Stadt unterstützt Kampagne gegen Atomwaffen:

Am Neuen Rathaus in Wetzlar ist am 8. Juli die Mayors-for-Peace-Flagge in Gegenwart von Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen (FW),  des katholischen Dompfarrers Peter Hofacker sowie Vertretern des Arbeitskreises Frieden des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill mit Pfarrer Stephan Hünninger und des Wetzlarer Friedenstreffs gehisst worden. Die Fahne, die der Wetzlarer Friedenstreff und der Arbeitskreis Frieden mit Pfarrer Stephan Hünninger vor drei Jahren der Stadt überreicht hatten, steht als Zeichen für Frieden und die Abschaffung von Nuklearwaffen.

„Die Welt hat nicht wirklich etwas dazugelernt“, sagte Bürgermeister Viertelhausen im Blick auf den Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki vor 75 Jahren. „Die Bedrohung durch Atombomben besteht weiter.“ In diesem Zusammenhang sprach er auch die Differenzen zwischen den USA und Russland an.  Der New-Start-Vertrag zur Begrenzung von Atomwaffen läuft im Februar 2021 aus. Die Stadt Wetzlar sei gern bei den „Mayors for Peace“ dabei, so Viertelhausen.

„Leben zerstören oder Leben sichern?“ Das sei hier die Grundfrage, erklärte Pfarrer Hofacker, der für den Regionalverband Pax Christi Rhein-Main sprach. „Momentan leiden und sterben Menschen auch durch die Atomwaffenproduktion.“ Dass die Bürgermeister Druck auf die Regierung ausüben sollten, mahnte er an, denn Deutschland habe den Atomwaffen-Verbotsvertrag noch nicht unterschreiben. Gleichzeitig warb der Theologe dafür, Büchel mit seinem Atomwaffenlager nicht aus dem Blick zu verlieren.

Pfarrer Stephan Hünninger vom Arbeitskreis Frieden verwies auf das Buch Micha, Kapitel 4, Vers 3: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.“ Dieser Bibeltext sei im Kalten Krieg und in der Wendezeit 1989 grundlegend für das Wunder des Wiederaufbaus von Ost und West gewesen, im Einsatz für eine gemeinsame Sicherheit statt für eine Sicherheit gegeneinander. Dies sei auch in der heutigen Zeit mit ihren Krisen und Spannungen wichtig.
Im Dezember 2017 hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, der deutschen Sektion der „Bürgermeister für den Frieden“ beizutreten. Die weltweite Initiative war 1982 durch den Bürgermeister von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, mit dem Ziel der atomaren Abrüstung gegründet worden.

Am 8. Juli wird die Fahne jährlich gehisst, weil der Internationale Gerichtshof in Den Haag an diesem Tag im Jahr 1996 in einem Gutachten festgestellt hat, dass die Verwendung von Atomwaffen und die Drohung mit ihrem Einsatz im Allgemeinen dem Völkerrecht widersprechen. In Deutschland gehören inzwischen mehr als 680 Städte den „Mayors for Peace“ an. Das Netzwerk wirbt für den Beitritt zum Atomwaffen-Verbotsvertrag. Dieser wurde 2017 von 122 UNO-Mitgliedsstaaten beschlossen. Die deutsche Regierung hat einen Beitritt bislang verweigert.

bkl

 

 

Am 8. Juli am Rathaus gehisst: die Mayors for Peace-Flagge. Ansprachen dazu hielten Andreas Viertelhausen (oben re), Peter Hofacker (unten re) und Stephan Hünninger (Mitte, li).