Pfarrer Herbert Hollatz begeht 50-jähriges Ordinationsjubiläum:

„Wenn wir als Kirche nicht noch mehr Mitglieder verlieren wollen, müssen wir uns öffnen, auf andere eingehen, auch auf Andersdenkende und Andersglaubende.“ So Pfarrer in Ruhe Herbert Hollatz aus Launsbach. Der Theologe nimmt auch mit 85 Jahren noch regen Anteil an aktuellen Themen, die Kirche und Gesellschaft betreffen. Am 15. Oktober begeht der Geistliche sein 50-jähriges Ordinationsjubiläum. Der damalige Propst Horst Schubring hat Herbert Hollatz in der Gießener Johanneskirche für den Dienst der öffentlichen Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung gesegnet und ausgesandt. In der Lukasgemeinde Gießen absolvierte Hollatz sein Vikariat bei Pfarrer Paul Zipp und hielt in der Johanneskirche seine ersten Predigten.

Geboren ist der Seelsorger in Dramburg (Pommern). Nach Abschluss der Realschule mit der Mittleren Reife und einer entsprechenden Ausbildung arbeitete er zunächst sechs Jahre als Finanzbeamter in Koblenz. Die vielen positiven Erfahrungen mit unterschiedlichen Pfarrern, seine Arbeit als Kindergottesdiensthelfer und die Mitgliedschaft im Posaunenchor bewogen ihn unter anderem dazu, ein entsprechendes Studium aufzunehmen. So erwarb er am Laubach-Kolleg in Oberhessen sein Abitur und studierte in Marburg evangelische Theologie. „Ich lese jeden Tag die Herrnhuter Losungen, aber auf historisch-kritischem Hintergrund“, berichtet der Geistliche. „Mir war immer wichtig, deutlich zu machen, dass Glauben und Verstehen zusammengehören“, ergänzt Hollatz und verweist auf den Theologen Rudolf Bultmann, der ihm diesbezüglich Vorbild ist. Kirche solle sich nicht anbiedern, aber auf die Menschen zugehen, ist er überzeugt: „Etwas von der guten Botschaft ‚Glaube, Liebe, Hoffnung‘ weiterzutragen, darauf kommt es an.“ Diese Erkenntnis verbindet Herbert Hollatz mit einem Vers aus dem 1. Johannesbrief: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm (Kapitel 4, Vers 16).

Seine erste Pfarrstelle führte den Seelsorger in die Aliceschule Gießen, wo er bis 1976 Religionsunterricht erteilte und auch als Vertrauenslehrer wirkte. Weil er sich jedoch auch im Predigtdienst und in der Seelsorge an Alten und Kranken engagieren wollte, bewarb er sich als Pfarrer für die Kirchengemeinde Launsbach. Zu seinen dienstlichen Schwerpunkten gehörten in den folgenden 13 Jahren auch die Kindergottesdienst- und Jugendarbeit sowie die Erteilung von Religionsunterricht. Doch die Schule ließ den Theologen nicht los.

Die Kreissynodalvorstände Braunfels und Wetzlar wählten Herbert Hollatz 1988 in das Amt des Schulreferenten, das er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 innehatte. Viele Aufgaben hat der Geistliche damit übernommen: Beispielsweise durch das Erteilen von Unterricht und Feiern von Schulgottesdiensten die Verbindung zwischen Kirche und Schule zu knüpfen und zu erhalten, für die Aus- und Fortbildung der Religionsfachkräfte zu sorgen und die gute ökumenische Zusammenarbeit mit dem katholischen Amt für Religionspädagogik und dessen damaligen Leiter Dr. Manfred Stolte zu pflegen. Austauschen konnte er sich über das Thema Schule auch immer wieder mit Ehefrau Margot, mit der Herbert Hollatz inzwischen seit 55 Jahren verheiratet ist. Sie war Rektorin der Grundschule Launsbach und damit als eine der ersten Pfarrfrauen in den Kirchenkreisen Braunfels und Wetzlar berufstätig.

Auch auf kreiskirchlicher Ebene hat sich der Vater dreier erwachsener Kinder und Großvater von sechs Enkelkindern (eines spielt heute in der Deutschen Nationalmannschaft der Basketballer) engagiert: Er war Skriba (Schriftführer) im Kreissynodalvorstand Wetzlar und stellvertretender Abgeordneter zur Landessynode.

Bis vor ein paar Jahren hat Hollatz noch Gottesdienste und Amtshandlungen gehalten. Viel Freude hat er weiter daran, „in Gottes Schöpfung zu wirken“, wie er es nennt, und sein kleines Gartenparadies zu pflegen. Darüber hinaus liebt Herbert Hollatz Geselligkeit und gute Gespräche: „Fast jeden Morgen fahre ich nach Gießen und treffe mich dort mit Alterskameraden. Wir sprechen über aktuelle Themen und tauschen Erinnerungen aus.“

 

bkl

Pfarrer Herbert Hollatz begeht am 15. Oktober sein 50-jähriges Ordinationsjubiläum.