Christen setzen Zeichen des Friedens angesichts des Krieges in der Ukraine:
Ein Jahr war es am 24. Februar her, dass Wladimir Putin die Invasion in der Ukraine angeordnet hat. Von mehr als 200.000 Menschen, Zivilisten und Soldaten, die bisher getötet wurden, sprach Pfarrer Jörg Süß an diesem Abend bei seiner Begrüßung zur Musikalischen Vesper in der Wetzlarer Hospitalkirche. „Millionen Menschen mussten fliehen nach dem russischen Großangriff, durch den der seit 2014 andauernde Krieg eskalierte.“ Gott höre die Klagen und Gebete. „Wir bitten Gott, dass er uns hilft und Orientierung gibt.“
Gemeinden und Initiativen in der Region haben diesen Tag zum Anlass genommen, in ökumenischer Verbundenheit mit Vesper, Mahnwache und Friedensgebeten in Gotteshäusern und auf der Alten Lahnbrücke Zeichen des Friedens zu setzen.
Mehr als 160 Menschen hatten sich allein in der Wetzlarer Hospitalkirche versammelt, unter ihnen auch der Landeskirchenmusikdirektor der rheinischen Kirche, Ulrich Cyganek, als Gast.
Musikalische Akzente setzten Kantor Dietrich Bräutigam an der Orgel und der Chor Gospel+ sowie das Vokalensemble Reine Frauensache unter Leitung von Jochen Stankewitz. Eröffnet hatte das musikalische Gedenken der Chor Gospel+ mit dem Spiritual „Wade in the water“, arrangiert von Patsy Ford Simms und Andy Beck. Die alttestamentliche Geschichte von der Flucht der Israeliten vor den Ägyptern war hier das Thema. Trauer und Hoffnung prägten die geistlichen Gesänge, die von den insgesamt rund 60 ganz in Schwarz gekleideten Sängerinnen und Sängern klanglich vollendet vorgetragen wurden.
In seinem Gedenken an die Opfer des Krieges machte Pfarrer Björn Heymer deutlich, dass er sich wie gelähmt fühle: „Wir hören Nachrichten und sehen Bilder, und es treibt uns die Tränen in die Augen. Flüchtlinge in großer Zahl suchen Schutz und Unterstützung. Menschen werden verletzt und sterben.“ Familien würden zerrissen, Existenzen zerstört, beklagte der Theologe. Auf beiden Seiten weinten Mütter, Ehefrauen Geschwister und Kinder. „Den Opfern gelten unsere Gebete“, so Heymer. Was bleibe, sei ein ohnmächtiges und gleichzeitig mitleidendes Schweigen. Aber auch „ein Schweigen voller Respekt und Erwartung, dass dem Bösen Einhalt geboten wird und das Leben neu aufblühen möge.“ Pfarrer Heymer entzündete eine Kerze und es folgte eine Zeit der Stille als Raum für die Gedanken und Gebete der Anwesenden.
Als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) sprachen deren Vorsitzender, Dr. Norbert Hark, katholischer Diakon am Dom, und Sabine Bockel, Pastorin der freikirchlichen Anskar-Kirche Wetzlar, das Fürbittengebet.
Unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen!“ gab es auf der Alten Lahnbrücke im Vorfeld der Vesper eine Mahnwache. Dazu eingeladen hatten der Arbeitskreis Frieden im Kirchenkreis an Lahn und Dill und der Wetzlarer Friedenstreff. Den Verantwortlichen um Ernst von der Recke und Krista Eulberg ging es darum, der Kriegsopfer zu gedenken und um Frieden zu bitten. Als Zeichen dafür wurden zahlreiche Kerzen angezündet. „Auch wenn wir keinen direkten Einfluss nehmen können auf einen Waffenstillstand und auf Friedensverhandlungen, so sehe ich doch viele Möglichkeiten, auf eine Versöhnungsbereitschaft in vielfältigen Beziehungen hinzuarbeiten“, so Ernst von der Recke am Rande der Mahnwache.
Zu einer Andacht mit Liedern und Texten für Frieden und Freiheit versammeln sich zudem Christen im evangelischen Gemeindehaus Erda. In der Braunfelser Friedenskirche fand das Gedenken an den Ausbruch des Krieges unter Leitung von Pfarrer Sven Seuthe statt, hier im Rahmen des regulären Ökumenischen Abendgebetes am Freitag.
bkl
Bild 1: „Wade in the water“ sang der Chor gospel+ unter Leitung von Jochen Stankewitz zu Beginn der Musikalischen Vesper in der Hospitalkirche.
Bild 2: Rund 160 Menschen nahmen an der Musikalischen Vesper teil, gestaltet unter anderen von den vier Geistlichen (v.l.) Pastorin Sabine Bockel, Diakon Norbert Hark, Pfarrer Björn Heymer und Pfarrer Jörg Süß.
Bild 3: Der Chor „Reine Frauensache“ sang unter anderem liturgische Texte wie „Kyrie“ und „Agnus Die“.
Bild 4: Zu einer Mahnwache hatten sich Vertreter des Arbeitskreises Frieden und des Wetzlarer Friedenstreffs auf der Alten Lahnbrücke versammelt.