Frauen zeigen hohen ehrenamtlichen Einsatz auf der Jugendburg Hohensolms:

„Marina hat die Waschmaschine gerettet.“ Irina Lyakisheva erklärt, wie Marina Fedosova Geflüchteten in einer Notlage geholfen und ihnen auf der Jugendburg Hohensolms die Waschmaschine repariert hat.

Dass die beiden sich gut verstehen, spürt man gleich im ersten Moment. Gekonnt werfen sie sich die Bälle zu, wenn es um ihren Einsatz auf der Burg geht. Und Teamarbeit ist hier gefragt, denn seit dem 5. Mai, dem Ankunftstag der ersten Flüchtlinge aus der Ukraine, muss alles gut durchorganisiert werden: Ob es um das Ausfüllen von Anträgen wie für Kindergeld, Jobcenter oder Krankenkasse geht, um Begleitung und Übersetzung bei Arztbesuchen, die Organisation von Einkäufen, Besuche des Kleiderkarussells in Erda oder das Besorgen von Geburtstagsgeschenken für Kinder.

Beide Frauen, die eine aus Erda, die andere aus Hohensolms, engagieren sich ehrenamtlich für die Menschen aus der Ukraine. Eine Aufwandsentschädigung erhalten sie vom Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill. Marina Fedosova hat seit dem 1. Juli zudem einen Minijob bei der Diakonie Lahn Dill für die Flüchtlingshilfe, finanziert vom Lahn-Dill-Kreis. Beide Frauen haben russische, beziehungsweise russisch-ukrainische Wurzeln, leben seit vielen Jahren in Deutschland und sprechen fließend Russisch und Deutsch.

77 Geflüchtete (davon mehr als 15 Kinder) leben derzeit in acht Schlaf- und acht Tagesräumen auf der Jugendburg Hohensolms, deren Träger die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist. Bis November dieses Jahres läuft der Mietvertrag des Lahn-Dill-Kreises für das Gebäude. Die EKHN ist dabei, die Jugendburg zu verkaufen, doch der Vertrag soll bestehen bleiben.

Irina Lyakisheva, gelernte Krankenschwester, unterstützt beim Aufschreiben von Krankengeschichten auf Deutsch für die Ärzte. Sie kann gut organisieren, und auch Anträge kompetent ausfüllen. Die 37-Jährige ist in Elternzeit und hat ihre Kinder immer bei sich. Auch Marina Fedosova bringt ihre russisch sprechende Tochter mit auf die Burg. „Sie spielt mit den Kindern und hat auch schon deutsche Freundinnen mitgebracht“, erzählt sie von dem guten, integrierend wirkenden Miteinander. Die 42-Jährige kann gut zuhören. Sie nimmt sich viel Zeit für seelsorgliche Gespräche, vermittelt auch in Konflikten. Manchmal sei es schwer, sich abzugrenzen, erzählt sie. Die Hohensolmserin arbeitet beruflich als Finanzbuchhalterin.

Seit dem 1. Juli ist Viola Heep, bei der Diakonie Lahn Dill angestellt, für die Flüchtlingsbegleitung zuständig. „Es ist unglaublich, was die Frauen bisher schon geleistet haben, gerade auch an Sozialarbeit“, sagt sie über Fedosova und Lyakisheva. Vertrauen sei bei den Geflüchteten auf der Burg aufgebaut worden und gewachsen.

Bis zu 30 Wochenstunden pro Person seien sie ab dem Ankunftstag der ersten Flüchtlinge ehrenamtlich tätig gewesen, sagt Lyakisheva. „Manchmal war es sehr viel, manchmal weniger“, ergänzt Fedosova. Seit dem Dienstantritt von Viola Heep sei der Aufwand geringer geworden. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist aber weiter das Übersetzen. Manchmal bekommen sie sogar nachts Anrufe. „Wenn zum Beispiel ein Kind Fieber hat“, berichten sie. Aber die beiden verweisen auch auf andere Ehrenamtliche, die sich auf der Burg einsetzen. Susanne Pfeiffer zum Beispiel, die sich insbesondere die Bearbeitung von Anträgen zur Aufgabe gemacht habe. Andere seien für die Organisation einer Kleiderkammer für Erwachsene zuständig. Die beiden Frauen setzen sich nicht nur eigenhändig ein, sondern leisten auch Hilfe zur Selbsthilfe. Flüchtlinge, die schon länger da sind, können gut die Neuankömmlinge unterstützen, finden sie. Und die beiden Frauen kennen die Menschen und wissen genau, welches Kind von wem zu welcher Schule geht oder wer bei welchem Arzt war. Diese können dann andere, die es brauchen, informieren und zum Austausch zur Verfügung stehen.

Und warum tun sie das alles? „Weil es selbstverständlich ist“, so Irina Lyakisheva. „Am Anfang ist sonst niemand dagewesen“, sagt Marina Fedosova. Und sie wollen ihren unermüdlichen Einsatz weiterführen: „So lange, wie Leute hier sind“, sind sich beide einig.

„Es ist aber sehr wichtig, dass sich noch mehr Ehrenamtliche engagieren“, sind Irina Lyakisheva und Marina Fedosova überzeugt. Gebraucht würden Menschen, die mal ein Fahrrad reparieren, einen Ausflug ins Schwimmbad oder ins Grüne organisieren oder bei einem Bastelangebot mitmachen. Russisch sprechen zu können, sei dabei nicht zwingend Voraussetzung. Wer die Sprache aber beherrscht, kann bei Arztbesuchen unterstützen, die Menschen begleiten und übersetzen.

Wer sich vorstellen kann, hier mitzumachen, für den oder die ist Viola Heep Ansprechpartnerin: Telefon 0157 7801 3255 oder E-Mail v.heep@diakonie-lahn-dill.de

Finanziell unterstützt werden kann die Flüchtlingsarbeit über folgendes Spendenkonto:

Evangelischer Kirchenkreis an Lahn und Dill
Flüchtlingshilfe Ukraine
Sparkasse Wetzlar
IBAN: DE47 5155 0035 0000 0088 88

bkl

Marina Fedosova (l.) und Irina Lyakisheva (r.) begleiten mit hohem ehrenamtlichen Einsatz Geflüchtete auf der Jugendburg Hohensolms.