tafelarbeit, mit der zivilen Jugend- und Seniorenarbeit, den Schulen und im Kulturbereich. Evangelische Büchereien stehen allen Bürgern zur Verfügung. Andere Gemeinden wünschen sich mehr Einfluss der Kirche im örtlichen Leben. Angemerkt wurde auch schwindendes ehrenamtliches Engagement und die steigende Bedeutung der Beziehungspflege.

Lektorenausbildung und Freiwilliges Evangelisches Jahr (FEJ)

Damit die Pfarrer in ihrem Dienst unterstützt werden, beschloss die Synode eine Konzeption für die Ausbildung im Lektorendienst. Ziel der Ausbildung ist, geeignete Menschen dazu anzuleiten, selbständig Gottesdienste unter Verwendung von Lesepredigten halten zu können. Zu den Inhalten der Ausbildung gehören Theologie und Liturgie des Gottesdienstes, Umgang mit Bibel und Gesangbuch, das Erstellen und Sprechen von Gebeten und biblischen Texten sowie die Auswahl von jeweils geeigneten Lesepredigten und Liedern. Die Ausbildung, von einem kreiskirchlichen Beauftragten angeleitet und von Mentoren begleitet, dauert ein halbes Jahr und beginnt mit einem Pilotjahrgang im September 2024.

Darüber hinaus wurde der Synode eine Konzeption für das Angebot eines Freiwilligen Evangelischen Jahres (FEJ) für junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren vorgelegt und beschlossen. Träger ist die Diakonie Rheinland Westfalen Lippe, deren Schwerpunkt auf der Arbeit mit betreuungsbedürftigen Menschen liegt. Dazu gehört der Einsatz in der Alten- und Krankenpflege sowie für Menschen mit Behinderung. Ein FEJ-Beauftragter des Kirchenkreises wird die Freiwilligen betreuen. Zu den Einsatzorten gehören diakonische und Einrichtungen der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Kirchengemeinden und christliche Freizeiten. Teil des FEJ soll zudem ein Auslandseinsatz mit den weltweiten Partnerschaften des Kirchenkreises sein. Der Beginn des ersten Jahrgangs ist für September 2025 geplant.

Für 2024 werden 20,5 Millionen Euro an Kirchensteueraufkommen in den Haushalt eingestellt (Vorjahr 19,5 Millionen Euro). Unter Berücksichtigung der geplanten Erträge, der voraussichtlichen Aufwendungen und der Rücklagenentnahmen kann ein positives Jahresergebnis von 157.000 Euro erwartet werden. Die kreiskirchliche Umlage bleibt für 2024 mit 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gleich. Die neugeschaffenen Stellenanteile für die Ausbildung Ehrenamtlicher in der Krankenhausseelsorge, die Lektorenausbildung und das Freiwillige Evangelische Jahr sind durch Rücklagen abgesichert. Darüber hinaus wird der Kirchenkreis die Tafel Wetzlar im nächsten Jahr mit 40.000 Euro bezuschussen, sodass die Einrichtung entsprechend planen und die Menschen unterstützen kann, die Hilfe brauchen.

Anträge

Weiter beschloss die Kreissynode, bei der Landessynode zu beantragen, den Stellenumfang für die Ausbildung von Prädikanten zu erweitern, damit Interessierte nicht wie bisher lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Ein zusätzlicher Antrag an die Landessynode betrifft ein fehlendes landeskirchliches Fortbildungsprogramm für die Verwaltung. Kirchenkreise und Kirchengemeinden litten unter einem Fachkräftemangel, hieß es.

Margit Hartmann, Abteilungsleiterin der Superintendentur, tritt nach mehr als vier Jahrzehnten Dienst im Kirchenamt zum 1. März 2024 in die passive Phase ihrer Altersteilzeit. Superintendent Dr. Hartmut Sitzler überreichte auf ihrer letzten Synode, die sie verantwortlich organisierte, mit herzlichen Worten einen Blumenstrauß.

Für die Landeskirche sprach Kirchenrat Dr. Frank Peters ein Grußwort.

 

Mit einem Abendmahlsgottesdienst in der evangelischen Kirche in Katzenfurt hatte die Synode ihren Auftakt genommen. Den Gottesdienst gestalteten Ortspfarrer Ulrich Ries mit weiteren Mitgliedern der kreiskirchlichen Indonesien-Partnerschaft und der Botswana-Partnerschaft mit ihrem Vorsitzenden Thomas Fricke. Delegationen aus dem Kirchenkreis hatten in diesem Jahr in dem asiatischen und in dem afrikanischen Land jeweils das 40-jährige Jubiläum mit den dortigen Partnern gefeiert. Eine aktualisierte Partnerschaftsvereinbarung zwischen dem Kirchenkreis an Lahn und Dill und der Christlich-Protestantischen Angkola-Batakkirche (GKPA) in Indonesien unterzeichnete im Rahmen des Gottesdienstes Superintendent Hartmut Sitzler.

bkl

 

Bild 1: Jahresberichte, Konzeptionen und Finanzen standen auf der Tagesordnung der Synode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill.

Bild 2: Dr. Hartmut Sitzler hielt im Rahmen der Synode seinen Jahresbericht als Superintendent.

Bild 3: In den kreiskirchlichen Haushalt führte Jens Scholz, stellvertretender Kirchenamtsleiter, die Synodalen ein.

Bild 4: Ein Blumenstrauß vom Superintendenten für Margit Hartmann: Die Abteilungsleiterin der Superintendentur tritt zum 1. März 2024 in die passive Phase ihrer Altersteilzeit.

Bild 5: Eine Projektband gestaltete den Gottesdienst musikalisch mit (v.l.): Lilly Jakob, Tom Skotarczyk, Miriam Krentscher und Thomas Fricke.

Bild 6: Die aktualisierte Partnerschaftsvereinbarung zwischen dem Kirchenkreis an Lahn und Dill und der GKPA in Indonesien unterzeichnete Superintendent Hartmut Sitzler im Gottesdienst. Dies im Beisein von Pfarrer Ulrich Ries, Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses.