Erster Greifensteiner Drive-in-Gottesdienst:
„Distanz zu halten fällt mir schwer“, gibt Armin Kistenbrügge offen zu. „Deshalb hat es mir auch selber gutgetan, die Menschen aus meiner Gemeinde zu sehen und mit ihnen Gottesdienst zu feiern“, so der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinden Greifenstein und Edingen nach dem ersten Greifensteiner Drive-in-Gottesdienst unter dem Titel „Wieviel Nähe lässt Gott zu?“ Und Gottesdienst mit Mundschutz und ohne Gesang, wie derzeit nötig, ist für den Theologen keine Alternative. „Herausfordernde Zeiten brauchen kreative Maßnahmen“, betonte auch Gemeindepädagoge Christoph Buskies bei seiner Begrüßung der rund 60 Autofahrer auf dem zwischen Wald und Wiesen idyllisch gelegenen Sportplatz.
Buskies und Kistenbrügge hatten diesen besonderen Gottesdienst gemeinsam mit einem tatkräftigen Team, das sich um Aufbau, Technik, Einhaltung der Hygiene und die Regelung der Ein- und Ausfahrt der Fahrzeuge kümmerte, vorbereitet. Ein Meter fünfzig Abstand musste auch zwischen den Autos eingehalten werden. Die Besucher durften nicht aussteigen, konnten aber zum Zuhören und Mitfeiern des Gottesdienstes das Fenster öffnen.
„Wir sind hier, weil es uns interessiert, weil wir lange keinen Gottesdienst mehr hatten und wir mit der Gemeinde zusammen sein wollen“, sagte Anna Nicodemus auf die Frage nach ihrer Motivation, am Sonntagmorgen hierher zu fahren. Sie war mit der ganzen Familie gekommen. Ihr Mann Jens ist Presbyter in der Kirchengemeinde und half beim Aufbau und bei der Technik mit. „Ich finde die Aktion klasse und möchte sie unterstützen“, erklärte auch Andrea Schöndorf, die sich im Ortsbeirat engagiert und Tochter Franziska mitgebracht hatte. Diese freute sich, „einfach mal rauszukommen“.
Dafür, dass die Gottesdienstbesucher sich aktiv beteiligen konnten, sorgte auch die Kirchenband Greifenstein-Edingen. Bei Liedern wie „Gott ist da“ oder „Jesus in my car“ konnte auch im Auto mitgesungen werden. Bei anderen Liedern durfte beim Refrain die Hupe eingesetzt werden, um den Rhythmus zu unterstützen, und auch die Lichthupe kam wiederholt zum Einsatz.
Die Balance zwischen Nähe und Distanz müsse derzeit neu ausgelotet werden, sagte Kistenbrügge in seiner Predigt über das Markusevangelium, Kapitel 1. Bei Jesus könne man lernen, wie man Gott nahekommen kann. „Hier sehen wir von Anfang an, wie sich Nähe und Abstand ergänzen“, erklärte der Theologe. Bereits in der Taufe Jesu sei Gottes Nähe spürbar geworden. Doch gleich danach war Jesus in der Einsamkeit der Wüste um sich dort über sich selbst klar zu werden. Jesus sei immer wieder auf Menschen zugegangen, um ihnen Gott nahe zu bringen, habe sich aber auch immer wieder zurückgezogen. „Wir sind auf die Gemeinschaft angewiesen“, sagte der Theologe. „Das macht der Abstand deutlich.“ Möglichkeiten, Nähe zu zeigen, gäbe es dennoch viele: zusammen zu schweigen, einander lange Briefe zu schreiben, miteinander zu telefonieren oder füreinander zu beten.
Wie Nähe unter Corona-Bedingungen im Gottesdienst sonst noch möglich sein kann, machte auch der Schluss des Gottesdienstes deutlich. Hier hatten sich die Veranstalter die Choreografie bei der Ausfahrt genau überlegt: Platzordner leiteten die Gottesdienstbesucher mit ihren Fahrzeugen so, dass alle durch die Reihen fuhren, jeder sich sehen und die Menschen einander beim Rausfahren zuwinken konnten.
Die Besucher waren nicht nur aus Greifenstein und Edingen, sondern auch aus den umliegenden Dörfern gekommen. Den weitesten Weg hatte jedoch ein Fahrzeug des Hessischen Rundfunks zurückgelegt, der sich dieses Event nicht entgehen lassen wollte, um den Beitrag noch am selben Abend in der Hessenschau zu senden.
Einen weiteren Drive-in-Gotttesdienst plant Kistenbrügge im Juni. Und an den kommenden Sonntagen werden wieder die beliebten Podcasts auf der Kirchengemeinde-Homepage zu sehen sein: www.kirche-edingen-greifenstein.de
Der Beitrag aus der Hessenschau ist hier aufrufbar:
https://www.youtube.com/watch?v=R1GblQMJ68I
bkl
Bild 1: Hatten den ersten Greifensteiner Drive-in-Gottesdienst auf dem Sportplatz gut vorbereitet (v.l.): Gemeindepädagoge Christoph Buskies und Pfarrer Dr. Armin Kistenbrügge.Bild 2: Die Kirchenband sorgte für die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes.
Bild 3: Möglichkeiten, einander zu begegnen, gab es auch bei der Ausfahrt.