Margot Claudi wird 100 Jahre alt:
Margot Claudi aus Kraftsolms hat viel zu erzählen. Ein reiches Leben liegt hinter der Seniorin, die heute 100 Jahre alt wird.
Mehrere berufliche Tätigkeiten hat sie ausgeübt, wurde zweimal zur Witwe und bekam mit ihrem zweiten Mann einen Sohn. In der Kirchengemeinde und darüber hinaus ist sie vor allem durch ihre jahrzehntelange Arbeit im Presbyterium, als Lektorin und Leiterin der Frauenhilfe bekannt. Als sie 1974 zur Presbyterin der Kirchengemeinde Kraftsolms gewählt wurde, war Margot Claudi die erste Frau in diesem Gremium. Mehr als 20 Jahre wirkte sie in dem Kirchenvorstand, in den letzten Jahren auch als Kirchmeisterin.
Nach einer zweijährigen Ausbildung zur Lektorin, die sie 1980 begann, war die Jubilarin 15 Jahre in diesem Dienst ehrenamtlich tätig. Sie hielt regelmäßig Gottesdienste in den pfarramtlich verbundenen Kirchengemeinden Kröffelbach, Griedelbach und Kraftsolms und unterstützte damit Pfarrer Manfred Kimpel in seiner Gemeindearbeit. „Ich wollte dazu beitragen, dass die alten Menschen, die damals gewohnt waren, jeden Sonntag einen Gottesdienst zu besuchen dies in ihrem Dorf auch tun konnten“, beschreibt sie ihre Motivation, das Lektorenamt auszuüben. Ihre Verbundenheit mit der evangelischen Kirche führte auch dazu, dass Margot Claudi 30 Jahre lang die Frauenhilfe in Kraftsolms leitete und sich 40 Jahre lang als Sängerin im Frauenchor engagierte.
Geboren ist die Jubilarin am 21. März 1922 als Margot Hamacher in Köln. Dort wuchs sie mit ihrem jüngeren Bruder auf. Der Vater war Berufsfeuerwehrmann, die Mutter arbeitete als Hausfrau. Nach der Mittleren Reife absolvierte Margot Claudi eine Ausbildung zur Postangestellten und hatte vor, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Der Krieg führte jedoch dazu, dass sie Köln verlassen musste. Im Elternhaus ihrer Mutter in Kraftsolms fand sie eine neue Wohnung. Ab 1944 arbeitete Margot Claudi ein Jahr lang als Postangestellte in Wetzlar bis die Ankunft der Amerikaner eine berufliche Neuorientierung notwendig machte. Ihr erster Mann Josef Tobai, mit dem sie seit 1944 verheiratet war, starb als Soldat im Zweiten Weltkrieg in Ostpreußen.
Die Jubilarin bekam nach dem Krieg eine Stelle als Stationshilfe im Wetzlarer Krankenhaus. „Mir hat die Arbeit der Schwestern dort sehr gut gefallen“, erzählt sie. Die Tätigkeit habe sie ermutigt, eine Ausbildung als Krankenschwester in Wiesbaden anzuschließen. Dort hat sie auch kurzzeitig in diesem Beruf gearbeitet bevor sie eine entsprechende Stelle im Wetzlarer Krankenhaus antrat. Ab 1951 war Margot Claudi als kaufmännische Angestellte bei Buderus in Wetzlar tätig. Die Trauung mit ihrem zweiten Mann Erwin Claudi, mit dem sie noch die Goldene Hochzeit erleben konnte, fand 1954 statt. Zwei Jahre später zog das Ehepaar in das neu gebaute Haus in Kraftsolms ein. 1958 kam Sohn Gert zur Welt.
„Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben“, sagt die 100-Jährige, die seit Oktober 2021 im „Haus Solmsbachtal“ in Brandoberndorf lebt, im Rückblick. Trotz des Krieges habe sie eine schöne Jugend gehabt und auch die schweren Zeiten seien für sie annehmbar gewesen. „Der Glaube ist mir wichtig“, schließt Margot Claudi: „Der Herr hat mich bewahrt.“
bkl
Margot Claudi aus Kraftsolms feiert heute ihren 100. Geburtstag.